Heiter beschwingt und impulsiv startet Christian Thielemann mit seiner Staatskapelle Berlin ins Neue Jahr

Christian Thielemann, Staatskapelle Berlin | Konzert zum Jahreswechsel am 31. Dezember 2024 © Stephan Rabold

Jedenfalls hätte das erste Neujahrskonzert des frisch gebackenen Berliner Chefdirigenten – mit immerhin stolzen Preisen bis 160 Euro im Parkett – kaum besser gelingen können. Das Publikum war aus dem Häuschen, und der sichtlich zufriedene Kapellmeister dankte seinen Musikern vielfach mit erhobenem Daumen. 

Diana Damrau, Sopran
Mauro Peter, Tenor

Staatskapelle Berlin

Salonorchester Unter’n Linden
Leitung Salonorchester: Elias Corrinth

Musikalische Leitung: Christian Thielemann

Staatsoper Unter den Linden, 1. Januar 2025

von Kirsten Liese

Traditionen haben ihr Gutes, aber manchmal tut etwas Abwechslung ganz gut. Über viele Jahre hat Daniel Barenboim an Silvester Beethovens Neunte mit seiner Staatskapelle Berlin aufgeführt, und natürlich hätte das unter Christian Thielemann nahtlos so weitergehen können. „Berliner Staatskapelle, Christian Thielemann; Neujahrskonzert
Staatsoper Unter den Linden, 1. Januar 2025“
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Ein Abend, der fordert und begeistert

Abonnementkonzert IV © Stephan Rabold

Der mit der Staatskapelle bestens vertraute Thomas Guggeis präsentiert mit Strawinskys Bläsersinfonie, Richard Strauss‘ Metamorphosen und Alexander Zemlinskys Lyrischer Symphonie einen herausfordernden Abend. Guggeis und Staatskapelle machen das Konzert zu einem spannenden und intellektuellen Erlebnis.

Igor Strawinsky
Bläsersinfonien (1947)
Richard Strauss
Metamorphosen – Studie für 23 Streicher (1945)
Alexander Zemlinsky
Lyrische Symphonie in Sieben Gesängen nach Gedichten von Rabindranath Tagore (1922)

Musikalische Leitung: Thomas Guggeis
Sopran: Julia Kleiter
Bariton: Simon Keenlyside

Staatsoper Unter den Linden, 16. Dezember 2024

von Arthur Bertelsmann

Ausgerechnet die Staatsoper Unter den Linden, das traditionsreichste Opernhaus, bietet in ihrem vierten Abonnementkonzert das wohl avantgardistischte Vorweihnachtsprogramm in ganz Berlin.

Die Bläsersinfonien von Strawinsky, die Metamorphosen von Richard Strauss, sowie die Lyrische Sinfonie von Alexander Zemlinsky werden gespielt. Kassenschlager sind das nun wirklich nicht, und so ist – obgleich direkt vor dem Haus durch den Weihnachtsmarkt reger Betrieb herrscht – die Aufführung eher mäßig besucht. „Abonnementkonzert IV
Staatsoper Unter den Linden, 16. Dezember 2024“
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Meistersinger auf höchstem Niveau und ein stimmiges Regiekonzept sind an der Staatsoper Unter den Linden zu erleben

„Die Meistersinger von Nürnberg“? Nein, von Berlin. Gefeiert wird die Wiedereinigung – mit Nationalstolz. Das funktioniert ganz wunderbar unverkrampft wie überhaupt die Transformation des Stoffes in die Gegenwart. Zudem werden die alten Meister geehrt, nämlich große Sänger der Vergangenheit.

