Giacomo Puccini, Tosca
Sonya Yoncheva
Vittorio Grigolo
Roman Burdenko
Orchestra and Chorus oft he
Arena di Verona
Francesco Ivan Ciampa Dirigent
Hugo de Ana Regisseur
Unitel C major 767804
von Peter Sommeregger
Die Freilichtaufführungen in der römischen Arena in Verona locken jeden Sommer Unmengen von opernaffinen Touristen an. Allerdings eignet sich nicht jedes Werk optimal für die riesige Bühne, auf der alles der Breitenwirkung angepasst werden muss. Puccinis hochdramatische „Tosca“ spielt nicht umsonst zwei Akte lang in klar definierten, geschlossenen Räumen.
Hugo de Ana zeichnet in diesem Fall für die Regie verantwortlich, die atmosphärische Dichte einer herkömmlichen Opernbühne herzustellen, gelingt ihm eindeutig nicht. Es liegen und stehen permanent unnütze Gegenstände auf der Bühne herum, welche die Darsteller behindern. Zusätzlich führt er eine Reihe von stummen Rollen ein, die im besseren Fall verzichtbar, im schlechteren einfach störend wirken.
Eine prominente Besetzung der drei Hauptpartien der Oper ist speziell an diesem Ort unerlässlich, schließlich kennt jeder Opernfreund dieses Werk, und will es von berühmten Interpreten hören. Gespart hat man in Verona an bekannten Namen nicht, aber bekommen hat man doch sehr routiniert agierende Künstler. Vittorio Grigolo als Maler und politischer Aktivist Cavaradossi ist der blendend aussehende Typ des latin lovers, der schon durch sein äußeres Erscheinungsbild besticht. Sicher, er kann auch singen, wobei seine Stärken inzwischen mehr in den Piano-Passagen liegen, als etwa in den etwas trocken geratenen „Vittoria“- Rufen. Bei seiner Arie im dritten Akt nimmt er sich zu sehr zurück, im Piano gesungen wirkt sie nur sentimental.
Sein Gegenspieler, der römische Polizeichef Baron Scarpia, erscheint hier als etwas farbloser Bürokrat, keineswegs als Kerl, vor dem die Frauen zittern. Roman Burdenko leiht ihm seinen kultivierten Bassbariton, den er gekonnt einsetzt, aber guter Gesang reicht für diese Partie nicht aus.
Sonya Yoncheva in der Titelrolle der Sängerin Floria Tosca ist in dieser Rolle bereits erfahren, beherrscht sie bis ins kleinste Detail. Wirklich glaubhaft erscheint sie aber nicht, so sehr sie auch Temperament und ihre reichen stimmlichen Mittel einsetzt. Am besten gelingt ihr die große Arie im zweiten Akt und die Ermordung Scarpias.
Gemeinsam ist aber allen drei Künstlern eine Neigung zum Posieren, ohne damit echte Emotionen darstellen zu können. Angedeutete zärtliche Gesten in den Duetten wirklich unnatürlich und aufgesetzt, der Abscheu Toscas vor Scarpia, selbst dem Finale auf der Engelsburg fehlt echte Leidenschaft.
Vielleicht liegt es auch ein wenig an der korrekten, aber nicht sehr inspirierten musikalischen Leitung von Francesco Ivan Ciampa, der nichts falsch, aber doch zu wenig richtig macht. Eine sehr gute „Tosca“ muss nach Blut, Schweiß und Tränen klingen, in diesem Fall reichte es nur für eine solide Trockenübung.
Peter Sommeregger, 10. November 2024, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at