LSO Batiashvili, Pappano © Carlos Suárez
Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden
DIE DONNERSTAG-PRESSE – 29. MAI 2025
Wien/Konzerthaus
Frau Batiashvili, Maestro Pappano und die Londoner Symphoniker liefern eine Leistungsschau auf höchstem Niveau
Im Rahmen des Wiener Musikfestes konnte man im Wiener Konzerthaus das London Symphony Orchestra bewundern und bestaunen.
Gemeinsam mit der georgischen Meistergeigerin Lisa Batiashvili gelang dem Orchester unter seinem Chef Sir Antonio Pappano eine veritable Sternstunde.
Von Herbert Hiess
Klassik-begeistert.de
Berin
Kostenloses Open-Air-Konzert
Endlich wieder „Staatsoper für alle“ auf dem Bebelplatz. Am 21. und 22. Juni verwandelt sich der Bebelplatz erneut in ein Mekka für Musikliebhaber. Die Staatsoper Unter den Linden und Sponsor BMW laden zur 19. Ausgabe von „Staatsoper für alle“ ein. Am Samstagabend um 19 Uhr wird Charles Gounods Oper „Roméo et Juliette“ live aus der Staatsoper auf den Bebelplatz übertragen. Regisseurin Mariame Clément inszeniert das Stück als Generationenkonflikt, bei dem die Jugend gegen alle Widerstände für die Liebe kämpft.
bz-berlin.de
Leipzig
Was darf Opernkritik?
Shitstorm nach Bodyshaming-Äußerungen über Sopranistin. Die Bühne, so betont das Haus, sei ein Ort der Freiheit – sowohl für Kunst als auch für Kritik. Beides erfordere Haltung, Verantwortung, sorgfältige Differenzierung und gegenseitigen Respekt. Man habe zudem persönlichen Kontakt zum Rezensenten aufgenommen, um die eigene Haltung klar zu vermitteln.
BR-Klassik.de
München/Bayerische Staatsoper
Video zu Cavalleria/Pagliacci
Cavalleria rusticana/Pagliacci – YouTube-Video 13 Minuten
Wien/Staatsoper
Mi., 28. Mai 2025: Richard Wagner, Das Rheingold
Überraschend erfreulich gestaltete sich das heutige „Rheingold“; also der Vorabend des ersten von zwei „Ring“-Durchläufen, die gleichzeitig der Abschied Philippe Jordans als Musikdirektor sind. Wie auch schon vor wenigen Tagen im „Tannhäuser“ war ich auch heute mit Philippe Jordan zufrieden: Er zeichnete für ein schlankes, eher flottes (Dauer: 1h 23min) Dirigat verantwortlich, mit einem stetig nach vorne drängenden Impetus, aber auch mit passender Gestaltung der getragenen Passagen. (Ich muss zur Erklärung sagen, dass mein letztes „Rheingold“ 2017 noch von Peter Schneider sehr getragen dirigiert wurde, dementsprechend kommt mir wohl jeder andere Dirigent eher flott vor).
forumconbrio.com
Wien
Im Wiener Konzerthaus: Die Radikalität einer stillen Gigantin
Fulminant: Elisabeth Leonskaja mit Beethovens drei letzten Klaviersonaten
Kurier.at
Wien
Oratorienaufführung : „Deborah“ im Konzerthaus: Händels Chöre reißen mit
Händels Oratorium „Deborah“, unter Ton Koopman erstmals im Wiener Konzerthaus: Gerechtigkeit für ein unterschätztes Werk – mit Sophie Junker in der Titelrolle und Countertenor Jakub Józef Orliński. Es gibt sie noch, die allerersten Male. Selbst für einen so bekannten und beliebten Komponisten wie Georg Friedrich Händel. Dessen Oratorium „Deborah“ erklang am Sonntagabend als Konzerthaus-Premiere – knapp 300 Jahre nach der Londoner Uraufführung. Das selten aufgeführte und aufgenommene Werk hatte von Beginn an eine verzwackte Rezeptionsgeschichte: Händels zweites englischsprachiges Oratorium floppte zunächst, und das Libretto wurde, nicht ganz zu Unrecht, als schwächelnd belächelt.
