DIE DIENSTAG-PRESSE – 17. JUNI 2025

DIE DIENSTAG-PRESSE– 17. JUNI 2025

Marc-André Hamelin © Christian Palm

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden
DIE DIENSTAG-PRESSE – 17. JUNI 2025

Duisburg/Gebläsehalle
Klavier-Festival Ruhr: Wenn der Postmann zehnmal zwitschert
Er sieht aus wie ein Postbote!“ Nie werde ich die Stimme meines Konzertfreundes Uli vergessen, der mich eines Morgens in heller Aufregung anrief, nachdem er am Abend zuvor zum ersten Mal den kanadischen Pianisten Marc-André Hamelin erlebt hatte. In Ulis Satz steckt viel Staunen darüber, wie ein Mann, der so freundlich dreinblickt, so bescheiden und absolut uneitel daherkommt, so phänomenal Klavier spielen kann.
Von Dr. Brian Cooper
Klassik-begeistert.de

Wien/Staatsoper
Der beeindruckendste Trauermarsch in Wien seit Langem: „Götterdämmerung“ in der Staatsoper
(Bezahlartikel)
DiePresse.com

15.6.25 „Götterdämmerung“, Staatsoper
Der erste Durchgang des „Rings“ ist absolviert. Die „Götterdämmerung“ wurde seitens des Publikums mit rund elf Minuten langem Schlussapplaus bedacht. So viel lässt sich aber jetzt schon resümierend sagen: Es war der „Ring“ des Andreas Schager.
operinwien.at

Wien
„Götterdämmerung“ als ein Finale unter Volldampf
Der „Ring“ ist rund: Philippe Jordan, scheidender Musikchef der Staatsoper, dirigierte nun zum Finale seiner ersten Serie von Wagners „Ring des Nibelungen“ die „Götterdämmerung“. Und wurde mit Jubel und Ovationen gefeiert. Mit enormem Elan und forschen Tempi treibt er das Orchester an. Das Ende einer unsterblichen Liebe und Siegfrieds Tod – unter Volldampf! Bei dieser Besetzung muss er keinen Moment fürchten, die Sänger zuzudecken. Andreas Schagers Siegfried ist in seiner Kraft und Energie nicht zu bremsen. Großartig seine Sicherheit in den Höhen, impulsiv sein Spiel. Anja Kampes Brünnhilde wirkt zu Beginn angestrengt, forciert häufig, steigert sich aber in der Schwurszene des 2. Akts zur Heroine, die Siegfrieds Tod besiegelt. Gekonnt ihr Schlussgesang „Starke Scheite schichtet mir dort“. Buhs gab’s für Samuel Youns Hagen, dem es an der Gestaltungskraft eines Falk Struckmann mangelt, der absagte. Verlässlich: Jochen Schmeckenbechers hasserfüllter Alberich, die dramatische Gutrune Regina Haglers, Szilvia Vörös’ ausgezeichnete Waltraute, Rheintöchter & Nornen.
krone.at

Ende der Allmächtigen an der Staatsoper bei der „Götterdämmerung“
Tenor Andreas Schager zeigte als Siegfried, was Intensität ist und wie man sich gegen ein Orchester durchsetzt
DerStandard.at

Concentus Musicus im Musikverein: So wird Haydn zur großen Unterhaltung (Bezahlartikel)
Schmissig, lebendig und pfiffig servierte das Ensemble Haydns „Paukenwirbel“-Sinfonie. Abstriche gab es allerdings beim Doppelkonzert.
DiePresse.com

Konzerthaus: Klangwolken wabern durch Raum und Zeit (Bezahlartikel)
Das ORF Radio-Symphonieorchester Wien unter dem Shooting-Star Oscar Jockel mit einer Eigenkomposition, Ravel und Rossini: gemischte Ergebnisse.
DiePresse.com

Filmkritik
Das Orchester – That Orchestra with the broken instruments
Dokumentarfilm über die Proben eines israelisch-palästinensischen Orchesters für ein Konzert, bei dem drei Stücke aufgeführt werden, die für defekte Instrumente geschrieben wurden. Dutzende von maroden Instrumenten reihen sich in einem Lager aneinander. Jedes von ihnen trägt eine Nummer; auf einem Zettel sind die Schäden vermerkt: zerbrochene Resonanzkörper, zerrissene Saiten, kaputte Wirbel, eingerostete Ventile oder zerschlissene Felle. Sie alle warten auf ein ganz besonderes Konzert; die Komponisten haben drei Werke eigens für ein Orchester mit überwiegend beschädigten Instrumenten geschrieben. Hundert Mitwirkende formen dafür einen exotischen Klangkörper, in dem jeder willkommen ist, Amateure und Profis, Israelis und Palästinenser in allen Altersgruppen.
Von Kirsten Liese
filmdienst.de

München
Trau, schau, wem
Kurze Radio-Oper aus den 30er-Jahren als Spass für das Publikum: Das Gärtnerplatztheater brilliert mit Gian Carlo Menottis „The Old Maid and the Thief“.
DieDeutscheBuehne.de

Berlin
„Cassandra“: Zeitgenössische Premiere an der Staatsoper Berlin (Podcast)
Die Dirigentin Anja Bihlmaier im Gespräch auf radio3
radiodrei.de

Frankfurt
Die zersägte Frau singt einfach weiter (Bezahlartikel)
Visuell spektakulär: Georg Friedrich Händels „Alcina“ erlebt an der Oper Frankfurt durch Johannes Erath und Kaspar Glarner eine Neuinszenierung mit lauter Lug und Trug.
FrankfurterAllgemeine.net

Wien/Musiktheater an der Wien
Voice Killer von Miroslav Srnka
Audio von Jörn Florian Fuchs
deutschlandfunk.de

Leif Ove Andsnes in Frankfurt – Jenseits des Salons Gewicht und Präzision:
Leif Ove Andsnes spielt in der Alten Oper Frankfurt Nordisches und Chopin.
FrankfurterRundschau.de

Düsseldorf
Klosterhölle statt Wasserwelt
An der Rheinoper in Düsseldorf zeigt Vasily Barkhatov eine „Rusalka“, die nicht als Nixe aus ihrer Wasserwelt, sondern aus der Folter eines Kirchenkonvents fliehen will. Doch ihr Liebesglück findet sie auch in der Außenwelt, beim karnevalsfeiernden Mob nicht.
DieDeutscheBuehne.de

