CD-Rezension:
Die Qualität von Hasselhorns Interpretationen liegt zum einen in einer technisch gut geführten Stimme mit schöner, sicherer Höhe, zum anderen in der Stilsicherheit, mit der er sich den verschiedenen Komponisten widmet. Das bedeutet reinen Hörgenuss und lässt sofort nach der Repeat-Taste des Players greifen.
Urlicht
Songs of Death and Resurrection
Samuel Hasselhorn Bariton
Poznań Philharmonic Orchestra
Łukasz Borowicz Dirigent
harmonia mundi HMM 902384
von Peter Sommeregger
Mit dem jungen Bariton Samuel Hasselhorn hat ein Interpret die Musikbühne betreten, der die Balance zwischen Oper, Lied und dem Konzertgesang für sich optimal entwickelt hat.
Bereits seine ersten CD-Veröffentlichungen, ausschließlich Lied-Programme, brachten ihm großen Erfolg bei Publikum und Kritik ein.
Auf der neuesten, „Urlicht“, sind sowohl Opernszenen, als auch Orchesterlieder zu hören, womit der Sänger sein breites Spektrum als Interpret gekonnt ausbreitet. Das Album folgt einem klugen Konzept und versammelt Stücke von Komponisten, die ihre Blütezeit an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert hatten. Dabei reicht die Palette von den Spätromantikern Gustav Mahler, Erich Wolfgang Korngold, Hans Pfitzner, Engelbert Humperdinck und Alexander von Zemlinsky bis zur Moderne, die mit Walter Braunfels und einem Auszug aus Alban Bergs „Wozzeck“ vertreten ist.
Die Zusammenstellung erfolgte äußerst sachkundig und kreativ, man freut sich, auch seltener zu hörende Stücke zu entdecken. Mahler ist mit Liedern aus „Des Knaben Wunderhorn“ und anderen Liedern zu hören, mit vier Titeln ist er am prominentesten vertreten. Die anderen Komponisten müssen sich mit jeweils einem Titel begnügen. Besonders gut ist die Mord-Szene aus dem „Wozzeck“ gelungen, wobei die Sopranistin Julia Grüter als Marie eher unauffällig bleibt, Hasselhorn dagegen alle Register seiner Phrasierungskunst zieht.
Die Qualität von Hasselhorns Interpretationen liegt zum einen in einer technisch gut geführten Stimme mit schöner, sicherer Höhe, zum anderen in der Stilsicherheit, mit der er sich den verschiedenen Komponisten widmet. Das bedeutet reinen Hörgenuss und lässt sofort nach der Repeat-Taste des Players greifen. Hasselhorns geschmeidiges Timbre hat hohes Sucht-Potential, auf weitere Einspielungen des Sängers, vielleicht auch kompletten Opern, darf man gespannt sein.
Peter Sommeregger, 31. Mai 2024, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
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Und plötzlich ist sie wieder da, die Erinnerung an die Schule, an die Literatur, die sie versuchten uns beizubringen, an den „Erlkönig“ und an einen Ohrwurm, der mich seitdem ein Leben lang begleitet hat: „Mein Vater, mein Vater, jetzt fasst er mich an…“
Samuel Hasselhorn singt (und spricht fast) den Dialog zwischen Herrn Oluf und Erlkönigs Tochter. Jene will den Reiter gerne zum Tanzen verführen. Ja, er will tanzen, aber auf seiner Hochzeit und mit seiner Braut und nicht mit ihr.
Es sind „Lieder von Tod und Auferstehung“ auf dieser CD zu hören. Schaurig schöne Geschichten, mit großer Textverständlichkeit in der Präsentation.
Und so endet nach fast 8 Minuten die Mär von „Herrn Oluf“ auch tragisch. Die Hochzeit fällt aus, der Bräutigam ist tot.
Herder hats aus dem Dänischen übersetzt, Goethe hat seine Story draus gemacht. Und ich bin in der Schule fast dran verzweifelt.
Die CD „Urlicht“ mit Samuel Hasselhorn entschädigt für alles!
Ralf Krüger