DiePresse.com
Wien
Sängerkrieg als Theaterstück: Neuproduktion von Wagners Tannhäuser an der Wiener Staatsoper
bachtrack.com/de
Staatsoper für junges Publikum: Musketiere und ein Sci-Fi-Strauß
Die Dependance Nest geht im Herbst mit einer bunten Programmfülle, doch weniger Premieren in die zweite Saison
DerStandard.at
Israel-Kritik: Kulturminister Babler hält Aussagen von JJ für „ungeschickt“
Zwar dürfe man auch nicht darüber schweigen, so Andreas Babler bei einer Pressekonferenz. Die politischen Reaktionen auf die Aussage von JJ fand er aber zu heftig
DerStandard.at
Bonn
Theater Bonn: Kinder als Superhelden – „Die blaue Sau“
opernmagazin.de
Basel
LIEDBasel: Rezital Patricia Petibon / James Baillieu
opernmagazin.de
Jubiläum
König des Liedes und der Schallplatten:
Dietrich Fischer-Dieskau hat die Massstäbe gesetzt, mit denen sich bis heute jeder Sänger auseinandersetzen muss (Bezahlartikel)
NeueZürcherZeitung.ch
Dietrich Fischer-Dieskau: Eine mühelos strömende Stimme
swr.de
Dietrich Fischer-Dieskau: Complete Lieder & Songs on Warner Classics (Podcast)
Kai Luehrs-Kaiser stellt die CD-Box vor
radiodrei.de
Links zu englischsprachigen Artikeln
Wien
Cultural hedonism gets explored as Tannhäuser returns to Vienna State Opera in a new production
seenandheard-international.com
Mailand
Gatti huffs out of La Scala
Daniele Gatti, defeated by Myung Whun Chung in the race to succeed Riccardo Chailly at La Scala, has cancelled all his engagements at the theatre next season, according to La Repubblica.
slippedisc.com
Amsterdam
Dutch National Opera 2024-25 Review: Die Frau Ohne Schatten
Katie Mitchell’s Exciting But Controversial Reading
operawire.com
Warschau
Aleksandra Kurzak, Konu Kim, Izabela Matuła, Sebastian Catana & Agnieszka Rehlis Lead Polish National Opera’s 2025-26 Season
operawire.com
Sevilla
Festival de Ópera de Sevilla Announces 2025 Season Featuring Leonor Bonilla, Alessio Arduini, Franco Fagioli & Pablo García-López
operawire.com
London
The Flying Dutchman at Opera Holland Park review: ambitious and intense
This retelling of Wagner’s fourth opera is substantial, even if the staging doesn’t work at points
thestandard.co.uk
Faust review: “Sticks closely to the serious themes” (Subscription required)
David McVicar’s staging retains its theatrical brilliance, but is unevenly sung
thestage.co.uk
Longborough
At home with the Wagners: Avner Dorman’s Wahnfried receives its UK premiere
bachtrack.com/de
Glyndebourne
Seamless, genial comedy for Glyndebourne’s The Barber of Seville
operatoday.com
Dublin
Donizetti on steroids: a rollicking Wild West Elisir that hits all the right notes
bachtrack.com/de
Washington
Trump’s takeover of the Kennedy Center was wrong—but don’t make things worse by boycotting the musicians
washingtonclassicalreview.com
Feuilleton
Why Isn’t My Favorite Composer More Popular? (Subscription requitred)
I love the operas of Leoš Janáček. So do audiences — when they go to see them. But the works remain stubbornly on the outskirts of the repertory.
nytimes.com
Politik
Trump droht Putin: Dann werden wir anders reagieren!
US-Präsident Donald Trump schließt nach eigenen Angaben nicht aus, dass der russische Präsident Wladimir Putin die Verhandlungen über eine Waffenruhe im Ukraine-Krieg absichtlich verzögern könnte und droht mit Konsequenzen. „Wir werden herausfinden, ob er uns nur hinhält oder nicht. Wenn das der Fall ist, werden wir etwas anders reagieren“, sagte Trump vor Reportern im Weißen Haus. Zudem sei er enttäuscht, dass Russland die Ukraine weiter massiv mit Luftangriffen attackiere
oe24.at
Österreich
Ex-Kanzler spricht Klartext: Polit-Comeback nach Freispruch? Das sagt jetzt Kurz
In seiner Firmenzentrale äußerte sich Ex-Kanzler Sebastian Kurz am Tag nach seinem Freispruch ausführlich zum Prozess. Nach langen Jahren des Bangens hat Ex-Kanzler Sebastian Kurz endlich Gewissheit: Am Montag wurde am OLG Wien vom Vorwurf der Falschaussage endgültig freigesprochen. Seine erste Reaktion fiel überraschend knapp aus. Er wolle jetzt erst einmal nach Hause zu seiner Familie, Sohn Valentin ist immerhin erst wenige Tage alt.