Hamburg
Architektenkammer kritisiert Pläne für Kühne-Oper in der HafenCity
Ein neues Opernhaus für Hamburg – was zunächst wie ein Geschenk des Himmels klang, wird nun heftig kritisiert. Die Hamburgische Architektenkammer kritisiert den geplanten Neubau am Baakenhöft. Die Hamburgische Architektenkammer wirft dem Senat vor, das Milliardenprojekt am Baakenhöft werde hinter verschlossenen Türen verhandelt – ohne die Öffentlichkeit, ohne Expertinnen und Experten, ohne Diskussion. Die Stelle, an der die Oper entstehen soll, sei ein sehr bedeutsames, wertvolles Grundstück in bester Lage, sagt Karin Loosen, Präsidentin der Hamburger Architektenkammer, im Gespräch mit NDR Kultur.
ndr.de

Bonn
Krieg im Theater
Eine georgische Oper aus dem Jahr 1984 am Theater Bonn: „Musik für die Lebenden“ ist surreales und ironisches Musiktheater über den Krieg, berührend aufgeführt. Es ist Krieg. Bomben fallen, eine nicht explodierte Rakete steckt im Boden, eine Schulklasse hat sich in ein Theater geflüchtet. Die Situation ist schmerzvoll eindeutig, Gija Kantschelis Musik hingegen langsam, ein Streicherbett, zupfende Geigen, lang ausgehaltene Solo-Töne, Volkslied-Melodien und Kinderstimmen auf der Bühne
DieDeutscheBuehne.de

Leipzig
„Schwulenmord!“ – Thomas Höfts hochaktueller Johannespassion-Text beim Bachfest Leipzig
Von den Wiener Festwochen am 7. Juni geht die „QueerPassion“ über das Bachfest Leipzig am 22. August 2025 zum Antwerp Queer Arts Festival in die Oper Antwerpen. Voraufführungen von Johann Sebastian Bachs „Johannespassion“ mit Thomas Höfts revolutionärem Text fanden 2022 bei der styriarte Graz und in Köln statt – alle Auftritte bisher in gleicher Solobesetzung und unter musikalischer Leitung des Alte-Musik-Experten Michael Hell. Am 13. Juni erklang das ambitionierte Projekt beim Leipziger Bachfest und zum parallelen Jubiläum 75 Jahre Bach-Archiv in der Paul-Gerhardt-Kirche des Randalequartiers Connewitz. Eine radikale Bearbeitung mit musikdramatischer Sensibilität.
NeueMusikzeitung/nmz.de

Weimar
Tolle Idee: „Die Zauberflöte“ als Spielshow im Sommertheater Weimar
Am Deutsche Nationaltheater (DNT) Weimar holt Regisseurin Anna Weber Mozarts Oper „Die Zauberflöte“ in unsere Alltagswelt, indem sie die Ästhetik von Fernsehshows und Computerspielen nutzt. Am Samstag war Premiere auf der Sommertheater-Bühne im E-Werk in Weimar. Regisseurin Anna Weber gelingt eine Oper als Mischung aus Spielshow und Wrestling-Match, findet unser Kritiker. Besonders lobt er die sängerische Leistung der Königin der Nacht.
mdr.de

Feuilleton
Glosse zum Tag des Schlafes
Der vielleicht beste Schlaf der Welt: Ein Nickerchen in der Oper! Nessun dorma – keiner schlafe! Wer kennt sie nicht, die viel zu viel gesungene und dennoch wunderbar gebliebene Arie aus Puccinis Turandot. Eigentlich, so denke ich mir manchmal, hätte die Arie eher von Wagner sein müssen. So als Intermezzo, alle paar Stunden. Als Durchbrechen der vierten Wand und direkte Ansprache ans Publikum: Parsifal, erster Akt – immer mal ein Nessum dorma einstreuen. Ein Held nämlich, wer im Parsifal noch nicht weggedämmert ist und Fluchtreflexe hatte!
swr.de

Heidenheim
Raketenstart im Rittersaal
Noch drei Wochen bis zur Premiere von „Gianni Schicchi“ und „Elektra“. Alte amerikanische Geschichten, Neuigkeiten zur Pausengestaltung und ein schwärmerischer Intendant
pressreader.com

Links zu englischsprachigen Artikeln

News

Marie Lys, Francesca Aspromonte, Key’mon Murrah, & Jeremy Ovenden Star in Les Talens Lyriques’ 2025-26 Season
operawire.com

West Horsley
Mazeppa, Grange Park Opera review – a gripping reassessment Unbalanced drama with a powerful core, uninhibitedly staged
theartsdesk.com

Mazeppa review – Tchaikovsky’s blood-thirsty opera is a wild and gruesome ride
TheGuardian.com

Grange Park Opera stages an overdue revival of Mazeppa — review (Subscription required)
With a rallying call for Ukrainian independence at its heart, Tchaikovsky’s work is timely and well sung
ft.com

Wormsley
Rodelinda review – powerplay and pig’s blood in thrillingly energised Handel
TheGuardian.com

Ravishing Rodelinda: Handel al fresco at Garsington Opera
bachtrack.com/de

Aldeburgh
A Visit to Friends/The Gildas Quartet review –
Colin Matthews’s luminous new opera opens Aldeburgh in fine style
TheGuardian.com

Aldeborough
The Elixir of Love – St Andrew’s Church, Aldborough
thereviewshub.com

Chicago
Chicago Symphony’s Principal Trumpet makes an unusual ‚picc‘ for his local solo debut
bachtrack.com/de

Norfolk
Virginia Opera 2024-25 Review: Loving v. Virginia
Damien Geter and Jessica Murphy Moo gift superlative ‘Loving v. Virginia’ for Virginia Opera’s golden anniversary
operawire.com

San Francisco
Idomeneo in San Francisco
operatoday.com

SF Opera’s Idomeneo Dazzles With Powerful Voices and Striking Visuals
sfcv.org

Esa-Pekka Salonen says goodbye to San Francisco with a memorable Mahler Symphony No. 2
seenandheard-international.com

Ballett/Tanz

Wien/Volksoper
Zum Abschied ein Ballett-Dreiteiler, der keine Sternstunde war (Bezahlartikel)
Mit dem dreiteiligen Abend „Kreationen“ in der Volksoper endet Martin Schläpfers Direktion des Wiener Staatsballetts.
KleineZeitung.at 

