Händels  Meisterwerk „Messias“ erklingt in einer frühen Version

CD-Rezension: Georg Friedrich Händel, Messiah  klassik-begeistert.de, 5. Dezember 2023

CD-Rezension:

Georg Friedrich Händel
Messiah

Gutenberg Kammerchor
Neumeyer Consort
Felix Koch

Rondeau ROP 622324

von Peter Sommeregger

Allgemein bekannt ist in musikinteressierten Kreisen, dass Georg Friedrich Händels erfolgreichstes Oratorium „Messiah“ im Jahr 1742 in Dublin uraufgeführt wurde. Der Erfolg blieb diesem großen Werk bis heute treu, es wird sowohl im englischen Original, als auch in deutscher Sprache regelmäßig aufgeführt.

Weniger bekannt ist die Tatsache, dass eine handschriftliche frühere Version des Oratoriums existiert. Sie zu rekonstruieren hat sich der britische Musikwissenschaftler Malcom Bruno zur Aufgabe gemacht, eine Arbeit, die ihn acht Jahre lang beschäftigte. Dieser, inzwischen auch im Druck vorliegende Version, folgt die Ersteinspielung der frühen Fassung von 1741.

Im Druck existieren zahlreiche verschiedene Fassungen, weil bereits Händel, der ein Mann der Praxis war, immer wieder Änderungen den Umständen einer Aufführung entsprechend vornahm, besonders die Arien existieren in mehreren Fassungen. Bruno hat bei seiner Arbeit ausschließlich auf Händels Autograph zurückgegriffen. Das beschert dieser Aufführung unbekannte Arien, veränderten Einsatz verschiedener Instrumente wie der Oboe und dem Fagott, die die Chöre verstärkend unterstützen, sowie eine Vielzahl weiterer Abweichungen gegenüber bisher gehörten Fassungen.

Die Solisten Viola Blache (Sopran), Stefanie Schaefer (Alt), Fabian Kelly (Tenor) und Julian Dominique Clement (Bass) wie auch der Gutenberg Kammerchor und der Neumeyer Consort unter Felix Koch realisieren eine stimmige, in ihrer Art eher lyrische, verhaltene Version des Werkes, in der das barocke Gepränge, wie es etwa der Version Mozarts eigen ist, zugunsten einer mehr lyrischen Lesart zurücktritt.

Man meint tatsächlich einen Blick in die Werkstatt Händels zu tun, wenn man diese erstmals aufgezeichnete Version seines Meisterwerkes mit konventionellen Aufnahmen vergleicht. Reizvoll ist das in jedem Fall und dem Team dieser Einspielung gelingt damit nicht zuletzt eine historisch wichtige Tat. Man kann die auch vom Artwork her ansprechende Edition nur empfehlen!

Peter Sommeregger, 5. Dezember 2023, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

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Ein Gedanke zu „CD-Rezension: Georg Friedrich Händel, Messiah
klassik-begeistert.de, 5. Dezember 2023“

  1. Ich hatte das fragwürdige Vergnügen, mich mit der Messias-Ausgabe von Malcom Bruno auseinander setzen zu müssen und hatte bereits dem Verlag gegenüber meinen Unmut geäußert.
    Leider sind auch Sie, werter Herr Sommeregger, auf die Marketingsprüche des Verlages und des CD Beiheftes hereingefallen. Bei imslp.org kann man das Manuskript des Messias einsehen. Um Urzustand, und so haben es z.B. Voces8 aufgeführt, ist der Messias ohne Oboen (!) komponiert. Malcom Bruno hat, so schreibt er im Vorwort, die Oboenstimmen nach den Vorbild des Oratoriums „Israel in Egypt“ rekonstruiert. Oder sollte man besser sagen: konstruiert? Auf jeden Fall gibt eine Aufführung mit Oboen nicht die Erstfassung des Messias wieder.

    Professor Karl Rathgeber

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