Heute.at
Immer Ärger mit Pink: 20 Millionen für UN-Kampagne
Neos-Staatssekretär Sepp Schellhorn sucht acht neue Mitarbeiter. Außenministerin Meinl-Reisinger gibt 20 Millionen Euro für eine Kampagne aus, damit Österreich für zwei Jahre einen Sitz im UNO-Sicherheitsrat bekommt. Warum Österreich um diesen Platz rittert. Der „Audi-Sepp“ alias Neos-Staatssekretär Josef „Sepp“ Schellhorn lässt die Emotionen wieder hochkochen. Nach seinem Dienstauto-Gate wird ihm abermals Steuergeld-Verschwendung vorgeworfen: Acht neue Mitarbeiter für seine neu geschaffene Entbürokratisierungsstelle im Außenministerium werden eingestellt. Für Schellhorn ist die Stelle bewusst schlank gehalten. Das sehen viele anders.
msn.com
Wien
Was hinter den Zahlen zum Zuzug nach Wien steckt
Das Bevölkerungswachstum von 1,1 Prozent für Wien besteht aus vielen Zutaten. Vor allem aber zeigen die Details der neuen Bevölkerungsstatistik: Wien ist ein Durchhaus, die Zahl des Netto-Bevölkerungswachstums ist verschwindend gering im Vergleich zur Zahl jener, die in Summe kommen oder gehen.
krone.at
Oberösterreich
Appelle an Braunauer Bürgermeister: „Namen unbedingt entfernen“
Historiker Michael John und Expertin Hannah Lessing fordern in offenem Brief an Bürgermeister Waidbacher Umbenennung zweier Straßen und einer Stiege. Darin steht unter anderem: „Das Thema „brauner Flecken“ in Braunau beschäftigt mittlerweile einschlägige Organisationen wie die jüdischen Kultusgemeinden, Lagergemeinschaften ehemaliger Konzentrationslager und andere. Wir sind der Ansicht, dass Straßennamen, die nach Personen mit eindeutiger, erwiesener NS-Vergangenheit benannt wurden, nicht mehr existieren dürfen.
Kurier.at
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Unter’m Strich
Schweiz
Gigantischer Gletscherabbruch verschlingt ganzes Dorf
Schock in der Schweiz: Das Unfassbare ist eingetreten. Tagelang befürchtete man in der Schweiz eine große Katastrophe – nun trat der Worst Case tatsächlich ein. Der Ort Blatten im Schweizer Kanton Wallis im Lötschental wurde im Zuge eines massiven Gletscherabbruchs am Mittwoch fast vollständig verschüttet.
oe24.at
Was will eigentlich Österreichs Jugend?
Sie stehen zur Demokratie, sind aber von der Politik enttäuscht: Junge Menschen fühlen sich von Regierung und Abgeordneten nicht gehört. Ihre Enttäuschung über das System hat sich in der Corona-Pandemie vertieft und hat seither nicht abgenommen. Mit Floskeln, Sparpakete würden auch für künftige Generationen geschnürt, gewinnt man das Vertrauen nicht zurück
News.at
INFOS DES TAGES (DONNERSTAG, 29. MAI 2025) – Christi Himmelfahrt
INFOS DES TAGES (DONNERSTAG, 29. MAI 2025)
Quelle: onlinemerker.com
Bayerische Staatsoper: Was war? Was kommt?
Liebe Besucher!
Nach der Premiere von Pietro Mascagnis und Ruggero Leoncavallos Cavalleria rusticana / Pagliacci in der Inszenierung von Francesco Micheli nähern wir uns mit großen Schritten dem 150-jährigen Jubiläum der Münchner Opernfestspiele. Neben der Festrede zum Auftakt der Festspiele am Donnerstag, 26. Juni 2025, haben Sie die Möglichkeit, alle Neuinszenierungen der aktuellen Spielzeit und andere Highlights des Repertoires noch einmal in konzentrierter Folge zu erleben. Die neueste Ausgabe des Magazins Engelsloge widmet sich ebenfalls ganz den Münchner Opernfestspielen und den drei letzten Premieren der Saison.