Wien/Volksoper
Pride auf der Bühne der Volksoper: „Kreationen“
Ein Hauch von punkem Pride, eine ausufernde Party unter den Tänzern des Wiener Staatsballetts und eine Hommage an seinen scheidenden Leiter Martin Schläpfer. Drei Wiendebüts von spannenden Choreografen der jüngeren Generation feierten gestern Abend unter dem Titel „Kreationen“ auf der Bühne der Volksoper ihre Uraufführung. Wenn so die Zukunft des zeitgenössischen Balletts aussieht, dann kann sie nicht früh genug kommen.
apa.at

Wiener Festwochen
Tanzpremiere: Vier Kilometer Stoff? Da hilft nur die Maschine (Bezahlartikel)
Wiener Festwochen und das Tanzquartier zeigen „Inhale Delirium Exhale“.
Kurier.at

L.A. Dance Project presents a varied program in Beverly Hills
seenandheard-international.com

Sprechtheater

Niederösterreich
Zwölf Empfehlungen für den kommenden Theatersommer
Im Sommertheaterbetrieb halten große Namen Einzug. Leander Haußmann inszeniert in Haag, Theodoros Terzopoulos in Carnuntum, Köhlmeier und Helfer schreiben für Melk DerStandard.at

Ausstellung/Kunst

Wien
3. Mann Tour: Der berühmteste Kanaldeckel der Filmgeschichte feiert seinen 250.000sten Gast
Jubiläum der „3. Mann Tour“: Mit Wiener Schmäh und Charme auf den Spuren von Filmbösewicht Orson Welles. Ein besonderes Jubiläum feiert die „3. Mann Tour“ durch die legendäre Wiener Kanalisation unter dem Karlsplatz: Die Gruppe mit dem 250.000sten Gast wurde von Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky persönlich begrüßt. 20 Gäste wurden von den Kanalarbeitern mit gratis Eintritt und den original Wiener Mannerschnitten überrascht. Danach ging es über den berühmten Sterndeckel für eine Stunde in die Wiener Unterwelt auf den Spuren von Filmbösewicht Orson Welles im Klassiker „Der dritte Mann“. „Die Verbindung aus unserer Wiener Stadtgeschichte, Filmkultur und einer modernen Infrastruktur begeistert Menschen aus aller Welt. Dass wir heute den 250.000sten Gast begrüßen dürfen, ist eine schöne Bestätigung für das anhaltende Interesse an der Geschichte der Stadt und der Arbeit der Mitarbeiter*innen von Wien Kanal“, freut sich Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky. Die beliebte Kanaltour ist seit vielen Jahren ein Fixpunkt für Wienerinnen und Wiener sowie zahlreiche Gäste aus dem In- und Ausland. Sie ist eine der wenigen Gelegenheiten weltweit, ein aktives Kanalsystem in dieser Form hautnah zu erleben. Sieben Meter tief geht es unter den Straßen am Karlsplatz in den Wiener Untergrund.
ots.at

Wien/Festwochen
„Täter-Glorifizierung“? Heftige Kritik am Aktionismus-Museum bei den Festwochen
Kann man Otto Mühls Bilder noch ausstellen? Oder muss man sie angesichts seiner Verbrechen aus dem Kunstkanon streichen? Kann man Kunst und Künstler trennen? Darüber wurde bei den „Wiener Kongressen“ der Wiener Festwochen teils heftig debattiert. „Die Bilder schauen schön aus, sind aber grauenhaft; man sieht ihnen das Leid nicht an, es steckt aber in ihnen“: So charakterisierte Psychotherapeutin Ruth Bourgogne die noch immer gehandelten „Rutschbilder“ von Otto Mühl. Denn die Mädchen, deren Körper über die Leinwand gezogen wurden, um diese Bilder zu erzeugen, seien unmittelbar davor sexuell missbraucht worden. Bourgogne, bei den „Wiener Kongressen“ der Festwochen als „Auskunftsperson“ befragt, sollte es wissen: Sie war von 1981 bis 1990 Mitglied der Friedrichshof-Gemeinschaft Otto Mühls, die damals von vielen noch als fortschrittliche Kommune für sogenannte Aktionsanalyse (AAO) glorifiziert wurde, heute aber als verbrecherische Sekte gilt.
DiePresse.com

Verona
Tourist zerstört in Verona Swarovski-Kristallsessel
Ein mit Swarovski-Kristallen verzierter Sessel des Künstlers Nicola Bolla im Palazzo Maffei von Verona ist von einem Touristen kaputtgesessen worden: Wie in einem Video zu sehen ist, das das Museum selbst veröffentlicht hat, befinden sich zwei Besucher allein in dem Raum, in dem das Kunstwerk ausgestellt ist. Das Paar wartet, bis das Sicherheitspersonal den Raum verlässt, der Mann nähert sich dem Ausstellungsstück, setzt sich darauf. In diesem Moment bricht der kleine Stuhl unter seinem Gewicht zusammen. Die Touristen ergreifen die Flucht und verschwinden unbemerkt durch die Tür des Raumes. Der Schaden ist groß.
orf.at

Politik

Trump ist jetzt genau dort, wo er nicht sein wollte
Der Iran-Feldzug von Benjamin Netanjahu ist jetzt auch der Krieg von US-Präsident Trump. Und China und Russland profitieren unabhängig davon. Ob Trump Netanjahus Iran-Offensive gebilligt hat oder sie nur nicht verhindern konnte oder wollte. Auch wenn der US-Präsident betont, dass US-Truppen nicht beteiligt sind und er die Verhandlungen mit dem Iran weiterführen wird: Trump ist jetzt genau dort, wo er nicht sein wollte – gefangen in Netanjahus Eskalationslogik
msn.com

Iranisches Staats-TV während Live-Sendung attackiert
Der staatliche iranische Fernsehsender „IRINN“, Teil des Rundfunknetzwerks der Islamischen Republik Iran (IRIB), meldet laut „Reuters“, dass er von Israel angegriffen wurde. Dies geschah kurz nachdem Israels Verteidigungsminister angekündigt hatte, dass Irans Staatsfernsehen „bald verschwinden“ werde. Während der TV-Übertragung fielen Trümmer in das Studio
oe24.at

_______________

Unter’m Strich

Österreich
Verzicht auf eigene Familie: Warum junge Menschen Priester werden
Insgesamt werden heuer zumindest 27 Männer zu Priestern geweiht. Wie die fünf am Samstag geweihten zum Priesterberuf kamen.
Kurier.at

Wien/Hütteldorf/Tourismus
Caravaning in Hütteldorf: Was auf dem sanierten Campingplatz in Wien-West los ist
Der Campingplatz an der Hüttelbergstraße im 14. Wiener Gemeindebezirk wurde generalsaniert. Nach der Wiedereröffnung stellen sich Gäste ein, die dem Klischee der Billig-Campierer nicht entsprechen.
Kurier.at

INFOS DES TAGES (DIENSTAG, 17. JUNI 2025)

INFOS DES TAGES (DIENSTAG, 17. JUNI 2025)

Quelle: onlinemerker.com

HEUTE Stream aus der Wiener Staatsoper: DER ROSENKAVALIER

play.wiener-staatsoper.at

rosd

Zum Stream

________________________________________________________________________________________

00 a apropos renate ipse 300

Ich streike!

