CD-Besprechung:
Colin de Blamont
Le Retour des Dieux sur la Terre &
Le Caprice de Érato
Chateau de Versailles Spectacles
CVS 139
von Peter Sommeregger
In der prächtig ausgestatteten Edition „Chateau de Versailles“, die musikhistorisch eine wahre Fundgrube ist, erscheint aktuell eine CD mit zwei Divertissiments des Komponisten François Colin de Blamont. Den Anlass für die Auftragswerke bildete 1725 die Hochzeit Ludwig XV., “Le Retour des Dieux“ erklang im Schloss von Fontainebleau zu diesem freudigen Anlass. Sieben Jahre später galt es in Versailles die Taufe des neuen Dauphin zu feiern, „Le Caprice de Érato“ entstand zu Ehren des Täuflings, dem das Schicksal aber durch seinen frühen Tod das Besteigen des väterlichen Throns verwehrte.
Colin de Blamont, der am Hof eine wichtige Stellung im Bereich der musikalischen Ausgestaltung von Festen innehatte, schuf zwei, für die damalige Zeit typische relativ kurze Einakter, die in allegorischer Form Huldigungen für den Monarchen und seine Politik darbrachten. Es waren eindeutig keine Bühnenwerke, eher gefällig arrangierte Tableaus.
Erst 1987 wurde das in Versailles beheimatete Zentrum für Barockmusik gegründet, eine überfällige Maßnahme, um den reichen Schatz der speziell französischen Formen der Musik des 17. und 18. Jahrhunderts zu archivieren und wissenschaftlich aufzuarbeiten. Die inzwischen stark angewachsene Zahl von Einspielungen ist das Resultat dieser immens wichtigen Bemühungen.
Die vorliegende Doppel-CD wird musikalisch vom Helsinki Baroque Orchestra unter dem Dirigenten Alexis Kossenko bestritten, der neben seiner Dirigententätigkeit ein Virtuose auf der Flöte ist, die er in ihren sämtlichen Formen wie Barockflöte, moderne Flöte, aber auch Blockflöte beherrscht.
Als Chor steht die hauseigene Formation Les Chantres du Centre de musique baroque de Versailles bereit.
Die Solisten Chantal Santon Jeffery, Hasnaa Bennani, Marine Lafdal-Franc, Jehanne Amzal, Clement Debieuvre und David Witczak sind ausgewiesene Experten für die sehr speziell französische Form der frühen Barockmusik, die einen etwas anderen Duktus als etwa englische oder italienische Werke der Zeit hat. Ein großes Maß an Dramatik darf man bei dieser Form der allegorischen Huldigung an den Monarchen nicht erwarten, aber die Stücke werden von den Beteiligten mit großem Engagement und Kompetenz realisiert.
Auf weitere Veröffentlichungen der inzwischen mächtig angewachsenen Reihe darf man gespannt sein.
Peter Sommeregger, 13. September 2024, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at