Noch vor dem fulminanten Spielzeit-Ende beschließt das Bayerische Staatsorchester unter der Musikalischen Leitung von Generalmusikdirektor Vladimir Jurowski die Akademiekonzert-Saison. Im Rahmen des 6. Akademiekonzerts werden Joseph Haydns Abschiedssymphonie und Dmitri Schostakowitschs achte Symphonie gespielt.
Herzliche Grüße
Ihr Team der Bayerischen Staatsoper
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„DER RING“ in Dortmund: Die Podcasts von Klaus Billand
Das Rheingold 24.5.2025
Zum Podcast- Das Rheingold/Youtube-Video
Die Walküre 22.5.2025
Siegfried 23.5.2025
Götterdämmerung 25.5.2025
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München/Bayerische Staatsoper: Video zu Cavalleria rusticana/Pagliacci
Video zu Cavalleria/ Pagliacci
Close up: Cavalleria rusticana/ I Pagliacci – Youtube-Video 13 Minuten
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Eine unabhängige Jury wählte aus den über 280 Antragstellenden aus 15 Bundesländern im Mai 50 Institutionen, Verbünde oder Kommunen in Großstädten für eine Förderung aus. Gefördert werden die Einrichtungen mit jeweils 50.000 Euro. Weitere Unterstützung erhalten sie durch den Austausch mit anderen Kulturinstitutionen, durch Beiträge von Expert:innen bei den „Zukunftsforen“ – der Akademie-Reihe des Programms – und auf Inspirationsreisen in europäische Städte, jeweils ab Herbst 2025. Dort werden gelungene Beispiele vorgestellt, Modelle hinterfragt und Impulse für mehr Mut in Veränderungsprozessen gesetzt. Insgesamt steht für die erste Programmphase ein Budget von 4,6 Millionen Euro zur Verfügung. Ab 2027 ist eine Fortsetzung des Programms denkbar, damit ausgewählte Vorhaben umgesetzt werden können.
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„Ich bin ein Diener ohne Dienstanweisung“: Ein Gespräch mit Dirigent Yordan Kamdzhalov über Freiheit, Hingabe und die heilende Kraft der Musik
Das Gespräch fand statt am 22. Mai 2025 in Bad Vilbel
Fotos © Milena Kamdzhalova
von Dirk Schauß
Yordan Kamdzhalov© Milena Kamdzhalova
Musik als Medizin – buchstäblich: Wenn Ärztinnen und Ärzte aus ganz Europa sich zu einem Orchester zusammenschließen, dann geht es nicht nur um Klang, sondern um Haltung. Das European Doctors Orchestra unter der Leitung von Yordan Kamdzhalov gastiert am 25. Mai 2025 in Bad Vilbel und bringt ein eindrucksvolles Programm mit: Georges Bizets Suite aus der Oper „Carmen“ und Anton Bruckners vierte Sinfonie in Es-Dur.
Zwei Werke, wie sie gegensätzlicher kaum sein könnten – und doch verbunden durch eine tiefe humanistische Botschaft: die Idee der Freiheit.
Dass ein Orchester, das aus engagierten Medizinerinnen und Medizinern besteht, mit Werken von solcher emotionaler und technischer Tiefe auftritt, ist keine Selbstverständlichkeit. Die Musikerinnen und Musiker des European Doctors Orchestra reisen auf eigene Kosten an, investieren ihre Freizeit in intensive Probenarbeit – und stellen sich in den Dienst einer guten Sache. Getragen wird das Konzert von den Service-Clubs von Rotary, Lions, Soroptimist International und Inner Wheel. Die Einnahmen kommen einem Hilfsprojekt für Kinder und Familien in Not zugute – eine Symbiose aus künstlerischer und sozialer Verantwortung, wie sie in dieser Form selten geworden ist.
Das European Doctors Orchestra ist mehr als nur ein ungewöhnlicher Klangkörper. Gegründet 2008 in Wien, vereint es heute über 120 Ärztinnen und Ärzte aus 25 europäischen Ländern, die alle eine gemeinsame Leidenschaft teilen: die Musik. Von Kardiologen aus Deutschland über Chirurginnen aus Schweden bis hin zu Kinderärzten aus Italien – sie alle kommen mehrmals im Jahr zusammen, um auf höchstem Niveau zu musizieren und dabei Gutes zu tun.