Ich kann mir selbst nicht nachsagen, dass ich nicht grenzenlos neugierig wäre. Zwar laufe ich nicht mehr grundsätzlich in alles, was die Wiener Theaterszene bietet (so wie früher in meinen jüngeren Tagen), aber man muss mich schon sehr abschrecken, um mich von einem Theater- oder Opernbesuch abzuhalten. Wie es dem MusikTheater an der Wien mit einer Oper gelungen ist, die sich „Voice Killers“ nennt.

Allein die Tatsache, dass schon der Titel impliziert, wie die Musik eines solchen Werks klingen würde, wäre nicht genug gewesen. Aber als ich las, dass es um einen Serienmörder geht, der junge Frauen ihrer Stimmen wegen umbringt, da war bei mir der Ofen aus. Nein, danke, das will ich nicht sehen. Und als ich bei Kollegen Troger, der so bewunderns- und dankenswert unterwegs ist, las, dass das Haus bei der Vorstellung halb leer war… da dachte ich, dass es anderen Leuten bei der Ankündigung vielleicht so ging wie mir. Ich streike!

Bei den Festwochen habe ich oft gestreikt (und war dann froh darüber – nein, eine vierstündige französische Version eines Thomas-Bernhard-Romans habe ich mir erst gar nicht angetan, und ich wollte auch nicht dabei sein, wenn eine Schauspielerin Tag und Nacht lang in Endlos-Schleife  immer dieselbe Szene spielt) – aber was ich gesehen habe, war auch des Interesses nicht wert.

Milo Raus Kommentar (anders kann man es nicht nennen) zu Jelineks „Burgtheater“-Stück. Ein großer Teil des Abends besteht darin, dass die Schauspieler über die Figuren reflektieren, die sie spielen. Da überlegt sich Mavie Hörbiger mit betroffener Miene, ob ihr Großvater Paul Hörbiger, den sie verkörpert (das ist doch Familiensinn!), sich nicht versündigt hat, indem er in der Nazi-Zeit in so vielen Unterhaltungsfilmen mitwirkte… Den Vogel aber schoß Caroline Peters (Darstellerin von Attila Hörbiger)  ab. Sie hat vor 40 Jahren als junges Mädchen in Bochum die Uraufführung von Jelineks „Burgtheater“ gesehen. „Und damals habe ich den Nationalsozialismus verstanden.“ Was für ein aufgewecktes Mädchen. Wie viel Blödsinn muss man sich als Zuschauer eigentlich bieten lassen?

Milo Raus „Die Seherin“ – seine perversen Hinrichtungs-Phantasien dem Publikum penetrant aufs Auge gedrückt.

Satoko Ichiharas „Kitty“ – endloser Beschwerde-Feminismus auf Japanisch.

Kurdwin Ayubs „Weiße Witwe“ – alberner Orientalismus, der nichts sagt und den niemand braucht.

Guillermo Cacaces „Gaviota“ – was bringt es mir, wenn fünf Frauen am Tisch sitzen und Texte aus Tschechows „Möwe“ lesen?

Wu Tsangs „Robin Hood“ – herzig, angeberisch belehrend und eigentlich völlig irrelevant.

Marguerite Duras steht mir noch bevor. Vielleicht geschieht ein Wunder.

Ich streike jetzt mindestens einen Sommer lang (vom Theatersommer nehme ich minimalst etwas mit). Dazwischen kann man ja lesen und gelegentlich ins Kino gehen. Es muss nicht immer Theater sein.

Renate Wagner

________________________________________________________________________________________

Erich Wirl gestorben. Ein Nachruf von Renate Wagner

Er hatte noch so viel vor 

erich fotos autogramme cc 270~1

Erich Wirl hat letzten Dezember inmitten seines riesigen Freundeskreises seinen 80. Geburtstag gefeiert, aber das bremste ihn nicht im geringsten ein. Noch immer fuhr er mehrmals in der Woche von seiner Wohnung in Mauer zur Staatsoper, um Sänger zu erwischen, die zur Probe gingen oder von der Probe kamen, um sie um Autogramme zu bitten. Besonders erfreulich fiel für ihn die letzte Begegnung mit Roberto Alagna aus (anlässlich von dessen Auftreten in  „Tosca“), der ihm freundlich Dutzende von Bildern unterschrieb und wie mit einem alten Freund mit ihm plauderte. Denn Erich kannte die meisten Sänger und auch Wiener Schauspieler sozusagen „ein Leben lang“ – mehr als sechs Jahrzehnte.

Er war ein etwa 15jähriger Bub, der damals das Drucker-Handwerk erlernte, als er begann, Autogramme zu sammeln. Damals war sogar Ella Fitzgerald in Wien! Und Filmschauspielerin Gerlinde Locker gehörte zu den Ersten, die er bei einer Stadthallen-Veranstaltung um ihre Unterschrift bat. Damals traf er auch seinen in der Folge lebenslangen Freund Bernhard Wagner, ein wenig älter als er und später als Jus-Student flexibler in der Zeiteinteilung als Erich, der  immer arbeiten musste. Immerhin brachte er es im Lauf des Lebens zum  Technischen Redakteur bei der Kronen Zeitung.

