Zentrum der Aufnahme ist natürlich Lise Davidsen, die ihre erste, und wohl auch letzte Senta singt. Größere Aufgaben wie Brünnhilde und Isolde warten auf die Sängerin, die gerade Zwillinge auf die Welt brachte. Ihr leuchtender, groß dimensionierter Sopran ist flexibel eingesetzt, die zarten Passagen der Rolle werden gekonnt im Piano genommen.
CD-Besprechung:
Richard Wagner
Der fliegende Holländer
Gerald Finley Holländer
Lise Davidsen Senta
Stanislas de Barbeyrac Erik
Edward Gardner Dirigent
Decca 487 0952
von Peter Sommeregger
Der Bezug von Wagners erster großer Oper zu Norwegen ist durch persönliches Erleben gezeichnet. Bei einer stürmischen Seereise 1839 machte Richard Wagner mit der Küstenlandschaft und einem Fjord Bekanntschaft, Eindrücke die in seine Dichtung und Komposition Eingang fanden.
Die nun vorgelegte Einspielung entstand im Sommer 2024 im Vorfeld mehrerer konzertanter Vorstellungen im Osloer Opernhaus. Neben dem Orchester und Chor des Opernhauses ist auch die Sopranistin Lise Davidsen Norwegerin, was der Einspielung eine gewisse Authentizität verleiht, zumindest war sie ein gutes Omen für das Gelingen der Produktion.
Was besonders besticht, ist die saubere Diktion und Textverständlichkeit aller Beteiligten, keiner aus dem internationalen Team hat Deutsch als Muttersprache. Der neue, britische Chefdirigent der Osloer Oper, Edward Gardner, legt zügige Tempi vor, die einaktige Fassung wird mit rasantem Tempo abgespult, wobei aber auch die wenigen lyrischen Momente zur Geltung kommen. Orchester und Chor bewegen sich auf internationalem Niveau.
Aufgeboten wurde eine hervorragende Besetzung, die verschiedene Nationalitäten vertritt. In der Titelrolle ist Gerald Finley zu hören, der seinen biegsamen, höhensicheren Bassbariton nuancenreich einsetzt. In den letzten Jahren hat er mit dieser Partie bereits internationale Erfolge gefeiert.
Sein Gegenspieler Erik wird von dem Tenor Stanislas de Barbeyrac leidenschaftlich und mit dunkel timbrierter Stimme wirkungsvoll verkörpert.
Ebenfalls britisch ist der Daland mit dem Bass Brindley Sherratt besetzt, der dem kupplerischen Vater Sentas ein markiges Profil gibt. Das Mitglied der Osloer Oper Eirik Grøtvedt singt den Steuermann mit hellem, kräftigen Tenor. Sentas Amme Mary ist mit Anna Kissjudits sonorem Mezzo geradezu luxuriös besetzt.
Zentrum der Aufnahme ist natürlich Lise Davidsen, die ihre erste, und wohl auch letzte Senta singt. Größere Aufgaben wie Brünnhilde und Isolde warten auf die Sängerin, die gerade Zwillinge auf die Welt brachte. Ihr leuchtender, groß dimensionierter Sopran ist flexibel eingesetzt, die zarten Passagen der Rolle werden gekonnt im Piano genommen.
Die Aufnahme wirkt stilistisch geschlossen und rundet sich zu einer qualitativ hochwertigen Einspielung, die den Vergleich mit älteren Aufnahmen nicht scheuen muss.
Peter Sommeregger, 29. Juli 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
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