Das Orchester hat seit seiner Gründung über zwei Millionen Euro für humanitäre Projekte gesammelt. Jedes Konzert steht unter einem karitativen Stern: Unterstützung für Kinderkrankenhäuser, Hilfe für Flüchtlinge, Förderung von Musiktherapie-Programmen oder – wie beim aktuellen Projekt – direkte Hilfe für Familien in Notlagen. Die Musiker finanzieren nicht nur ihre Anreise selbst, sondern verzichten auch auf jegliche Gage. „Wir heilen mit den Händen, wir heilen mit der Musik“, so das Motto des Orchesters.
Im Zentrum all dessen steht Yordan Kamdzhalov, ein bulgarischer Dirigent mit internationalem Renommee, der nach Jahren im traditionellen Opern- und Konzertbetrieb neue Wege eingeschlagen hat.
Der in Sofia geborene Kamdzhalov studierte am Nationalen Musikkonservatorium seiner Heimatstadt, bevor er seine wahre Berufung im Dirigieren fand. Früh schon zog es ihn nach Deutschland: Ein Stipendium führte ihn an die Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ in Berlin, wo er bei renommierten Professoren wie Christian Ehwald und Rolf Reuter seine dirigentische Ausbildung vollendete.
Seine Laufbahn begann klassisch: Erste Positionen als Kapellmeister in deutschen Opernhäusern, später als Generalmusikdirektor. International machte er sich einen Namen mit Gastdirigaten bei namhaften Orchestern in ganz Europa, darunter das Philharmonia Orchestra London, das Deutsche Symphonieorchester Berlin, das London Philharmonic Orchestra und das Tonhalle Orchester Zürich. Besondere Anerkennung fand seine Interpretationen der großen romantischen Sinfoniker – Bruckner, Mahler, Tschaikowsky –, aber auch seine Opernaufführungen.
Doch um die Jahrtausendwende vollzog Kamdzhalov eine drastische Wende. Frustriert von den Zwängen des traditionellen Musikbetriebs, von Intendantenwillkür und kommerziellem Druck, verließ er die etablierten Strukturen. In seiner bulgarischen Heimat gründete er eigene Klangkörper, initiierte eine Schule, ein Ensemble, ein Benefizprogramm, veranstaltet Wettbewerbe und Meisterkurse – und sucht heute mehr denn je nach einer Musik, die nicht nur schön, sondern notwendig ist. Sein Zugang ist leidenschaftlich, kompromisslos, spirituell.
Vor dem Konzert hat Dirk Schauß ihn in Bad Vilbel getroffen – und mit ihm über Bruckner, Bizet, Freiheit und die heilende Kraft der Musik gesprochen. Ein Gespräch, das mehr war als ein Interview. Ein Bekenntnis.
Yordan Kamdzhalov © Milena Kamdzhalova
DS: Zwei Jubilare haben wir in Ihrem Konzert: Anton Bruckner, der letztes Jahr seinen 200. Geburtstag hatte, und dazu Georges Bizet, dessen 150. Todestag sich jährt. Eine spannende Kombination. Französische Musik nähert sich dem symphonischen Giganten Anton Bruckner. Mit welchen Gefühlen nähern Sie sich dieser Programmzusammenstellung?
YK: Das sind zwei ganz große Komponisten des 19. Jahrhunderts. Österreich und Frankreich – sie sind so unterschiedlich, und doch liebe ich beide sehr. Die Oper „Carmen“ habe ich oft dirigiert, in Berlin, in Sofia, in Budapest. Anton Bruckner ist meine persönliche Welt in der Sinfonik, sie ist so universell. Wenn man mich zwingen würde, bis an mein Lebensende nur einen Komponisten zu dirigieren, dann wäre es Bruckner. Alle seine Sinfonien faszinieren mich – seine Welt, diese transzendentale Kraft ist eine intensive Klangerfahrung. Unfassbar, dass solch eine Musik in dieser Zeit entstehen konnte.
DS: Wie legen Sie Bruckner an? Was ist Ihr interpretatorischer Ansatz?
