Mendelssohn als emotionale Stütze

CD-Rezension: Mendelssohn, Piano Concertos, Capriccio Brillant, Lars Vogt klassik-begeistert.de

CD- Rezension:

Mendelssohn

Piano Concertos
Capriccio Brillant

Lars Vogt
Orchestre de Chambre de Paris

Ondine Ode 1400-2

von Peter Sommeregger

 Die gute Nachricht ist, dass eine neue Einspielung mit Lars Vogt auf dem Markt ist. Nachdem der Pianist im Vorjahr seine schwere Krebserkrankung öffentlich machte, gibt diese Veröffentlichung Anlass zur Hoffnung, und zeigt den Künstler auf der Höhe seines Könnens.

Es ist vielleicht kein Zufall, dass Vogt und das von ihm geleitete Orchestre de Chambre de Paris für diese CD ein reines Mendelssohn-Programm gewählt haben. Mendelssohns zwei Klavierkonzerte haben trotz der Moll-Tonarten eine Art von heiter-freundlichem Unterton, der für den Romantiker Mendelssohn nicht untypisch ist.

In den Mittelsätzen breitet der Komponist aber eine eher nachdenklich-traurige Stimmung aus, von denen Vogt selbst sagt, sie hätten ihn beinahe zu Tränen gerührt. Die beiden Konzerte sind nicht leicht zu spielen und nach Vogts Aussage nicht gerade bequem gesetzt. Mendelssohn war schließlich selbst Klaviervirtuose und hat die Anforderungen für den Solisten hoch angesetzt. Vogt war sich anfangs nicht sicher, ob er die Aufnahmen nach umfangreichen Chemotherapien würde durchstehen können, er hat sich diese Sitzungen förmlich abgetrotzt, umso größer die Freude über das Gelingen. Eine perfekte Ergänzung für die beiden Klavierkonzerte ist das so genannte Capriccio brillant Op.22, das noch vor den Konzerten entstand. Es ist ein relativ kurzes, pointiertes Stück, in dem Mendelssohn aber nicht nur seine Virtuosität, sondern auch seinen ihm zweifellos eigenen Charme mit einbrachte.

Für Lars Vogt, der erst aktuell die Leitung des Orchestre de Chambre de Paris übernommen hat, ist die Reinheit, welche die Musik Mendelssohns auszeichnet in der für ihn so belastenden Zeit ein willkommenes Labsal. Die Aufnahmen fanden im November 2021 im Tonstudio der Pariser Philharmonie statt. Man möchte dem sympathischen Künstler wünschen, dass diese CD für ihn nur den ersten Schritt zurück in seine künstlerische Tätigkeit und Berufung bedeutet.

Peter Sommeregger, 31. März 2022, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Ian Bostridge, Lars Vogt, Franz Schubert Liederabend Wigmore Hall, London, 24. September 2021  

Julian Rachlin, Lars Vogt, Royal Northern Sinfonia, Wiener Konzerthaus

CD-Rezension: Benjamin Bernheim, Boulevard des Italiens, klassik-begeistert.de

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