Aber abgesehen vom Privatleben – erste Gattin, zwei Söhne, ein heiß geliebter Enkelsohn, seit über 20 Jahren glücklich verheiratet mit Barbara (der Schwester von Opernsängerin Gabriele Fontana und Schwägerin von Peter Weber) – blieben Kunst, Kultur, das Sammeln von Autogrammen und die Begegnung mit Künstlern das Um und Auf seines Lebens. In der Oper haben Bernhard und er auch statiert – von Bernhard als martialischem Heiducken, der beim Einmarsch des „Rosenkavaliers“ den Säbel zieht, gibt es sogar Szenenfotos… Erich blieb der Oper bis zuletzt treu, nicht nur als Besucher, sondern auch als Volk im ersten Akt „Tosca“, wo er nach und nach viele Kostüme trug.

erich und barbara cc 0039~1

Aber sein Leben fand vor der Bühne und vor den Theatern statt. Als Hans Moser in einer Probenpause zur „Höllenangst“ in der Josefstadt die beiden Buben sah, lud er sie ein, sich zu ihm auf die Bank zu setzen. „Und er redete mit uns so lieb und vernünftig, als wären wir nicht halbe Kinder, sondern Erwachsene“, hat sich Erich immer gerührt an diese Szene erinnert.

Wenn jemand wie er – gepflegt, diskret, klug, informiert – Künstlern jahrelang begegnet, sie in ihrer Karriere begleitet, ergeben sich echte Beziehungen. Erich wollte noch jene zur von ihm so bewunderten Christa Ludwig aufschreiben, die ihn mehrmals in ihr Haus nach Klosterneuburg einlud. Viele Künstler wollten auch Bilder aus seiner Sammlung – Jonas Kaufmann erbat ein Bild von Franco Corelli…

Erich konnte stundenlang erzählen. Ein Buch daraus machen? „Wen interessiert das schon“, meinte er. Aber ein paar Artikel für den Online Merker hätte er schon noch gern geschrieben, zu gegebenem Anlass, wie zuletzt beim Tod von Otto Schenk und der Erinnerung an Paula Wessely. Das Haus Hofmannsthal verdankte seiner Sammlung wunderbare Ausstellungen zu einzelnen Sängerpersönlichkeiten.

erich und barbara mit bryn terfel ccjuni 2024 detail

 

 

 

 

 

Es sind ein paar Hunderttausend unterschriebene Autogrammfotos in mehr als sechseinhalb Jahrzehnten zusammen gekommen. Und so begleitete er Karrieren – O.W. Fischer war von der Sammlung begeistert und erbat für sich Bilder aus seiner eigenen Frühzeit, die er selbst nicht hatte. Schauspieler und Sänger kannten Erich Wirl – als er die Opernfreunde dazu brachte, eine Reise zur Grange Opera zu organisieren, wo Bryn Terfel auftrat, begrüßte ihn dieser wie einen alten Freund…

Erich war immer in Bewegung. Er hatte den Sommer  „kulturell“ schon vorgeplant – eine Woche in Reichenau, mit allen fünf Produktionen, eine Woche in Salzburg, wie immer, Tradition seit Jahren, Opern und Konzerte rund um den 15. August, auch die Karten für Gars hatte er schon (und die Einladung von Clemens Unterreiner auf den dort ausgeschenkten Wein). Die Karten für die Josefstadt waren dank Josefstadt-Karte schon für die erste Hälfte der Saison gebucht und abgeholt, zahllose Staatsopern-Karten warteten nur auf die Bestätigung. Erich hatte noch viel vor.

Und nun ist alles zu Ende von einer Stunde zur anderen. Montag Morgen nicht mehr aus dem Schlaf erwacht. „Ein schöner Tod“, wie man zu sagen pflegt. Wie ich Erich kenne, hätte er lieber noch ein paar Jahre schönen Lebens gehabt.

Renate Wagner

________________________________________________________________________________________

Stimmgewaltige Sternenfreundschaft: Günther Groissböck und Robert Holl im Schubert Schloss Atzenbrugg

In ihrem Fach gehören Robert Holl und Günther Groissböck zur absoluten Spitzenriege – auf Schloss Atzenbrugg gaben sie am Sonntag, 15.6., ihren ersten gemeinsamen Liederabend mit Stephan Matthias Lademann am Klavier.

atz2
Groissböck, Lademann, Holl © Schubertiade Atzenbrugg/Richard Marschik

Schubertiaden-Intendantin Ildikó Raimondi sprach zu Recht von einer Sternstunde für das Schubert Schloss Atzenbrugg, gemeinsam mit Veranstalter Gery Keszler, Hoteliers-Grande Dame Elisabeth Gürtler, Unternehmerin Karin Meier-Martetschläger, Bürgermeisterin Beate Jilch, Vizebürgermeister Franz Buchberger und Edith Mandl ließ man den Abend noch lange unter den Linden ausklingen.

az1
Groissböck, Holl, Lademann, Raimondi, Keszler, Jilch, Mandl © Schubertiade Atzenbrugg/Richard Marschik

Stimmgewaltige Sternenfreundschaft: Spitzen-Bässe Günther Groissböck und Robert Holl im Schubert Schloss Atzenbrugg

In ihrem Fach gehören Robert Holl und Günther Groissböck zur absoluten Spitzenriege – auf Schloss Atzenbrugg gaben sie am Sonntag, 15.6., ihren ersten gemeinsamen Liederabend. Es gibt Verbindungen, die im Himmel beschlossen und auf Erden vollzogen werden. Dieses Zitat passt nicht nur auf die gestern im ausverkauften Schubert Schloss Atzenbrugg besungene Sternenfreundschaft zwischen Franz Schubert und dem Dichter Johann Mayrhofer. Bei ausverkauftem Haus stellten Weltklasse-Bass Günther Groissböck, sein Lehrer, Vorbild und Schubert-Experte Robert Holl sowie Stephan Matthias Lademann am Bösendorfer-Flügel eindrucksvoll unter Beweis, das Kunst nicht allein von Kunstfertigkeit kommt – selbst, wenn sie auf höchstem Niveau dargeboten wird: Die Chemie zwischen den Künstlern zog das Publikum bei den heiteren und ernsthaften Momenten in den Bann, es flossen Tränen der Ergriffenheit und der Applaus wollte kein Ende nehmen. Holl (78) und Groissböck (48) kennen einander seit 27 Jahren, diese magische Freundschaft wurde in Musik übersetzt, die noch lange in den Herzen der Gäste nachklingen wird.