YK: Kosmisch, übermenschlich. Bruckner berührt den Himmel und geht noch darüber hinaus. So hoch und tief geht er zugleich. Er ist für seine Zeit archaisch und zugleich sehr modern. Seine Wurzeln in der Kirchenmusik sind unverkennbar – schließlich war er ja Organist im Stift St. Florian. Seine Vierte ist die sogenannte „Romantische“, aber sie ist auch übermenschlich. Da ist diese mystische Eröffnung mit dem Hornruf – wie ein Ruf aus einer anderen Welt. Und dann diese gewaltigen Steigerungen, diese Klangkathedralen, die er baut.
DS: Das stimmt, und das zeigt sich besonders im zweiten Satz in seinen Klangschichtungen. Welch ein Kontrast zur direkten und einfacher zu verstehenden Musik von Georges Bizet. Sehen Sie dies auch als bewussten Kontrast in Ihren Interpretationen?
YK: „Carmen“ ist gar nicht zu unterschätzen. Hier ist nichts zufällig, alles hat Ausdruck und eine zeitlose Aussage. Die Orchestrierung, die Melodieführung, die Dramaturgie – alles erscheint mir einzigartig. Aus heutiger Perspektive wirkt das Werk sehr einfach und zugänglich. Aber zur Zeit der Uraufführung – was für ein Skandal das doch war! „Carmen“ war für die Menschen zu Bizets Zeit vielleicht revolutionärer als Bruckner.
Es war eine bewusste Entscheidung für dieses besondere Konzert, keinen Solisten zu haben. Das Orchester soll im Mittelpunkt stehen, und alle sollen Gelegenheit erhalten, sich solistisch und als Kollektiv zu zeigen. Jeder Musiker ist extrem gefordert. Und es ist mir ein besonderes Anliegen, die Musiker zu motivieren, alles zu geben, denn allein in „Carmen“ steckt so viel musikalische Schönheit, so viel Streben nach Freiheit. Auch Bruckner strebte danach, letztlich wie jeder Mensch. Wir alle wollen Freiheit! Und wir sind ja nicht frei. Die Welt ist nicht frei, und das Ideal der Kunst, für Freiheit zu kämpfen – das ist eine enorme Botschaft. Und wie sehr hat das einen einzelnen Menschen wie Anton Bruckner ganz groß werden lassen. Der Begriff der Freiheit ist ganz tief in Bizet und Bruckner manifestiert.
DS: Freiheit ist ein zentraler Begriff. Und bei Bruckner schreitet der Zuhörer immer durch ein Tor der Freiheit geradezu. Bei „Carmen“ war sicherlich die Radikalität, wie der Begriff Freiheit ausgestellt wurde, eine Überforderung für das damalige Publikum. Und was hatte dieser Meister für eine Phantasie – niemals in Spanien gewesen, und doch klingt seine Musik, als käme sie direkt von dort.
Bei Anton Bruckner ist immer das Geheimnis allgegenwärtig. So viele seiner Sinfonien beginnen mysteriös mit einem Tremolo… und dann wird seine Musik zuweilen ganz zukunftsweisend, wenn wir an seine Neunte denken.
Sie haben für diese beiden Komponisten ein ganz eigenes Orchester zur Verfügung. Natürlich wirkt dieses Programm kühn für einen Klangkörper, der kein Profi-Ensemble ist. Gehen Sie mit so einem Orchester anders um als mit Professionellen?
YK: Es geht nicht nur um einen Reiz – es ist eine große Ehre. Ich habe tiefen Respekt vor diesen Menschen, die tagtäglich Leben retten und nun aus ganz Europa zusammenkommen, um gemeinsam Musik zu machen. Das ist sehr ehrenwert. Ich freue mich darauf, ihre Leidenschaft zu erleben.
Schon als Student in Berlin habe ich mit dem Sinfonieorchester der Humboldt-Universität gearbeitet. Ich war dort jahrelang Assistent und hatte die Gelegenheit, mit vielen großartigen Persönlichkeiten zu musizieren, die keine professionellen Musiker waren, aber eine tiefe innere Botschaft durch die Musik ausdrücken wollten. Das hat mich immer beeindruckt. Nun erwarte ich etwas Ähnliches – doch auf einem noch höheren Niveau. Solche Projekte sind wichtig für die europäische und internationale Kulturlandschaft.
