Lady Macbeth © Monika Rittershaus
Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden
DIE MITTWOCH-PRESSE – 25. JANUAR 2023
Hamburg
Hammerstimmung in Hamburg: Königin Camilla Katerina beherrscht auch die Dammtorstraße
Die Zeiten der Extraklasse sind zurück an der traditionsreichen Hamburgischen Staatsoper. Star-Sopranistin Camilla Nylund triumphiert in ihrem jüngsten Rollendebüt, begleitet wird sie von einem allesamt herausragenden Ensemble an Gesang und Orchester. Die nahezu singuläre Stellung dieser Premiere – Schostakowitschs Meisteroper bleibt leider eine Rarität auf den meisten Opernspielplänen — geht im Premierenjubel völlig unter. Meckerfritzen haben es in der Dammtorstraße meist nicht schwer. Heute finden selbst sie einfach nichts auszusetzen.
Von Johannes Karl Fischer
Klassik-begeistert.de
Wiesbaden
Offener Streit über Auftritt von Netrebko in Wiesbaden
Um den geplanten Auftritt der russischen Opernsängerin Anna Netrebko bei den Internationalen Maifestspielen in Wiesbaden ist heftiger Streit entbrannt. Die Stadt Wiesbaden und das Land Hessen wollen den Auftritt verhindern. Der Theaterintendant zeigt sich „empört“.
Hessenschau.de
„Nicht zu vermitteln“
Um den geplanten Auftritt der russischen Opernsängerin Anna Netrebko bei den Internationalen Maifestspielen in Wiesbaden ist Streit entbrannt. Das Land Hessen und die Landeshauptstadt Wiesbaden sprachen sich am Montag gegen den Auftritt der Sängerin aus. Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) will zudem seine Schirmherrschaft für die Festspiele ruhen lassen. Dagegen hält das Hessische Staatstheater Wiesbaden an den Plänen fest
https://www.sueddeutsche.de/kultur/anna-netrebko-maifestspiele-1.5737812
Streit um Auftritt von Anna Netrebko in Wiesbaden
Anna Netrebko soll bei den Maifestspielen in Wiesbaden auf der Bühne stehen. Doch das Land Hessen und die Landeshauptstadt Wiesbaden sprachen sich am Montag gegen den Auftritt der russischen Opernsängerin aus.
BR-Klassik.de
Wiesbaden
Netrebko singt in Wiesbaden: Die Grenzen der Kunstfreiheit
Uwe Eric Laufenberg widmet die Maifestspiele allen politischen Gefangenen – und lädt Anna Netrebko ein. Jetzt ist der Ärger groß.
https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/kultur/peinliche-trotzreaktion-18624229.html
München/Prinzregententheater
Sänger Günther Groissböck in München: Ein Bassist geht aufs Ganze
Günther Groissböck und Julius Drake mit romantischen Liedern im Prinzregententheater. Pfeifende Hörgeräte sind ja für die Erfahrenen im Publikum nichts Neues. So etwas hat man aber noch nicht erlebt: Günther Groissböck trägt gerade mit Inbrunst Lieder von Richard Strauss vor, als so ein kleines Ding im Ohr derart verrückt spielt, dass es der Sänger auf der Bühne mitkriegt und aus den Sitzreihen des Prinzregententheaters Ratschläge gerufen werden. Ganz offenkundig ist die Technik mit der schieren Naturgewalt dieser Bassstimme hoffnungslos überfordert.
MuenchnerAbendzeitung,de
Wien/Konzerthaus
Sir Antonio Pappano bereitet einen schmerzlichen Abschied
Der sympathische Sir Antonio Pappano ist derzeit mit dem römischen Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia auf Abschiedstournee unterwegs und will offenbar demonstrativ beweisen, dass das römische Orchester weit mehr „drauf“ hat als italienisches Kernrepertoire.
Von Herbert Hiess
Klassik-begeistert.de
Salzburg
Mozartwoche 2023: Interview mit Rolando Villazón (Podcast)
Am 26. Januar startet das elftägige Festival in Salzburg, und wir haben mit Rolando Villazón darüber gesprochen.
