Die so unterschiedlichen Stücke werden von den beiden Musikerinnen mit großer Virtuosität und Stilsicherheit vorgetragen.
CD-Rezension:
Inspiration populaire
Estelle Revaz
Anaïs Crestin
Solo Musica SM 390
von Peter Sommeregger
Der Titel dieses Albums trifft exakt den Punkt: wir erleben Kompositionen von fünf Komponisten verschiedener Nationalität, die durch Volksmusik ihres Landes und Kulturkreises zu eigenen Werken inspiriert wurden.
Als Interpretinnen erleben wir die Schweizer Cellistin Estelle Revaz, die sich in den Jahren der Pandemie als streitbare Kämpferin für die Wahrnehmung der Probleme von Künstlern in dieser Zeit betätigt hat. Anaïs Crestin ist Französin, lebt aber seit 2007 in Argentinien, wo sie als Pianistin sehr gefragt ist. Während des Lockdowns war es für die beiden Musikerinnen schwierig, ihre Zusammenarbeit fortzusetzen, aber schließlich gelangen im Frühjahr 2021 die hier nun veröffentlichten Aufnahmen.
Zu Beginn entführt Manuel de Fallas „Siete canciones populares españolas“ in die Klangwelt der Iberischen Halbinsel. Einen starken Kontrast stellt Janáčeks dreisätziges Stück „Pohádka“ dazu her, der Komponist schildert musikalisch ein russisches Märchen, das er aber ganz im Stil der böhmischen Volksmusik gestaltet. Auf Motive deutscher Volksmusik greift dagegen Robert Schumann zurück, der in seinen „Fünf Stücke im Volkston“ Volkstümliches virtuos verarbeitet.
Weniger bekannt ist der argentinische Komponist Alberto Ginastera, der lange unter Depressionen gelitten hatte, ehe er in die Schweiz übersiedelte. In der „Sonata for Cello and Piano“ op. 49 entführt er den Hörer in die Welt kraftvoller südamerikanischer Rhythmen. Zum Abschluss hören wir David Poppers „Ungarische Rhapsodie“ von 1894. Dieses höchst effektvolle Stück greift auf die für Ungarn typische Zigeunermusik zurück und ist eine Hommage an die Virtuosität der ländlichen Geigenspieler.
Die so unterschiedlichen Stücke werden von den beiden Musikerinnen mit großer Virtuosität und Stilsicherheit vorgetragen. Beide Solistinnen sind seit ihrer ersten Begegnung 2012 beim Mendoza International Festival in Argentinien zu einem eingespielten, harmonischen Duo geworden, das regelmäßig miteinander konzertiert und dabei neben Werken des Standardrepertoires auch zeitgenössische Komponisten berücksichtigt. Diese neue CD zeigt die Beiden auf der Höhe ihrer Kunst und kollegialen Harmonie. Ein echtes musikalisches Vergnügen!
The two musicians perform these very different pieces with great virtuosity and stylistic confidence. Since their first encounter in 2012 at the Mendoza International Festival in Argentina, the two soloists have become a well-rehearsed, harmonious duo that regularly performs together, taking into account contemporary composers as well as works from the standard repertoire. This new CD shows the two at the height of their art and collegial harmony. A real musical pleasure!
Note 1
Peter Sommeregger, 13. Mai 2022, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
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