 Richard Wagner (1813 – 1883)
„Die Meistersinger von Nürnberg“

In deutscher Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln.
Libretto vom Komponisten
Uraufführung 1868 am Hof- und Nationaltheater München

Staatsoper Unter den Linden, 8. Dezember 2024

von Bianca Gerlich

An allen vier Adventssonntagen steht Wagners Oper „Die Meistersinger von Nürnberg“ auf dem Programm der Staatsoper Unter den Linden, ein wahres Fest für die Sinne! Die Inszenierung von Andrea Moses stammt aus der Saison 2015/16, und ist so gut gelungen, dass sie hoffentlich noch ein paar Jahre erhalten bleibt. „Richard Wagner, Die Meistersinger von Nürnberg
Staatsoper Unter den Linden, 8. Dezember 2024“
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Dieser Wagner-Abend wird ungewollt zum Generationswechsel

Staatsoper Unter den Linden © Marcus Ebener

Richard Wagner
Tristan und Isolde
Vorspiel und Liebestod

Die Walküre
Erster Aufzug

Andreas Schager  Siegmund
Anja Kampe  Sieglinde
René Pape  Hunding

Philippe Jordan  Dirigent
Staatskapelle Berlin

Staatsoper Unter den Linden, 25. November 2024

von Peter Sommeregger

Im Rahmen dieses Abonnementkonzertes wollte Daniel Barenboim, der emeritierte GMD des Hauses, noch einmal mit Wagner glänzen, sein inzwischen notorisch schlechter Gesundheitszustand verhinderte aber erneut sein Auftreten, schon die Premiere des neuen Ring des Nibelungen musste er 2022 abgeben. „Richard Wagner, Tristan und Walküre
Staatsoper Unter den Linden, 25. November 2024“
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Claus Guths wegweisende Frau-ohne-Schatten-Regie setzt dieses Werk auf die aktuellste Tagesordnung

Sarah Grether (Weiße Gazelle), Camilla Nylund (Die Kaiserin) und Michaela Schuster (Die Amme) © Hans Jörg Michel

…und die Berliner Staatsoper an die Spitze der Strauss-Liga   

Ausgerechnet vier Tage nachdem ein quasi-Barak in ein welteinflussreiches Amt gewählt wurde, setzt Berliner Staatsoper mit Claus Guths genialer, die Frau ohne Schatten aus der Märchenoper-Ecke befreiender Regie ein starkes Zeichen in der Strauss’schen Spitzenliga. Ein durchwegs souveränes Gesangsensemble komplettiert das künstlerische Gesamtkunstwerk, einzig ein undifferenziertes Orchester konnte mit diesem haushohen musikalischen Niveau nicht mithalten.

Die Frau ohne Schatten
Musik von Richard Strauss
Libretto von Hugo von Hofmannsthal

Staatsoper Unter den Linden, Berlin, 9. November 2024

von Johannes Karl Fischer

Ich könnte jetzt anfangen, die einzelnen Meisterleistungen zu loben, sei es Michaela Schusters packende Amme, Elena Pankratovas scharf gesungene Färberin oder auch Roman Trekels überragende Einspringerleistung als Geisterbote. Nein, das war einfach eine künstlerische Gesamtkunstleistung der allerersten Strauss-Klasse, an dessen Spitze Claus Guths wegweisende, spektakuläre und aussagekräftige Inszenierung thronte! „Richard Strauss, Die Frau ohne Schatten
Staatsoper Unter den Linden, 9. November 2024“
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„Nabucco“ in der Lindenoper beglückt musikalisch und bleibt dennoch merkwürdig kühl

Ivan Magrì (Ismaele), Mika Kares (Zaccaria), Marina Prudenskaya (Fenena), Luca Salsi (Nabucco), Ensemble und Chor © Bernd Uhlig

Es ist vieles ganz ausgezeichnet bei diesem ersten in der Staatsoper unter den Linden auf Italienisch gesungenen Nabucco: Schön anzusehen und schön anzuhören. Geradezu ein Designerstück. Doch zu Herzen geht das, was auf der Bühne passiert, nur deswegen, weil die Oper über den bluttriefenden Zwist zwischen den Assyrern und den Israeliten so furchtbar in unsere Zeit passt. Besonders, wenn man sie am 6. Oktober hört. Am Vorabend des Jahrestages.