BR-Klassik.de.mediathek
Wien/Konzerthaus
Unerhörte Dissonanzen beim Festival für Alte Musik im Konzerthaus Resonanzen-Auftakt mit dem Ensemble Les Arts Florissants unter Paul Agnew
DerStandard.at.story
Wien/Musikverein
Wo Schumann Russe wird
Pianist Daniil Trifonov im Musikverein.
WienerZeitung.at
Wien
Orpheus in der Unterwelt an der Volksoper Wien: Offenbach legt dich flach
bachtrack.com.de
Linz
Konwitschnys „La forza del destino“ in Linz als packendes Kammerspiel
DerStandard.at.story
Hier wütet das Schicksal im Bunker (Bezahlartikel)
Starregisseur Peter Konwitschny verdichtet Verdis „La forza del destino“ wirkungsvoll auf Spielfilmlänge – und erntet dafür Jubel. Erica Eloff leuchtet als Leonora.
https://www.diepresse.com/6241552/hier-wuetet-das-schicksal-im-bunker
Berlin
Zeit, Abschied zu nehmen: Die Liebe zu drei Orangen an der Komischen Oper
bachtrack.com.de
Berlin
Joshua Bell im Konzerthaus: Moderner Teufelsgeiger
Joshua Bell und die Academy of St. Martin in the Fields begeistern im Berliner Konzerthaus mit Paganinis 1. Violinkonzert sowie Werken von Schumann.
Tagesspiegel.de
Frankfurt
Thomas Manns „Die Betrogene“: Dem Tod mit Versöhnlichkeit begegnen
TirolerTageszeitung.com
Regensburg
Das Morden endet nie
Angela Denoke inszeniert am Theater Regensburg Verdis „Macbeth“ mit bohrender Konzentration auf das Herrscherpaar.
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/verdi-macbeth-theater-regensburg-1.5737607
Wiesbaden
Die weiße Frau am Meer (Bezahlartikel)
Antonín Dvořáks Oper „Rusalka“ am Staatstheater Wiesbaden zeigt eindrucksvolle Bilder. Die Aufführung überzeugt zudem mit starken Vokalisten.
FrankfurterAllgemeine.net.aktuell
Nürnberg
Opernpremiere am Staatstheater Nürnberg: Verdis „Falstaff“ als Spiegel toxischer Männlichkeit
Sonntagblatt.de
Schwerin
Liebe in Zeiten der Spaltung – «Der geteilte Himmel» als Musical
NeueMusikzeitung.de.kiz
Annaberg-Buchholz
Rezension: Bier-Operette „Hopfen und Malz“: Schwipserl statt Dröhnung
NDR.de
Jubiläum
Stéphane Lissner : Oper, die etwas riskiert
Ob am Théâtre du Châtelet, an der Pariser Nationaloper oder in Aix-en-Provence: Stéphane Lissner hat als Intendant immer für Glanz, Überraschung und Erneuerung gesorgt. Heute wird er siebzig Jahre alt.
FrankfurterAllgemeine.net
Tonträger
Schubert im kleinen Orchesterkleid
Bariton Matthias Goerne singt Schubert, Klarinettist Kilian Herold beleuchtet Musik aus dem Jahr 1913.
WienerZeitung.at
Links zu englischsprachigen Artikeln
Paris
Opéra National de Paris 2022-23 Review: Il Trovatore
Judit Kutasi Shines in Problematic Staging of Verdi’s Middle Period Masterpiece
https://operawire.com/opera-national-de-paris-2022-23-review-il-trovatore/
A British Opera, Still Gathering Fans, Arrives in Paris
Benjamin Britten’s “Peter Grimes”, directed by Deborah Warner in her Paris Opera debut, reintroduces a 20th-century composer to French audiences.
https://www.nytimes.com/2023/01/24/arts/music/25sp-paris-opera-britten.html
An Opera House Inspired by More Than Music
The architecture and location of the Palais Garnier are intertwined with the history of France and Paris (and a famous phantom).
https://www.nytimes.com/2023/01/24/arts/music/paris-opera-garnier.html
Madrid
William Christie leads Purcell’s Dido and Aeneas in a memorable new Madrid production
seenandheard.international.com
London
Tan Dun’s Buddha Passion fails to provide enlightenment
bachtrack.com.de
Leeds
Review: Opera North, Tosca, Leeds Grand Theatre
https://www.ilkleygazette.co.uk/news/23272073.review-opera-north-tosca-leeds-grand-theatre/
Opera North revives its taut, terrific Tosca
bachtrack.com.de
New York
PROTOTYPE Festival 2023 Review: note to a friend
Japan Society Presents World Premiere of Opera Based on Ryunosuke Akutagawa’s Texts
https://operawire.com/prototype-festival-2023-review-note-to-a-friend/
Opera on the Cutting Edge at NYC’s Prototype Festival
https://www.sfcv.org/articles/review/opera-cutting-edge-nycs-prototype-festival#
Stanford
Joyce DiDonato challenges the conventions of opera with immersive design of “Eden”
https://stanforddaily.com/2023/01/24/joyce-didonato-challenges-the-conventions-of
Washington
New Carlos Simon work brings attention to neglected opera impresario
washington.classical.review.com
Pittsburgh
Youthful zest and stylish singing bring luster to Handel’s Ariodante in Pittsburgh
seenandheard.international.com
San Diego
Interview: Nicolas Reveles of San Diego Opera’s Production of GHOSTS at The Balboa Theatre
The Composer Explains How His New Opera Was Developed
broadwayworld.com
Houston
New York Tenor Matthew Polenzani Makes His HGO Debut on Friday
https://www.houstoncitybook.com/matthew-polenzani/
San Francisco
The Gentle Side of Gustav Mahler From SF Symphony
https://www.sfcv.org/articles/review/gentle-side-gustav-mahler-sf-symphony
Obituary
Baritone Enric Serra Dies at 83
https://operawire.com/obituary-baritone-enric-serra-dies-at-83/
Baritone Loic Guguen Dies After Long Illness
https://operawire.com/obituary-baritone-loic-guguen-dies-after-long-illness/
Ballett / Tanz
Stuttgart
Facetten des Lebens: Noverre: Junge Choreographen beim Stuttgarter Ballett
bachtrack.com.de
New York
Osipova’s Force of Nature: Paint, Area Rugs and Stools, Oh My!
bachtrack.com.de
Film/TV
Oscar-Rennen ist für „Corsage“ schon vorbei
Zuletzt hatten die meisten Beobachter mit dieser Entscheidung gerechnet: Marie Kreutzers Sisi-Drama „Corsage“ mit Florian Teichtmeister in der Rolle des Kaiser Franz Joseph hat es nicht auf die Liste der letzten fünf Werke im Rennen um den Auslandsoscar 2023 geschafft. Als genereller Favorit für die Preisverleihung am 12. März in Hollywood kristallisierte sich bei der Bekanntgabe der Nominierungen am Dienstag unterdessen der Sci-Fi-Film „Everything Everywhere All at Once“ mit elf Nennungen heraus.
https://www.krone.at/2912164
Oscar-Chance für Kungfu und Krieg
Österreichs zuletzt ins Gerede geratener Beitrag „Corsage“ blieb unberücksichtigt.
WienerZeitung.at
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Unter’m Strich
Österreich
Die nächste Blamage für die Korruptionsstaatsanwaltschaft
Auf Strache folgte Chorherr
https://www.krone.at/2912386
Leopard-Panzer für Ukraine: Druck auf Deutschland steigt, Berlin zögert weiter
TirolerTageszeitung.com
Kupfer aus Peru: Der hohe Preis für unsere Kabel
Kupfer steckt in fast allen Kabeln und wird gebraucht für den Ausbau der Stromnetze im Zuge der Energiewende. Aber rund um die Bergwerke in Peru, wo große Anteile des weltweiten Kupfers abgebaut werden, sterben die Tiere und Menschen erkranken.
Deutschlandfunk.kultur
Nun doch deutsche Kampfpanzer für die Ukraine
https://www.krone.at/2912470
INFOS DES TAGES (MITTWOCH, 25. JANUAR 2023)
INFOS DES TAGES (MITTWOCH, 25. JANUAR 2023)
Quelle: onlinemerker.com
TOKIO: TREFFEN DOMINGO / CARRERAS FÜR DAS KONZERT AM 26.1.
A special night Tribute to Luciano Pavarotti Plácido Domingo …
A special night Tribute to Luciano Pavarotti Plácido Domingo & José Carreras. January 26, 2023 (Thu.) – January 26, 2023 (Thu.) Back after 20 years.
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Mitteilung der Münchner Philharmoniker: Mirga Gražinytė-Tyla übernimmt Konzerte von Zubin Mehta
Mirga Gražinytė-Tyla © Deutsche Grammophone
Mirga Gražinytė-Tyla übernimmt Konzerte
Umbesetzung Zubin Mehta am 8./9. Juni 2023
Aus kalendarischen Gründen werden die mit Zubin Mehta geplanten Konzerte am 8. und 9. Juni 2023 von Mirga Gražinytė-Tyla übernommen.
Das Programm bleibt nahezu unverändert, als Eröffnungsstück erklingt statt Schuberts Ouvertüre zu Rosamunde die romantische Tondichtung „Miske“ des litauischen Komponisten Mikalojus K. Čiurlionis.
Die Münchner Philharmoniker danken Mirga Gražinytė-Tyla für die Übernahme des Dirigats und freuen sich, ihren Ehrendirigenten Zubin Mehta in der Saison 2023/24 endlich wiederzusehen.
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Peter Konwitschny- „Starregisseur-der Oper“- Fluch oder Segen für die Oper?
Von Dr. Alexander Gallee (Arzt und Sänger)
Grundsätzliche Gedanken zur Inszenierung von „Die Macht des Schicksals“ von Giuseppe Verdi, Linzer Inszenierung vom 21.1.2023, Erste Aufführung
Linzer Kurzfassung
Peter Konwitschny ist weltbekannter deutscher Opern- Starregisseur und hat die Neuinszenierung von „ Die Macht des Schicksals“ von Giuseppe Verdi in Linz übernommen. Ein Abend, der von Erfolg gekrönt war und der in vielen Kritiken mit Lob übersät war! Wie viel hat Konwitschny selbst dazu beigetragen ?
Zur Meinung des Autors
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BERLIN/Konzerthaus: Uraufführung Lost in Loops | 25 Jahre NICO AND THE NAVIGATORS (18. Februar 2023)
© Piet Truhlar
Mit der Jubiläumsproduktion „Lost in Loops“ geben sich NICO AND THE NAVIGATORS zum 25-jährigen Bestehen der Kompanie ganz nüchtern dem Rausch hin:
Gemeinsam mit dem Konzerthausorchester Berlin bringen sie das Staged Concert in großer Besetzung am 18. Februar im Konzerthaus Berlin zur Uraufführung.
Ausgehend von den „Shaker Loops“ von John Adams – die von weiteren Instrumentalwerken, Arien und Popsongs aus dem 17. bis 21. Jahrhundert umrahmt sind – werden die Bewegungen, die die Tanzenden aus der Wirklichkeit lösen sollen, zum Sinnbild für unsere Gegenwart – für den Teufelskreis der Krisen und Debatten, in dem sich die Gesellschaft selbst zerlegt und jeder Einzelne seinem Nächsten abhandenkommt.
So sucht „Lost in Loops“ nach einer Befreiung aus den Fesseln unserer Zeit.
KONZERTHAUS BERLIN
Uraufführung: Sa 18. Februar 2023, 20 Uhr
Konzerthaus Berlin | Gendarmenmarkt, 10117 Berlin | Tickets: 20 € | www.konzerthaus.de
Konzerthausorchester Berlin | Von und mit: Elfa Rún Kristinsdóttir (Violine, Viola), Matan Porat (Klavier), Paul Hübner (Trompete), Philipp Kullen (Schlagzeug, Percussion, Synthesizer), Tobias Weber (Gitarre, E-Gitarre), Peyee Chen (Sopran), Ted Schmitz (Tenor), Nikolay Borchev (Bariton), Alba de Miguel (Tanz), Florian Graul (Tanz), Martin Clausen (Schauspiel), Patric Schott (Schauspiel)
Künstlerische Leitung: Nicola Hümpel | Musikalische Leitung, Dirigent: Jonathan Stockhammer |
Bühne, Technische Leitung: Oliver Proske, Lichtdesign: Andreas Fuchs | Dramaturgie: Andreas Hillger | Kostüm: Marie Akoury, Nicola Hümpel | Video: Sophie Krause, Hendrik Fritze
Licht: David Winter | Ton: Sebastian Reuter | Regieassistenz: Henrike Wiemann, Shira Szabady | Bühnenbildassistenz: Sonja Winkler
Produktion: Leonie Schirra, Franziska K. Huhn, Talea Nuxol
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ST. PÖLTEN/ Festspielhaus: Serge Aimé Coulibaly mit „Wakatt“ am 21.1.2023
Der burkinisch-belgische Tänzer und Choreograf Serge Aimé Coulibaly, er arbeitete bereits mit Alain Platel in dessen Kompanie „les ballets C de la B“ und mit Sidi Larbi Cherkaoui, schuf mit seiner im Herbst 2020 im Tanzhaus nrw in Düsseldorf uraufgeführten Arbeit „Wakatt“ (auf burkinisch „Unsere Zeit“), erarbeitet gemeinsam mit den TänzerInnen seiner 2002 gegründeten Compagnie Faso Danse Théâtre, ein Stück über die Angst.
Die erwacht am Beginn, eine riesige halbkreisförmige Sonne im Hintergrund erstrahlt in Intervallen erleuchtet, mit den vor ihr nach und nach die Bühne bevölkernden neun TänzerInnen, zu sehen nur kurz als bewegungslose Schatten. Ein goldener Berg rechts und links hinten die drei Musiker des Magic Malik Orchestra, die live mit implementierten elektronischen Elementen ein hochkarätiges, mit dem Tanz sensibel kommunizierendes akustisches Korrelat erzeugen.
Serge Aimé Coulibaly: „Wakatt“ (c) Sophie Garcia
Die Virtuosität insbesondere des ivorischen Jazz-Flötisten Malik Mezzadri aka Magic Malik, der auf höchstem Niveau einerseits Läufe mit aberwitziger Geschwindigkeit und trotzdem spielerischer Attitüde intoniert und andererseits getragene, melancholische und dennoch musikalische komplex strukturierte Stücke komponiert hat, wird durch den Tanz auf individueller und Ensemble-Ebene gespiegelt. Maxime Zampieri an den Drums setzt mit seinem insbesondere auch in den Solo-Passagen brillanten Spiel markige Akzente, deren Energie von den TänzerInnen in Bewegung transformiert wird. Der Bassist Jean-Luc Lehr fügt sich bescheiden in dieses Weltklasse-Fusion-Jazz-Mini-Orchester ein.
Überhaupt geht es vor allem um Energien, die sich im Bewegungsmaterial und der Positionierung der TänzerInnen im Raum physisch repräsentieren. Coulibaly verleugnet die Wurzeln der TänzerInnen nicht. Jeder bringt sich mit seinen Intuitionen, seinem Vokabular und seiner Körperlichkeit ein. Die individuellen improvisatorischen Elemente werden eingebettet in eine hochdynamische Gruppen-Choreografie, die mit der Interaktion von Kulturen und dem sozialen Miteinander einen demokratischen Mix aus afrikanischen und europäischen Traditionen und deren Strahlen ins Zeitgenössische erschafft. „Wakatt“ entzieht sich jeder Einordnung in Sparten und Stile. Der Reichtum und die Expressivität der Formen sowie die ständige, vielfache Parallelität von Geschehnissen erzeugen eine Komplexität, die, ganz simpel, dem Leben abgeschaut erscheint.
Serge Aimé Coulibaly: „Wakatt“ (c) Sophie Garcia
Misstrauen, Angst, Wut, Aggression, Resignation, Verzweiflung, Trauer, Widerstand, Aufbegehren, Selbstbehauptung, Unbehagen, Achtsamkeit, Zärtlichkeit, Fürsorge, Achtung, Liebe, Hass, Brutalität, Macht und Überlegenheit, und all das in kürzesten, stimmungsmäßig schnell, radikal und zuweilen brutal vollzogenen (Um-) Brüchen, alles nur für wenige Sekunden in die Bühnen-Wirklichkeit fluktuierend. So, wie Brüchigkeit das ganze Stück durchsetzt. Die Brüchigkeit von momentanen, machtvollen Befindlichkeiten und von zwischenmenschlichen Beziehungen. Es gibt keine Beständigkeit, keine Konstanz, keinen Verlass, nichts Bleibendes.
Der stetige Wandel jedoch folgt einer Dramaturgie, die von Wirrnissen und (corona- und Klimakatastrophen-induzierten) Verunsicherungen durch eine düstere Zeit der Orientierung und Selbstfindung in eine von zarter Hoffnung und bei alledem zerbrechliche, weil bedrohte Zukunft mündet. Der Rahmen, vom Sonnenuntergang in die Nacht, in eine dunkle Zeit für die Gesellschaft und den Einzelnen, hin zur Morgendämmerung und damit zurück in einen Schimmer von Hoffnung, wird von Giacinto Caponio (Licht) und Catherine Cosme (Bühne und Kostüme) düster und mit nie schwindender Bedrohlichkeit inszeniert.
Serge Aimé Coulibaly: „Wakatt“ (c) Sophie Garcia
Die Bühne ist bedeckt von einer dicken Schicht aus schwarzem Rindenmulch. Sie wühlen in dieser eine unbekannte, vermutete Gefahr oder bereits stattgefundene Katastrophe symbolisierenden Masse, tanzen auf und in ihr als der Basis ihres So-Seins, in der übermächtigen und unkontrollierbaren Angst vor dem Unbekannten, Fremden, im Außen und in uns, projiziert auf die Welt, den Nächsten und die Gegenwart. Angst als Qualität unserer Zeit, aber mit Jahrhunderte alter, weil eben menschlicher Geschichte. Daher weder Zeitgeist noch Merkmal eines, unseres Zeitalters. „Wakatt“ spielt irgendwo und irgendwann, in irgendeiner Zeit an irgendeinem Ort.
Ein großartiges, ungemein dichtes, musikalisch und in Ausdruck, Bewegungsmaterial und Choreografie/Dramaturgie hochkomplexes, zwischen Dystopie und Hoffnung changierendes, aus Emotionen und innerer Dringlichkeit gewachsenes und diese adressierendes Abbild individueller und gesellschaftlicher Positionierung zu und in Krisen und von deren Bewältigungsstrategien, dessen Vitalität fasziniert, packt. Trotz aller Abstraktion. Musik und Tanz begegnen sich auf Augenhöhe und im Duktus. Und über allem schwebt die Sehnsucht nach innerem und äußerem Frieden.
Serge Aimé Coulibaly: „Wakatt“ (c) Sophie Garcia
Am Schluss, die PerformerInnen scheinen diesem Frieden etwas näher als zuvor, drängt sich ein Mann mit einem Sprengstoffgürtel von hinten in die Menge, den blinkenden Zünder in der Hand.
Die hart erkämpfte, neu errungene trotzige Zuversicht im Angesicht des Todes, die re-organisierte, die Unfähigkeit zur Kommunikation überwindende Gemeinschaft, jede Demokratie und die individuelle Morgenröte sind höchst fragil, bedroht durch das nach wie vor in und unter uns lebendige Dunkle, Abgründige, Destruktive. Diesem gegenüber wachsam zu bleiben und ihm die Stirn zu bieten fordert Coulibaly uns auf.
Serge Aimé Coulibaly mit „Wakatt“ am 21.Jänner 2023 im Festspielhaus St. Pölten.
Rando Hannemann