Wissen Sie, ich habe längere Zeit nicht mehr mit einem Laienorchester gearbeitet, habe dennoch große Erfahrung damit. Mich reizt das viel stärker, als mit Profis zu arbeiten. Ich möchte nicht mit Musikern arbeiten, die Musik als „Arbeit“ betrachten. Daher habe ich meine eigenen Klangkörper gegründet, die das gleiche Verständnis von Leidenschaft haben.
Hier haben wir Ärzte, die Menschen retten, aus gut 20 Ländern, die eine starke humane Botschaft verkörpern. Der heutige Mensch ist schwach. So viel Gewalt und Kriege überall. Und diese Ärzte und Ärztinnen arbeiten mit großer Hingabe in ihren Berufen. Als Musiker kümmern sie sich auch um unsere seelische Gesundheit. Bruckner zu spielen und Arzt zu sein – das ist ungewöhnlich. Sie machen das, weil sie es tun wollen, ganz ohne Zwang. Sie kommen freiwillig, auf eigene Kosten zu unserem Projekt. Damit haben wir die besten Voraussetzungen, außerordentliche Ergebnisse zu erzielen.
Täglich wird hier gut zwölf Stunden gearbeitet: in Gruppen, Register- und Tuttiproben, auch am Wochenende. Diese engagierten Menschen verdienen den größten Respekt für ihren ehrenamtlichen Einsatz für die gute Sache. Dies ist echte Liebe zur Musik!
DS: Das ist Hingabe!
Yordan Kamdzhalov bei einer Probe. Foto: Milena Kamdzhalova
YK: Genau! Vielleicht erreichen wir ein paar spieltechnische Grenzen, was auch bei Profi-Musikern durchaus der Fall sein kann. Die Anforderungen der Werke sind enorm – Bruckners Vierte fordert das Orchester über 70 Minuten, Carmen mit ihren rhythmischen Finessen und den exponierten Bläsersoli ist ebenfalls höchst anspruchsvoll. Aber mit diesem Idealismus werden wir alle über uns selbst hinauswachsen.
Meine Erwartungen sind enorm. Ich bin mir sicher, es wird uns etwas Unvergessliches gelingen. Ich wünsche mir, dass wir ganz tiefe Eindrücke hinterlassen. Ich wünsche mir, dass die Menschen berührt werden – dass sie ihre Fantasie entfalten und die gewaltige Kraft von Bruckners Musik mit nach Hause nehmen. Es geht nicht nur um den Klang, sondern um die Botschaft, um die emotionale Tiefe. Diese Berührung, diese Kraft – das ist es, was wir vermitteln möchten. Alles andere wäre verschenkte Zeit.
DS: Das ist eine ganz besondere Haltung! Zu leben, was Sie leben. Die Hingabe ist es – wir haben nur diesen einen Moment, in dem wir Musik machen. Unwiederbringlich.
Lassen Sie uns einen Blick auf Ihren Werdegang werfen. Sie sind zunächst einen üblichen Weg als Dirigent gegangen, wurden unter anderem Generalmusikdirektor, haben internationale Orchester dirigiert. Für mich gab es dann eine Zäsur, denn plötzlich haben Sie das so nicht mehr gemacht. Sie haben in bulgarischer Heimat eigene Klangkörper gegründet, gestalten Meisterklassen, Wettbewerbe, Benefizaktionen – ja, sogar eine Schule haben Sie begründet. Was war passiert, was Sie zu alledem geführt hat?
YK: Da sind wir wieder bei Bizet und Bruckner: Freiheit! Ich möchte nicht mehr im Gefängnis des Kunstbetriebes gefangen sein. Wenn ich könnte, würde ich jeden befreien wollen. Ich bin sehr beeindruckt von Sergiu Celibidache, der es herausragend verstand, Grenzen zu überschreiten. Ich kann nur dann gut arbeiten, wenn ich nicht eingeschränkt werde durch Konventionen und Dogmen. Tradition ist oft nur das, was andere sich ausgedacht haben. Es gibt keinen festen Begriff dafür. Als ich das begriffen habe, war ein Wendepunkt für mich gekommen.