Giuseppe Verdi, Nabucco
Libretto von Temistocle Solera

Staatsoper unter den Linden, Berlin, 6. Oktober 2024
Zweite Aufführung nach der Premiere am 2. Oktober 2024

Staatskapelle Berlin unter der Leitung von Bertrand de Billy
Staatsopernchor

Nabucco – Luca Salsi
Ismaele – Ivan Magrì
Abigaille – Anna Netrebko
Fenena – Marina Prudenskaya
Zaccaria – Mika Kares
Anna – Sonja Herranen
Abdallo – Andrés Moreno García
Hohepriester des Baal – Manuel Winckhler


von Sandra Grohmann

Deshalb gibt es auch viel zum Nachdenken an diesem Abend und deshalb ist es auch gut, dass die Komplexität der Gattung „Oper“ sich in einer gewissen Komplexität der Bühnensymbolik spiegelt. Das sprichwörtliche Schwarz/Weiß in den Kostümen lässt sich hier keineswegs eindeutig zuordnen, und die klassische Schwarz-Weiß-Rot-Trias wird ein wenig aufgebrochen, unter anderem dadurch, dass Anna Netrebko auch mal in Petrol erscheint (Kostüme: Vanessa Sannino).

Warum das Bühnenbild von Carmine Maringola aber in gefälliger Holz- und Blumenoptik erscheint und die Personenregie (Regie: Emma Dante) sich auf die tanzende Komparserie beschränkt, das will mir nicht einleuchten. Das ist zu sehr Design und zu wenig Theater.

„Giuseppe Verdi, Nabucco, Libretto von Temistocle Solera
Staatsoper unter den Linden, Berlin, 6. Oktober 2024“
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Musikalischer Zauber geht auch ohne künstlerischen Kraftakt: Camilla Nylunds Liedkunst verzaubert die Lindenoper 

Camilla Nylund © Natasha Orrell

Auch als Lied-Interpretin verzaubert die Richard-Strauss-Königin Camilla Nylund die Berliner Lindenoper. Dieser Liederabend stand der am Vortag fegenden Nabucco-Premiere musikalisch um nichts nach! 

Camilla Nylund, Sopran
Helmut Deutsch, Klavier

Lieder von Erich Wolfgang Korngold, Alexander Zemlinsky, Armas Järnefelt, Alban Berg, Gustav Mahler und Richard Strauss

Staatsoper Unter den Linden, Berlin, 3. Oktober 2024

von Johannes Karl Fischer  

Erst am Vortag testete auch das Publikum die akustischen Grenzen der Lindenoper, als das ganze Haus nach Anna Netrebkos Abigaille-Arie in beispiellose Bravos regelrecht explodierte. Künstlerisch stand der Liederabend am Tag der deutschen Einheit von Camilla Nylund Frau Netrebkos Leistung um nichts nach, nur das Publikum reagierte unverdienterweise deutlich gelassener. Naja, in der Oper geht eben doch viel um den weltlautesten Fanclub. „Liederabend Camilla Nylund, Sopran Helmut Deutsch, Klavier
Staatsoper Unter den Linden, Berlin, 3. Oktober 2024“
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Verdis Nabucco in Berlin: Anna Netrebko singt das misslungene Verdi-Werk in Grund und Boden

Anna Netrebko (Abigaille), Ensemble und Chor © Bernd Uhlig

Mit Nabucco und einer Öffnung des Lindenoper-Langzeitarchivs startet die Berliner Staatsoper in ihre neue Premierensaison. Anna Netrebko singt das kompositorisch misslungene Verdi-Werk in Grund und Boden, Emma Dantes Regie, eher flache Regie, kommt kaum über ein paar blumige Bühnenbilder hinaus. Wo bleibt hier die weiße Fahne am Dirigentenpult? Wien hat’s vorgemacht.

