Herbert Blomstedt
Bamberger Symphoniker
Bruckner IX
Accentus music acc 10661
Blu-ray-Besprechung:
von Peter Sommeregger
Kaum ein Musiker hat bisher mit deutlich über 90 Jahren noch aktiv musiziert, der schwedisch-amerikanische Dirigent Herbert Blomstedt ist auch in dieser Hinsicht ein Ausnahmekünstler. Geschätzt und verehrt von sämtlichen bedeutenden Orchestern der Welt hat sich der charismatische Dirigent schon fast zu einer Kultfigur entwickelt.
Am 11. Juli 2024 konnte Blomstedt seinen 97. Geburtstag feiern, und fand dafür einen passenden Rahmen. Seiner Liebe zur Musik Anton Bruckners und seiner Verehrung für den Komponisten konnte er nicht besser Ausdruck geben, als mit einer Aufführung von dessen letzter, unvollendet gebliebener Symphonie Nr. 9 am Ort von Bruckners Ausbildung und letzter Ruhestätte, dem Stift St. Florian.
Die Bamberger Symphoniker gehören seit vielen Jahren zu den von Blomstedt besonders geschätzten Klangkörpern. Die Vertrautheit zwischen dem Dirigenten und den Musikern ist schon an den kleinen, minimalen Gesten ablesbar, die zur Verständigung nötig sind. Blomstedt dirigiert wie immer ohne Taktstock, formt mit seinen ausdrucksstarken Händen seine Signale an das Orchester.
Bruckners letztes Werk, „dem lieben Gott“ gewidmet, ist von seiner Anlage nicht weniger monumental, als die vorangegangenen Symphonien. Durch das Fehlen des Schluss-Satzes klingt sie in einem langsamen, feierlichen Adagio aus. Den triumphalen ersten Satz, und das kecke Scherzo des zweiten nehmen viele Dirigenten sehr wuchtig und monumental. Blomstedt dagegen strebt ein weicheres, sanfteres Klangbild an, ersetzt Wucht durch Innigkeit. So gelingt ihm eine sehr persönliche, altersweise Interpretation dieses gewaltigen Werkes.
Ein andächtiges Publikum füllt den großen Kirchenraum bis auf den letzten Platz, am Ende werden Dirigent und Orchester begeistert gefeiert.
Noch ohne Publikum bringen die Bamberger dem Geburtstagskind ein Ständchen. Das kurze Stück des schwedischen Komponisten Natan Söderblom weckt in Blomstedt Jugenderinnerungen.
Mit der Aufzeichnung und Veröffentlichung dieses denkwürdigen Konzertes erhalten die zahllosen Verehrer Blomstedts eine bleibende Erinnerung. Man darf hoffen, dass es aber keineswegs das letzte Auftreten des Dirigenten war. In drei Monaten steht ja bereits der nächste Blomstedt-Geburtstag an.
Peter Sommeregger, 13. April 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at