CD-Besprechung:
# Lets BaRock
Jakub Józef Orliński
Aleksander Dębicz
Erato 5021732392268
von Peter Sommeregger
Der polnische Countertenor ist längst in der ersten Liga seines Stimmfaches angekommen, seine Live-Auftritte, aber auch seine CD-Alben befördern seinen Erfolg und seine Popularität. Es ist bekannt, dass der Sänger ein begeisterter Breakdancer ist, was er zuletzt bei der spektakulären Eröffnungsfeier der Olympiade in Paris unter Beweis stellte. Auch Orlińskis Faible für Popmusik ist bekannt, seine enge Jugendfreundschaft mit Aleksander Dębicz führt nun zu einem gemeinsam konzipierten Album, das neben drei Kompositionen von Dębicz von ihm neu arrangierte Arien der Barockzeit verfremdet, um eine Synthese aus Barock, Rock und Pop herzustellen.
Das klingt vielversprechend, gerät dann aber im Detail enttäuschend. Man erwartet eigentlich temporeiche, virtuose Arien, die durch das neue Arrangement „aufgepeppt“ werden, aber das Gegenteil ist der Fall. Die in der Mehrzahl langsamen und getragenen Arien von Purcell, Monteverdi, Vivaldi und Händel werden eher temperamentlos abgeliefert, die modernen Arrangements ergeben keinerlei Mehrwert.
Auch die drei Eigenkompositionen des Arrangeurs können nicht wirklich überzeugen. Beim „Zefiro torna“ Monteverdis ist die Sopranistin Madison Nonoa Duettpartnerin Orlińskis. Besser hätte man damit eine tiefere Stimmlage betraut, der Zwiegesang von zwei ähnlich hohen Stimmen verschenkt das Klangspektrum, das in einer anderen Kombination möglich gewesen wäre.
Neben dem Pianisten Dębicz sind noch Wojciech Gumiński am Bass und Marcin Ułanowski am Schlagzeug zu hören. So engagiert die Formation auch musiziert, die Kombination aus Barock, Rock und Pop hätte man sich interessanter vorgestellt.
Peter Sommeregger, 4. Oktober 2024. Für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Jakub Józef Orliński – Countertenor, Il Pomo d’Oro Elbphilharmonie, Hamburg, 17. September 2024
Liederabend mit Jakub Józef Orliński und Michał Biel Staatsoper Hamburg, 29. April 2024