Nabucco
Musik von Giuseppe Verdi
Libretto von Temistocle Solera nach Auguste Anicet-Bourgeois
und Francis Cornu

Staatsoper Berlin, 2. Oktober 2024

von Johannes Karl Fischer  

Ein halbes Jahrhundert gab’s an diesem Haus kein Nabucco mehr, nicht ohne Grund. Diese per se langweilige und misslungene Oper mit ihren völlig zur politisch aufgeladenen Handlung unpassenden Melodien in Maskenball-Stimmung ist nun wirklich nicht der größte Wurf unter der Opernsonne. Leider hatte Emma Dantes recht einseitige Regie dem Werk wenig entgegenzuwirken. Vorhänge fuhren rauf und runter im Minutentakt, ein paar mit Knarren bewaffnete Statisten und Statistinnen irrten im Dauerwirrwarr über die Bühne. Personenregie: Fehlanzeige. „Giuseppe Verdi, Nabucco
Staatsoper Unter den Linden, Berlin, 2. Oktober 2024“
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Nuancenreicher und subtiler kann man die „Tosca“ nicht dirigieren und singen

Lise Davidsen © Staatsoper Berlin

Man geht wegen der Musik in die Oper, das sollten endlich auch jene Regisseure begreifen, die uns mit ihren abstrusen Ideen quälen.

Giacomo Puccini, Tosca

Lise Davidsen    Tosca
Freddie De Tommaso   Cavaradossi
Gerald Finley   Scarpia
Zubin Mehta    Dirigent

Staatsoper Unter den Linden Berlin, 6. September 2024

von Peter Sommeregger

Für die Wiederaufnahme der Tosca-Inszenierung zu Beginn der Spielzeit hat die Staatsoper eine premierenwürdige Besetzung verpflichtet. Die Operndirigate von Altmeister Zubin Mehta sind selten geworden, aber er bewies, dass er auch noch mit 88 Jahren eine Aufführung prägen kann. „Lise Davidsen, Freddie De Tommaso, Gerald Finley, Zubin Mehta 
Staatsoper Unter den Linden Berlin, 6. September 2024“
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„Melancholie des Widerstands“: Hat man nun einen Opernfilm oder eine Film-Oper erlebt?

Melancholie des Widerstands © William Minke

Makaber vielleicht die Tatsache, dass am Abend der Uraufführung ein französisches Wahlergebnis bekannt wird, das ähnliche Befürchtungen wie in dem Stück auslöst. Die Aufführung hat eine hohe Qualität, scheitert aber letzten Endes auf hohem Niveau.

Melancholie des Widerstands
EINE FILMISCHE OPER (2024)
Auftragswerk der Staatsoper Unter den Linden

Musik   Marc-André Dalbavie
Text  Guillaume Métayer in Zusammenarbeit mit David Marton nach dem Roman von László Krasznahorkai

Georges Esther  Matthias Klink
Angèle Esther  Tanja Ariane Baumgartner
Rosi Pflaum  Sandrine Piau
Valouchka  Philippe Jaroussky

Dirigentin  Marie Jacquot

Staatsoper Unter den Linden, Berlin, Uraufführung, 30. Juni 2024

von Peter Sommeregger

An diesem schwül-heißen Juni-Sonntag kam das Auftragswerk der Berliner Staatsoper zur Uraufführung und hinterließ am Ende ein deutlich erschöpftes Publikum.

Marc-André Dalbavie hatte sich den Roman von László Krasznahorkai als Vorlage ausgesucht, wie schon vor ihm der kürzlich verstorbene Komponist Kurtág. Es geht darin um Ereignisse in einer Kleinstadt, in der die undefinierte Bedrohung, die von der Bevölkerung wahrgenommen wird, sich schließlich in einem politischen Umsturz manifestiert. Die Vorgänge, die sich in kryptischer Form abspielen, schaffen eine Grundstimmung von Angst und Depression. „Melancholie des Widerstands, Musik Marc-André Dalbavie
Staatsoper Unter den Linden, Berlin, Uraufführung, 30. Juni 2024“
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