Ich finde, wir dienen nicht der Musik in aller Konsequenz. Daher sagte ich einmal, dass Beethovens Neunte immer noch auf ihre wirkliche Uraufführung wartet. Die edlen Worte von Schiller „Alle Menschen werden Brüder“ – das findet bis heute nicht statt. Eine Utopie. Wir sind sehr weit davon entfernt. Jeder kämpft gegen den anderen. Wir brauchen Schönheit und enorme Hingabe. Die Botschaft der Einheit. Die Überzeugung, dass Musik Leben verändern kann.
Dass Kunst Menschen nicht nur bewegen, sondern sogar retten kann. Dass sie uns als Gesellschaft weiterentwickeln kann. Mein Ziel ist es, Musik stets näher zu den Menschen zu bringen – überall, jederzeit. Musik hat das Potenzial, Leben zu verändern. Kunst muss den Menschen dienen, sie stärken und sie voranbringen.
DS: Wie könnte man die Verbindung von Musik und gemeinnützigem Engagement weiter stärken?
YK: Alle Künstler – Musiker, Schauspieler, Regisseure, Sänger – sollten sich aktiv für gemeinnützige Projekte engagieren. Wenn sie das nicht tun, frage ich mich, was sie überhaupt in der Kunst suchen. Soziales Engagement ist kein Nebenaspekt, sondern die Essenz der Kunst.
Der Schlüssel liegt in der Bildung: Schon Kinder sollten lernen, dass Kunst nicht nur Selbstverwirklichung ist, sondern eine Verantwortung mit sich bringt. Schüler, Studierende – alle, die Kunst machen, müssen verstehen, dass ihr höchstes Ziel nicht Ruhm oder Prestige ist, sondern der Dienst an der Gesellschaft.
Nur wenn wir diese Werte tief in unserer Erziehung verankern, können wir das große Erbe der Kunstgeschichte fortführen. Philosophen und Künstler über Jahrhunderte hinweg haben gezeigt, dass Kultur die Menschheit weiterbringen kann – ja, sie sogar retten kann. Diesen Gedanken müssen wir bewahren und weitertragen. Wir Künstler selbst müssen die Botschafter dieses Verständnisses sein.
DS: Was ist dann Ihr Credo?
YK: Ich bin ein Diener ohne Dienstanweisung!
DS: Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, welches Werk würden Sie gerne erarbeiten?
YK: Wagners „Ring des Nibelungen“! Es ist unser aller Geschichte – die der Menschen, das Streben nach Macht, was den Charakter verdirbt, die Menschlichkeit opfert, und am Ende bleibt das große Verlieren. Alles bereinigt sich, und die Geschichte startet von neuem. Wie nach einem Krieg. Die Hinterbliebenen sagen „Niemals wieder“, und doch starten nach vielen Jahren wieder neue Kriege. Haben wir daraus gelernt?
DS: Und in der Sinfonik – welche Wünsche gibt es da?
YK: Am liebsten alle Sinfonien dieser Meister: Bruckner, Mahler und Schostakowitsch. Diese drei Komponisten haben die Essenz des menschlichen Daseins in Töne gefasst – Bruckner die Transzendenz, Mahler die existenzielle Zerrissenheit, Schostakowitsch den Überlebenswillen unter extremen Bedingungen. Das sind die Komponisten, die unsere Zeit braucht.
Am Ende dieses Gesprächs steht ein Bild: Yordan Kamdzhalov als Dirigent – ja. Aber mehr noch als Mensch, der Kunst als Verantwortung versteht. In einer Zeit, in der Kultur oft als Luxus betrachtet wird, erinnert er an ihren Ursprung: heilen, verbinden, befreien.
Das European Doctors Orchestra ist ein Symbol. Für das, was möglich wird, wenn Menschen ihr Können in den Dienst einer gemeinsamen Idee stellen. Ärztinnen und Ärzte, die mit Musik heilen. Ein Dirigent, der nicht dirigiert, sondern inspiriert.
DS: Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass sich Ihre Wünsche erfüllen und Sie die Schaffenskraft und der Idealismus treu begleiten.
YK: Ich danke Ihnen vielmals.
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MUSIKVEREIN GRAZ: Kritiken
Musikalischer Frühling in Italien
Die Grazer Philharmoniker begeisterten mit Karl Goldmark und Richard Strauss.
Eva Schulz
Kleine Zeitung (28.05.2025):
„Frühling in Italien“: Die Grazer Philharmoniker im Musikverein
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