Sternstunde für das Schubert Schloss Atzenbrugg

Schubertiaden-Intendantin Ildikó Raimondi sprach zu Recht von einer Sternstunde für das Schubert Schloss Atzenbrugg, gemeinsam mit Veranstalter Gery Keszler, Hoteliers-Grande Dame Elisabeth Gürtler, Unternehmerin Karin Meier-Martetschläger, Bürgermeisterin Beate Jilch, Vizebürgermeister Franz Buchberger und Edith Mandl, treibende Kraft hinter dem Schubert Schloss ließ man den Abend unter den Linden ausklingen. Wer mehr über Schubert & Mayrhofer erfahren möchte, dem sei Robert Holls YouTube-Videoreihe „Mein Vermächtnis“ wärmstens an Herz gelegt.

Günther Groissböck – 1976 in Waidhofen an der Ybbs (Mostviertel) geboren, wurde sein Stimmpotenzial 1996 bei einer Party-Einlage erkannt. Ab 1998 studierte er bei Robert Holl, singt die wichtigsten Basspartien an praktisch allen großen Opernhäusern der Welt: Met, Mailänder Scala, Wiener Staatsoper, Opernhaus Zürich, das Royal Opera House Covent Garden, De Nationale Opera in Amsterdam, sowie die Deutsche Oper und die Staatsoper Unter den Linden Berlin. 2002 debütierte er bei den Salzburger Festspielen, 2014 feierte er dort sein viel beachtetes Rollendebüt als Ochs im „Rosenkavalier“ in der Regie von Harry Kupfer.

Robert Holl – Der niederländische Bass, geboren 1947 in Rotterdam, ist einer der großen Liedinterpreten und Konzertsänger. Im Opernfach sang er die großen Wagner-Partien: Hans Sachs („Die Meistersinger von Nürnberg“), König Marke („Tristan und Isolde“ oder Gurnemanz („Parsifal“) u.a. bei den Bayreuther Festspielen, an der Wiener Staatsoper, der Deutschen Oper und der Staatsoper Unter den Linden Berlin. Betätigte sich auch als Veranstalter von Schubertiaden und unterstützte u.a. mit Benefizkonzerten die Renovierung des Schubert-Schlosses Atzenbrugg. Ab 1998 Professor für Lied und Oratorium an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien; komponiert Lieder und Klavierstücke; Sammler zahlreicher Originalquellen zu Franz Schubert.

Vor der Sommerpause: Franz Schuh, Ildikó Raimondi und Andrea Linsbauer

Für die letzte Schubertiade vor der Sommerpause gibt es nur mehr wenige Tickets: „MUSIK-MISUK, Bekenntnisse eines Unmusikalischen“ am 29. Juni mit Schriftsteller und Essayist Franz Schuh, Ildikó Raimondi (Sopran) und Andrea Linsbauer (Klavier) wird ein weiteres Highlight des sorgsam kuratieren Programms der Intendantin. Ab September warten noch weitere Veranstaltungen im Schubert Schloss Atzenbrugg, darunter ein Serenadenkonzert des Landes Niederösterreichs mit Julian Prégardien (Tenor), Harriet Krijgh (Violoncello) und Daniel Heide (Klavier) sowie zwei Schubertiaden: Shootingstar Domenica Radlmaier (Sopran) und Stefan Birnbaum (Klavier) präsentieren am 14. September die schönsten Volkslied-Neubearbeitungen des Liederfürsten und ein Best of Brahms und Britten, am 28. September wartet mit Grammy Award-Gewinner Herbert Lippert (Tenor), dem national und international erfolgreichen JESS TRIO Wien und Komponist & Philosoph Rainer Bischof ein fantastisches Finale.

Schloss & Museum Sitzplatzreservierung Schubertiade 02275/5234

Mit musikalischen Grüßen,   Janina Lebiszczak
_____________________________________________________________________

BERLIN / Kühlhaus – „INTONATIONS“ Jerusalem Chamber Music Festival in Berlin, 12.-15.6.2025

Sommerliche Weltklasse: Elena Bashkirova & Friends mit einem abwechslungsreichen Programm rund um das Format Quintett

basch4
Foto: Dr. Ingobert Waltenberger

Die russische Pianistin Elena Bashkirova gründete 2012 als Berliner Pendant zum seit 1998 bestehenden Jerusalem International Chamber Music Festival den Berliner Ableger „Intonations“. Zehn Jahre lang fand das exquisite, auf nationale Vielfalt und unterschiedliche Karrierestadien der Beteiligten setzende Festival im Jüdischen Museum Berlin statt. 2023 übersiedelte es in den dreistöckigen Kubus des 1901 von der Hamburger Gesellschaft für Markthallen und Kühlhäuser errichteten Kühlhauses Berlin. Die Akustik in dem nach oben offenen, fensterlosen Industrieraum mit Galerien und nackten Stahlbetonträgern ist einzigartig, wirkt sie doch wie ein natürlicher Verstärker des Klangs, ohne hallig zu wirken. Außerdem fühlen sich die Temperaturen auch ohne Klimaanlage bei hochsommerlicher Hitze stets moderat an. Das in blau-fluoreszierende Licht getauchte Ambiente trägt dazu bei, sofort abschalten zu können und bremst noch dazu die grassierende Selfie-itis.

Sechs große Konzerte waren es 2025, die das Quintett, sei es nur mit Streichern oder kombiniert mit Klavier oder Bläsern, in den Mittelpunkt stellten. Eine ansehnliche Schar an Musikern kam für ein verlängertes Wochenende zusammen, um diese Kunstform zu feiern, wobei es am 13. und 14. jeweils vor dem Abendprogramm zum ersten Mal noch „Extrastunden“ um 18h gab.

basch3
Martina Gedeck, Elena Bashkirova. Foto: Dr. Ingobert Waltenberger

Ich habe beide besucht und sie alleine wären schon alle Mühe wert gewesen. Mit Richard Strauss’ „Enoch Arden – Melodram, Op. 38“, aufwühlend lebendig rezitiert von der Schauspielerin Martina Gedeck und instrumental untermalt von der feinfühlig am Klavier kommentierenden Elena Bashkirova, gab es eine Rarität zu erleben (bzw. zu entdecken, allen Interessierten kann die Aufnahme mit Bruno Ganz und Kirill Gerstein empfehlen), die unmittelbar unter die Haut ging.

