Blu-ray Besprechung:
Johann Sebastian Bach
Messe en si mineur H_Moll
Monteverdi Choir
English Baroque Soloists
John Eliot Gardiner
CVS 135
von Peter Sommeregger
Bachs große Messe in H-Moll gilt allgemein neben seinen Passionen als eine seiner größten Schöpfungen. Das fast zweistündige Werk stellt an die ausführenden Künstler große Herausforderungen, speziell was die stilistische Geschlossenheit betrifft.
John Eliot Gardiner bot für das Konzert, das im April 2023 in der Chapelle Royale des Versailler Schlosses stattfand, seine Musiker von den English Baroque Soloists und dem Monteverdi-Choir auf. Damit war höchstes Niveau bereits in der Papierform garantiert.
In jedem Augenblick ist die Vertrautheit jedes einzelnen Musikers mit Gardiner, seinem zurückhaltenden Stil des Dirigierens und den Kollegen zu spüren. Man erlebt ein Musizieren aus dem gleichen Geist von einem zusammengeschweißten Ensemble der Spitzenklasse.
Ein Indiz für die herausragende Qualität des Chores ist die Tatsache, dass mit einer Ausnahme sämtliche Soli aus dem Ensemble heraus besetzt werden konnten, in dem jeder Einzelne tatsächlich solistische Befähigung besitzt. Das Resultat ist eine Aufführung von selten zu erlebender Homogenität.
Wird die Messe in Kirchenräumen aufgeführt, so sind dies zumeist protestantische Gotteshäuser. Die Strenge und Schmucklosigkeit dieser Glaubensrichtung entspricht auch mehr dem Stil des Leipziger Tonsetzers. Die Chapelle Royale des pompösen Schlosses von Versailles bietet einen völlig anderen Rahmen. Farbenfrohe Gemälde und Fresken, goldene Verzierungen und barockes katholisches Prunkgehabe bilden einen zur protestantischen Schlichtheit deutlichen Kontrast.
Bachs von tiefem Glauben erfüllte Komposition überwältigt aber auch in diesem ungewohnten Ambiente. Warum soll das streng konzipierte Werk nicht auch einmal im Schloss des Sonnenkönigs erklingen? Die Bildregie fängt neben den Details der prunkvollen Raumausstattung auch die Gesichter aller Mitwirkenden ein, denen die Freude am Musizieren in die Gesichter geschrieben steht. Die Aufführung ist nicht nur musikalisch ein Hochgenuss, auch die optische Umsetzung und die gewohnt luxuriöse Gestaltung des Artworks sind ein reines optisches Vergnügen!
Peter Sommeregger, 10. April 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Johann Sebastian Bach, Messe h-Moll BWV 232 Philharmonie Berlin, 13. September 2023