„Adina“ von Rossini – eine selten gespielte Oper glänzt im Schnelldurchlauf

CD-Besprechung: Gioachino Rossini, Adina  klassik-begeistert.de, 17. Mai 2025

CD/Blu-ray Besprechung:

Insgesamt kann man sich über diese gelungene Ausgrabung freuen, es muss ja wirklich nicht immer der „Barbier von Sevilla“ sein!

Gioachino Rossini
Adina

Teatro Rossini Pesaro

Unitel c-major 767204

von Peter Sommeregger

Rossinis Opernschaffen umfasst über 40 Opern, von denen eine ganze Reihe bis heute immer wieder aufgeführt wird. Seine Geburtsstadt Pesaro ehrt ihren großen Sohn alljährlich mit einem Festival, bei dem auch in Vergessenheit geratene Werke wieder zu hören sind.

So war im Jahr 2018 der Einakter „Adina“, 1818 komponiert, und 1826 in Lissabon uraufgeführt, nach langer Zeit wieder zu hören. Die Handlung, die stark an Mozarts „Entführung aus dem Serail“ erinnert, wird in gerade einmal 80 Minuten schwungvoll abgewickelt. Die Konstellation Bariton und Tenor lieben Sopran, der sich für den Tenor entscheidet, funktioniert auch hier bestens.

Vito Priante gelingt ein nobles Porträt eines so gar nicht grausamen Califen, sein warmer, runder Bariton bringt die ihm zugeordneten Kantilenen ansprechend zu Gehör. Sein Gegenspieler Selimo, dem Adina geraubt wurde, und der sie im Serail des Califen wiederfindet, wird vom südafrikanischen Tenor Levy Segkapane mit der obligatorischen „Träne im Knopfloch“, aber auch großer Stimmkultur interpretiert.

Die in den Folgejahren zu Weltruhm gekommene Lisette Oropesa wickelt nicht nur die konkurrierenden Männer, sondern auch das Publikum um den Finger, so zauberhaft klingt ihr höhensicherer, schön timbrierter Sopran, so anmutig gelingt ihr auch die Darstellung ihrer Rolle.

Der Coro del Teatro della Fortuna M. Agostini, das Orchestra Sinfonica G. Rossini unter Diego Matheuz steuern ihren Teil zu einer beschwingten, temporeichen Rossini-Aufführung bei.

Nicht so optimal gelang die Regie Rosetta Cucchis, die sich vom Bühnenbildner Tiziano Santi eine überdimensionierte, begehbare Hochzeitstorte ins Zentrum der Bühne stellen ließ. Die muss nun für eine ganze Reihe von running Gags herhalten, aber auch rund um die Torte wird ununterbrochen gewuselt und krampfhaft versucht, Heiterkeit zu erzeugen. Weniger wäre in diesem Fall sicher mehr gewesen.

Insgesamt kann man sich über diese gelungene Ausgrabung freuen, es muss ja wirklich nicht immer der „Barbier von Sevilla“ sein!

Peter Sommeregger, 16. Mai 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Gioachino Rossini, Guillaume Tell Opéra Royal Liège, 12. März 2025

Gioachino Rossini, Il turco in Italia, Libretto Felice Romani Glyndebourne, 12. Oktober 2024

Gioachino Rossini, Ermione Rossini Opera Festival, Pesaro, 13. August 2024

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