Die teils improvisierte Lied-Lyrik-Performance im Rahmen des Projekts „Liedstadt“ (mit Musik u.a. von Ruth Schönthal, Schubert und Ravel) des für mich besten lyrischen Tenors der Gegenwart, Julian Prégardien, gemeinsam mit der Weimarer Gitarristin Anne Haasch sowie dem Pianisten Daniel Gerzenberg bescherten eine kleine Zeit an musikalisch eindringlicher, in Elegie durchlaufener Wanderschaft nach dem Motto „Lebendig in Erinnerung denken“. Prégardiens edler Tenor flutete sul fiato in schwebenden Piani bei Franz Schuberts nach innen gekehrtem „Nacht und Träume“.

Das Eröffnungskonzert am 12.6. abends startete mit Mozarts „Adagio und Rondo für Glass Harmonica“ KV 617. Elena Bashkirova, die sardische Flötistin Silvia Careddu, die Südspanierin Cristina Gómez Godoy, seit 2013 Solo-Oboistin der Staatskapelle Berlin, der prominente Bratschist  Razvan Popovici, selbst Leiter des Chiemgauer Musikfrühlings in Traunstein, der Kammermusikreihe “Pèlerinages” in München und Intendant des Kammermusikfestivals “SoNoRo” in Bukarest,  und der in Bregenz geborene Deutsche Grammophon Überflieger Kian Soltani (Cello) sorgten für ein alle Lyrismen der Musik in federleichter Eleganz auskostendes Musikerlebnis.

In Paul Hindemiths fünfsätziger „Kleiner Kammermusik“, bei der zu Silvia Careddu und Cristina Gómez Godoy der junge litauische Klarinettist Žilvinas Brazauskas, Mor Biron (langjähriger Fagottist bei den Berliner Philharmonikern, unterrichtet an der Barenboim-Said Akademie und ist Mitglied im West-Eastern-Divan Orchestra) und der Barenboim-Said Akademie Absolvent Ben Goldscheider am Horn stießen, bot der spielerisch-übermütige Ansatz des Ensembles für die in eine ironische Sachlichkeit kleidenden barocken Tanzrhythmen mit perkussivem Finale nichts weniger als unbeschwert-vergnügliche Unterhaltung.

basch1
Elena Bashkirova und Kian Soltani. Foto: Dr. Ingobert Waltenberger

Mozarts frühromantisch angehauchtes, opernquirliges Quintett für Klavier und Bläser in Es-Dur, KV 452 (Bashkirova, Gómez-Godoy, Brazauskas, Biron, Goldscheider) glänzte in burschikos empfindsamer Manier.

Die Sopranistin Dorothea Röschmann beeindruckte als Solistin bei ihrem Debüt von Ottorino Respighis Poemetto lirico „Il Tramonto“ op. 101 („Der Sonnenuntergang“) nach Versen von Percy Bysshe Shelley, mit hochdramatischer Attacke, großer Wortdeutlichkeit und vollkommener erzählerischer Verinnerlichung. Bei dieser von einem Streichquartett begleiteten Ballade geht es um ein junges Liebespaar, das gemeinsam den Sonnenuntergang erleben will. Nach dem plötzlichen Tod des Mannes wandelt Isabella verzagt auf einsamen Wegen, ein schicksalsgetrieben weiblicher Gegenpart zu Schuberts Müllerburschen. Nur noch ein Wunsch erfüllt ihr Herz: Auf ihrem Grabstein möge der sehnsuchtsvoll erwartete „Frieden“ eingemeißelt sein. Fedor Rudin, französisch-russischer Geiger, Enkel des russischen Komponisten Edison Denissov, seit 2019 Konzertmeister des Wiener Staatsopernorchesters und der Wiener Philharmoniker, Madeleine Caruzzo, Geigerin bei den Berliner Philharmonikern, Joaquín Riquelma García, spanischer Solobratschist und Mitglied der Berliner Philharmoniker und Kian Soltani (Cello) begleiteten den glühenden vokalen Vortrag aus schillerndem Flimmern in dekadenter fin-de-siècle Atmosphäre.

Den kammermusikalischen Höhepunkt und Abschluss des Eröffnungsabends bildete das Klavierquintett in f-Moll, Op. 34 von Johannes Brahms (Sommer 1864). Diesmal war Fabian Müller, einer der brillantesten deutschen Pianisten der jüngeren Generation und „Berlin Classics“ Star, der Solist. Gemeinsam mit Fedor Rudin (Violine), der Geigerin Kathrin Rabus, bis 2023 – und das 34 Jahre lang – 1. Konzertmeisterin der NDR-Radiophilharmonie, dem temperamentvollen französischen Bratschisten Adrian le Marca und dem in fabelhafter Spiellaune disponierten Kian Soltani (Cello) entzückten sie mit einer Brahms-Sternstunde und rissen das Publikum zu Ovationen hin. Die Musiker demonstrierten in den thematischen Durchführungen eine kinoreife Anschaulichkeit, sinfonisch elektrisierend, wogend im Chiaroscuro-launigen Farbenrausch wie ein regengepeitschtes Getreidefeld im Herbstwind. Die finale Stretta im Sechsachtel-Takt strotzte vor Vitalität und rhythmischer Verve.

Das zweite von mir besuchte Konzert am 14.6. bot eine erhellende programmatische Gegenüberstellung von Antonín Dvořáks Streichquintett Nr. 2 in G-Dur, Op. 77 mit dem spätromantischen Klavierquintett in C-Dur von Béla Bartók. Bedauerlicherweise resultierte aus der spezifischen Zusammensetzung bei Dvořák ein nur sehr eingeschränkt positives Erlebnis. Die Geigerin Diana Tishchenko spielte mit vibratoarmen schneidendem Ton und klang ganz nach Shostakovich-artiger Stahlgewittermanier und nicht nach „Böhmens Hain und Flur“. Jede und jeder der anderen vier (Mohamed Hiber, Violine, Sindy Mohamed Bratsche, Ivan Karizna Cello und Nabil Shehata Kontrabass) zeigten sich zwar in top technischer Form, aber es ergab kein Miteinander, kein gemeinsames Atmen und agogisches Wogen. Und oftmals wurden sie durch den scharfen ersten Geigenton gnadenlos überdeckt. Da hätte doch schon jemand bei den Proben auf die mangelnde klangliche Balance aufmerksam werden müssen. Dabei haben vor allem der immens talentierte Franzose Mohamed Hiber, seit 2019 Konzertmeister des West-Eastern Divan Orchestra und Stipendiat der Anne-Sophie Mutter Stiftung als auch der ebenfalls französische, aus jeder Pore seines Wesens Musik exhalierende Cellist Ivan Karizna auf seinem edeldunklen Tassini-Cello von 1760, „ex Paul Tortelier“ mit wunderschön modellierten sanglichen Tönen mehr als aufhorchen lassen.

