Buchbesprechung:
Gottfried Franz Kasparek (Hg.)
Mit Richard Tauber auf der Bühne
Von Jarmila Novotna bis Elisabeth Schwarzkopf
Ein Lesebuch
Böhlau
von Peter Sommeregger
Sich dem hoch berühmten, ja legendären Tenor Richard Tauber über seine bevorzugten Bühnenpartnerinnen zu nähern, ist grundsätzlich keine schlechte Idee. Aber das Problem einer solchen Publikation besteht schon in der Auswahl der Porträtierten, die hier etwas willkürlich erscheint.
Ein erster Überblick am Anfang des Buches zitiert mehrfach aus dem umfangreichen Sängerlexikon von Kutsch/Riemens, das eine zumeist zuverlässige Quelle ist. Das Auswahlprinzip der in umfangreicheren Beiträgen vorgestellten Künstlerinnen ist aber nicht wirklich erkennbar.
Einige waren wie Tauber selbst rassistischer Verfolgung ausgesetzt, und mussten emigrieren, wie Jarmila Novotna, Fritzi Massary und Gitta Alpár, andere wie Maria Cebotari und Elisabeth Schwarzkopf arrangierten sich mit dem Nazi-Regime. Die Verteilung der Beiträge auf verschiedene Autoren erweist sich aber als nicht vorteilhaft, weil die Artikel unterschiedlich strukturiert, und dadurch unübersichtlich sind. Die Vielzahl der Quellen könnte ein Vorteil sein, manche scheinen aber nicht wirklich seriös, oder kritisch hinterfragt zu sein.
Die Migrationsgeschichten Einzelner ausführlich zu erzählen, ist richtig und gut, erfolgt aber durch die verschiedenen Autoren in unterschiedlicher Weise. Da und dort vermisst man in den Beiträgen auch wichtige Details.
So fehlt in der Schilderung der Don Giovanni-Aufführung in London, die Richard Taubers letzter Auftritt war, der Hinweis, dass Ausschnitte daraus auf Tonträgern erhalten sind.
Bei Jarmila Novotna fehlt der Hinweis auf ihre Mitwirkung im Rosenkavalier bei den Salzburger Festspielen 1949. Das mögen Kleinigkeiten sein, aber sie erschüttern am Ende doch das Vertrauen in die Sorgfalt der jeweiligen Recherche.
Natürlich darf man hier keine kompletten Biographien erwarten, was aber gleichzeitig den Sinn der Publikation in Frage stellt. Wer Genaues wissen will, ist jedenfalls nicht unbedingt gut bedient, das ist aber das Wesen solcher Sammelbände.
Schade, hier wurde eine Chance vertan.
Peter Sommeregger, 16. Juli 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
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