Daniil Trifonov, Johann Sebastian Bach und Söhne, The Art of Life

CD Rezension: Daniil Trifonov, Johann Sebastian Bach und Söhne, The Art of Life,  klassik-begeistert.de

Das üppig ausgestattete Doppelalbum ist ein absolutes Muss, nicht nur für Verehrer Trifonovs, der damit auch einen aktuellen Beitrag zur Pflege des Bach’schen Klavierwerkes leistet.

Daniil Trifonov, Klavier
Johann Sebastian Bach und Söhne: The Art of Life
Deutsche Grammophon 483 8530

von Peter Sommeregger

Daniil Trifonov, der in wenigen Jahren zum großen Star unter den Pianisten aufgestiegen ist, erobert sich nun auch den Kosmos der Musik von Johann Sebastian Bach und seinen Söhnen.

Auf dem neuen Album bezieht er die nicht minder begabten Söhne des Leipziger Thomaskantors bewusst in sein Programm ein, betrachtet die Familie Bach in ihrer kreativen Gesamtheit.

Kurze Kompositionen der Bach-Söhne Johann Christian, Wilhelm Friedemann, Carl Philipp Emanuel und Johann Christoph Friedrich stellt er dem Notenbüchlein für Anna Magdalena Bach voran, einem historischen Dokument dieser bedeutenden Musikerfamilie.Johannes Brahms­’ berühmte Transkription für die linke Hand der Partita Nr.2 in D-moll leitet schließlich über zu der „Kunst der Fuge“.

Johann Sebastian Bachs monumentales Spätwerk war und ist immer ein Prüfstein für den Grad der Reife, die ein Pianist erreicht hat. In den etwa 70 Minuten der Spieldauer muss der Interpret alle Register seines Könnens ziehen. Daniil Trifonov ist seit dem Gewinn der Klavierwettbewerbe in Tel Aviv und Moskau vor zehn Jahren vom Geheimtipp der Klavierszene praktisch zum prominentesten Virtuosen, nicht nur seiner Altersklasse, gereift. Es ist nur logisch, dass er sich nun auch des Klavierwerkes von Bach annimmt.

Wer befürchtet, dass sich eventuell eine gewisse Monotonie in dem doch sehr langen Stück bemerkbar machen könnte, wurde positiv enttäuscht. Trifonov stürzt sich mit Elan in die Bach’sche Klangwelt. Er versteht es seinen Anschlag zart wirken zu lassen, wobei der notwendige Nachdruck stets gegeben ist. Es gelingt ihm, die zahllosen Variationen des Hauptthemas deutlich zu verfremden, und sorgt damit für eine unerwartete Kurzweiligkeit seiner Interpretation.

Trifonov strahlt eine große Ernsthaftigkeit und absolute Konzentration aus.

Nach dem zweiten Teil der „Kunst der Fuge“ spielt Trifonov noch „Jesus bleibt meine Freude“ aus der Kantate „Herz und Mund und Tat und Leben“ in einer Bearbeitung der legendären Pianistin Myra Hess.

Das üppig ausgestattete Doppelalbum ist ein absolutes Muss, nicht nur für Verehrer Trifonovs, der damit auch einen aktuellen Beitrag zur Pflege des Bach’schen Klavierwerkes leistet.

Peter Sommeregger, 14. November 2021, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Johann Sebastian Bach, Daniil TrifonovPhilharmonie Berlin, 25. Oktober 2021

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