Kalt und warm. Ganz anders gestaltete sich die einfach himmlische, von einem Sternenregen geküsste Wiedergabe von Béla Bartóks Klavierquintett in C-Dur aus 1903/04. Der 23-jährige Bartók hatte das Werk eigentlich für sich selbst als Klaviervirtuosen geschrieben. Dass bei diesem immens anspruchsvollen Werk Brahms und der von ihm praktizierte ungarische Stil (besonders dessen Klavierquintett in f-Moll, op. 34) Pate standen ist evident. Dazu gesellen sich Einflüsse von Liszt, Richard Strauss und César Franck. Bei alldem muss gesagt werden, dass das Ergebnis ein überaus Bekömmliches ist und in keiner Weise den späteren experimentellen Expressionisten erahnen lässt.

Zur trefflichen Ausführung bedarf es fünfer Erzmusikanten in beschwingter Geberlaune. Chromatischer Walzer, Feentanz, Rhapsodisches, am Ende ein rasantes Fugato und eine Stretta geben Gelegenheit, sich bei diesem jugendlich überschwänglichen Stück an den jeweiligen Instrumenten auszutoben, freilich in zusammen erfühltem Rubato, rhythmischer Präzision und romantisch aufgepeitschtem Temperament. Und genau das war an diesem Abend beispielhaft zu erleben. So bitten wir die fantastische bulgarische Pianistin Plamena Mangova, die bewunderungswürdige Mihaela Martin, Primaria des „Michelangelo String Quartet“, mit ihrem sinnlich runden Geigenton, die deutsch-russische zweite Violinistin Alissa Margulis, und wieder Razvan Popovici an der Bratsche und Ivan Karizna (Cello) vor den Vorhang. Was für ein lange nachwirkendes Erlebnis.

basch2
Foto: Dr. Ingobert Waltenberger

Das Konzept, überwiegend die besten der besten der Klassikwelt mit aufstrebenden, aber schon bewiesen exzellierenden Instrumentalisten in einem Festival nach einem programmatischen Ansatz zu mischen, mag zwar nicht neu sein, erhält aber durch den spezifischen Berliner Genius loci, dem etwa der Auftritt von Mitgliedern der Berliner Philharmoniker zu verdanken ist, einen ganz besonderen Charakter. Und natürlich ist auch der künstlerischen Leitung der charismatischen Pianistin Elena Bashkirova zu danken, die wie Daniel Barenboim beim West-Eastern Divan Orchestra ganz auf nationale Durchmischung und damit ein weiteres Mal auf ein Zeichen des möglichen Miteinander setzt. Die dringliche Aktualität dieses Anliegens ist unübersehbar.

Dr. Ingobert Waltenberger

 

APROPOS: Ich streike!

Ich streike!

00 a apropos renate ipse 300

Ich streike!

Ich kann mir selbst nicht nachsagen, dass ich nicht grenzenlos neugierig wäre. Zwar laufe ich nicht mehr grundsätzlich in alles, was die Wiener Theaterszene bietet (so wie früher in meinen jüngeren Tagen), aber man muss mich schon sehr abschrecken, um mich von einem Theater- oder Opernbesuch abzuhalten. Wie es dem MusikTheater an der Wien mit einer Oper gelungen ist, die sich „Voice Killers“ nennt.

Allein die Tatsache, dass schon der Titel impliziert, wie die Musik eines solchen Werks klingen würde, wäre nicht genug gewesen. Aber als ich las, dass es um einen Serienmörder geht, der junge Frauen ihrer Stimmen wegen umbringt, da war bei mir der Ofen aus. Nein, danke, das will ich nicht sehen. Und als ich bei Kollegen Troger, der so bewunderns- und dankenswert unterwegs ist, las, dass das Haus bei der Vorstellung halb leer war… da dachte ich, dass es anderen Leuten bei der Ankündigung vielleicht so ging wie mir. Ich streike!

Bei den Festwochen habe ich oft gestreikt (und war dann froh darüber – nein, eine vierstündige französische Version eines Thomas-Bernhard-Romans habe ich mir erst gar nicht angetan, und ich wollte auch nicht dabei sein, wenn eine Schauspielerin Tag und Nacht lang in Endlos-Schleife  immer dieselbe Szene spielt) – aber was ich gesehen habe, war auch des Interesses nicht wert.

Milo Raus Kommentar (anders kann man es nicht nennen) zu Jelineks „Burgtheater“-Stück. Ein großer Teil des Abends besteht darin, dass die Schauspieler über die Figuren reflektieren, die sie spielen. Da überlegt sich Mavie Hörbiger mit betroffener Miene, ob ihr Großvater Paul Hörbiger, den sie verkörpert (das ist doch Familiensinn!), sich nicht versündigt hat, indem er in der Nazi-Zeit in so vielen Unterhaltungsfilmen mitwirkte… Den Vogel aber schoß Caroline Peters (Darstellerin von Attila Hörbiger)  ab. Sie hat vor 40 Jahren als junges Mädchen in Bochum die Uraufführung von Jelineks „Burgtheater“ gesehen. „Und damals habe ich den Nationalsozialismus verstanden.“ Was für ein aufgewecktes Mädchen. Wie viel Blödsinn muss man sich als Zuschauer eigentlich bieten lassen?

Milo Raus „Die Seherin“ – seine perversen Hinrichtungs-Phantasien dem Publikum penetrant aufs Auge gedrückt.

Satoko Ichiharas „Kitty“ – endloser Beschwerde-Feminismus auf Japanisch.

Kurdwin Ayubs „Weiße Witwe“ – alberner Orientalismus, der nichts sagt und den niemand braucht.

Guillermo Cacaces „Gaviota“ – was bringt es mir, wenn fünf Frauen am Tisch sitzen und Texte aus Tschechows „Möwe“ lesen?

Wu Tsangs „Robin Hood“ – herzig, angeberisch belehrend und eigentlich völlig irrelevant.

Marguerite Duras steht mir noch bevor. Vielleicht geschieht ein Wunder.

Ich streike jetzt mindestens einen Sommer lang (vom Theatersommer nehme ich minimalst etwas mit). Dazwischen kann man ja lesen und gelegentlich ins Kino gehen. Es muss nicht immer Theater sein.

Renate Wagner

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert