Foto: Leif Ove Andsnes © Gregor Hohenberg
Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden:
Die MONTAG-PRESSE – 15. NOVEMBER 2021
Berlin
Chili con Mozart
Das Mahler Chamber Orchestra und der Pianist Leif Ove Andsnes setzen ihr Projekt „Mozart Momentum“ fort – und machen im Berliner Kammermusiksaal Station.
Tagesspiegel.de
Berlin/Deutsche Oper
„Siegfried“ an der Deutschen Oper Berlin: Herheims Gespür für Feinripp
Mit einigem Grausen von solcherart Nabelschau verlässt man nach insgesamt sechs Stunden das Haus an der Bismarckstraße erschöpft, ohne sein Missfallen Herheim ausdrücken zu können, der sich beim Schlussapplaus nicht zeigt. Man sollte an der Deutschen Oper Götz Friedrichs Ring exhumieren!
Klassik-begeistert.de
Potsdamer Winteroper
Im Eishauch des Verbrechens
Die „Potsdamer Winteroper“ präsentiert in diesem Jahr Benjamin Brittens „The Rape of Lucretia“ im sanierten Schlosstheater des Neuen Palais. „Bei dieser „Potsdamer Winteroper“ gelingt durchaus eine Musterinszenierung – und doch muss vor dem Besuch auch gewarnt werden. Bei der 2,8 Millionen Euro teuren Ertüchtigung des Schlosstheaters wurde nämlich offensichtlich das Thema Klimatechnik konsequent ausgespart. Eine coronagerechte Belüftung lässt sich deswegen nur gewährleisten, indem alle Türen während der Vorstellung zum ungeheizten Treppenhaus offenbleiben. Wenn aber die Außentemperatur, wie am Premierenabend, bis auf drei Grad fällt und ein immer kälterer Eishauch in den Saal strömt, dann muss man sehr hart im Nehmen sein oder die Flucht ergreifen.“
Tagesspiegel.de
Nürnberg
Wenn Hass Menschen verbrennt:
Warum Verdis „Troubadour“ am Opernhaus so beklemmend aktuell ist
Nordbayern.de
Jubiläum
75. Todestag von Manuel de Falla. Spanischer Komponist mit schmalem Werk
Der 1876 in Cádiz geborene Manuel de Falla zählt zu den großen Komponisten des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Mit mehr als zwei Dutzend Werken wurde er zum wichtigsten Vertreter der frühen spanischen Moderne. Als Klangzauberer machte er die Klänge seiner Heimat bis heute in aller Welt bekannt.
Deutschlandfunk.de
Bogdan Roščić: „Primitivste Stereotypen und Klischees“
Staatsoperndirektor Roščić gibt sich im Club 3 kämpferisch für Plácido Domingo – und gegen die deutschen Medien.
Profil.at
Ein Posten, der keiner ist
Die Festspielpräsidentschaft wäre eigentlich ein Ehrenamt.
https://kurier.at/meinung/gastkommentar/ein-posten-der-keiner-ist/401804338
Hohe Corona-Zahlen, niedrige Auslastung: Kultur auf Auslastungsprobe
Der Ausblick ist düster. Dabei hatten viele heimischen Kulturhäuser bereits in den letzten Monaten mit teils starkem Besucherschwund zu kämpfen
Der Standard.de
Theater, Kinos, Events: Was Teil-Lockdown und „2-G-Plus“ bedeuten
Bühnen und Lichtspielhäuser sehen Tests als Herausforderung, für Museen gilt künftig 2-G-Regel. Gefälle zwischen Wien und Umland.
Kurier.at
Roščić: Die Lage beim Opernball ist „objektiv verzwickt“
Der Staatsoperndirektor Bogdan Roščić über Tanz, Pandemie und Domingo.
https://kurier.at/kultur/die-lage-beim-opernball-ist-objektiv-verzwickt/401803981
Wien
Staatskapelle Berlin im Musikverein: Herrliche Szenen einer Orchesterehe
Dirigent Daniel Barenboim und sein Berliner Orchester begeistern bei ihrem Gastspiel im Wiener Musikverein
Der Standard.at
„Konzertgänger in Berlin“
Scheiterenthäufend: „Neue Szenen“ an der Deutschen Oper
Vom Martinsfeuer am 11.11. gehts direkt an den Scheiterhaufen. Oder die Scheiterhaufen, gleich drei; wobei die eh nur als Ausgangspunkt einer Ausschreibung fungieren, höchstens als sehr ferne Assoziationszusammenhänge. Drei neue, kurze Musiktheater sind unter diesem Titel in der Nebenbühne Tischlerei der Deutschen Oper Berlin zu besichtigen
https://hundert11.net/scheiterenthaeufend/
Unsere Stimme ist ein Wunderwerk
Unsere Stimme ist wie ein akustischer Fingerabdruck. Jede Stimme ist anders. Die eine ist vielleicht hoch, schrill und unangenehm, eine andere tief und warm. Austauschbar sind sie alle nicht. … die Arie der ‚Königin der Nacht‘ aus Mozarts Zauberflöte. Die Opernsängerin singt einen sehr hohen Ton. „Die Schwingung (Stimmlippen oder Stimmbänder …im Inneren des Kehlkopfes) bewegt sich dabei in einer Größenordnung von etwa 1400 Mal pro Sekunde. „Es ist schon ein kleines Wunderwerk, aber es ist nur die Grundlage unserer gesprochenen Sprache“
Gefunden von TTT
https://www.dw.com/de/unsere-stimme-ist-ein-wunderwerk/a-57218079
Wien/Theater an der Wien
Resche Opern-Dirn im Geier-Sturzflug in Wien
Im Theater an der Wien geht Alfredo Catalanis Tiroler Verismo-Rarität „La Wally“ sogar ohne Lawine verschütt.
https://www.tt.com/artikel/30805971/resche-opern-dirn-im-geier-sturzflug-in-wien
„La Wally“ im Theater an der Wien: Eiseskälte kühlt die Liebe nicht ab (Bezahlartikel)
Alfredo Catalanis Oper machte im Theater an der Wien keinen bleibenden Eindruck.
Salzburger Nachrichten
Links zu englischsprachigen Artikeln
Mailand
Christian Thielemann Replaces Esa-Pekka Salonen for Teatro alla Scala’s Concerts
operawire.com
Wexford
Wexford Festival Opera 2021 Review: Ein Wintermärchen
Marcus Bosch Leads A Rare Presentation Of Goldmark’s Final Opera
https://operawire.com/wexford-festival-opera-2021-review-ein-wintermarchen/
London
Songs of earth and heaven with the Philharmonia and Xian Zhang
bachtrack.com
New York
Review: The Cellist Sheku Kanneh-Mason Makes an Entrance
A young star made his New York Philharmonic debut in an evening of bold, charismatic musical storytelling.
The New YorkTimes
Review: Young Concert Artists
Is Back, With a Superb Pianist Zhu Wang played an unusually interesting and adventurous set of pieces at Zankel Hall.
The New YorkTimes
Caracas
Venezuela musicians aim for largest orchestra
Thousands of musicians are hoping to have set a record by performing as part of the world’s largest orchestra.
https://www.dw.com/en/venezuela-musicians-aim-for-largest-orchestra/a-59813709
Recordings
Classical Music CD Review: Hensel & Mendelssohn String Quartets
artsfuse.org
Feuilleton
Opinion: Let’s hear it for storytelling in opera
https://bachtrack.com/de_DE/opinion-story-telling-in-opera-november-2021
Sprechtheater
Hamburg
Ein magisches Opus magnum
Der Klagenfurter Markus Schöttl im Interview über seine Hauptrolle in der deutschsprachigen Erstaufführung von Joanne K. Rowlings „Harry Potter und das verwunschene Kind“.
WienerZeitung.at
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Unter’m Strich
Ausgangsbeschränkung für alle?
Weitere CoV-Maßnahmen „auf dem Tisch“
Mit einem seit Mitternacht in Kraft befindlichen Lockdown für Ungeimpfte reagiert die Regierung auf die sich zuletzt wieder dramatisch zugespitzte Coronavirus-Lage – weitere Schritte könnten in wenigen Tagen folgen. Laut Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) liegt ein entsprechendes Maßnahmenpaket bereits auf dem Tisch. Im Raum stehe auch eine für alle und damit auch Geimpfte geltende nächtliche Ausgangsbeschränkung, wie Mückstein in der ZIB2 bestätigte.
https://orf.at/stories/3236530/
Österreich
Lockdown für Ungeimpfte. Fachleute erwarten „kaum Effekt“
Die Reaktionen auf den Lockdown für Ungeimpfte sind am Sonntag gemischt ausgefallen: Expertinnen und Experten äußerten Zweifel, dass die Maßnahmen die gewünschte Wirkung zeigen. In einem internen Protokoll der Ampelkommission heißt es etwa, dass im Hinblick auf die derzeitige Situation „kaum merkliche Effekte“ erzielt werden könnten. Kritik kam von der Opposition. In vielen Ländern zeigte man Verständnis für die Regeln.
https://orf.at/stories/3236501/
Mückstein will auch Ausgangssperren für Geimpfte
Gesundheitsminister spricht in ZiB2 von weiterem Maßnahmenpaket, über das am Mittwoch beraten werden soll.
Kurier.at
Österreich
Ärzte-Vize: Impfpflicht UND Lockdown kommen für alle
Heute.at
Eine Mischung aus Schwäche und Starrsinn: Wie Österreich in die Krise manövriert wurde
Corona hat gezeigt, dass wir ein anderes politisches System brauchen, heißt es. Mag sein. Doch vor allem brauchen wir andere Politiker.
Salzburger Nachrichten
Jeder muss der Polizei Impfstatus offenlegen: So werden die Kontrollen ablaufen
Wer sich nicht an Lockdown-Regeln hält oder Kontrolle verweigert, kann bis zu 1450 Euro Strafe zahlen. Sogar Festnahme ist möglich.
Kurier.at
Maximilian Schells Jagdhaus wird versteigert
Maximilian Schells Tochter Nastassja will, dass der künftige Eigentümer dem Haus, „den finalen Touch verpasst“.
https://www.krone.at/2554190
INFOS DES TAGES (MONTAG, 15. NOVEMBER 2021)
INFOS DES TAGES (MONTAG, 15. NOVEMBER 2021)
Quelle: onlinemerker.com
NACH AUSSTRAHLUNG AUF „ARTE“ BEREITS AUF YOUTUBE ZU SEHEN: Der Skandal um den Bayreuther „Jahrhundertring“ (1976)
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WIESBADEN/Hessisches Staatstheater: TRISTAN UND ISOLDE. Kurzbericht
Zum Bericht von Klaus Billand
Foto: Klaus Billand
Schlussapplaus mit Khatuna Mikaberidze, Marco Jentzsch, Michael Güttler, Barbara Havemann, Young Doo Park. Foto: Klaus Billand
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Aus gegebenem Anlass: Wo man sich in Wien auch zum Wochenende den PCR-Test machen lassen kann
In Wien gibt es viele Zentren, in denen Mo- bis SO getestet wird.
Austria Center täglich 7-19h,
Stubentor 6 -21 h !!!! etc.
Ein bisschen rechnen muß man aber schon, denn die Tests müssen z.B. im Wiener Ronacher bis zum Ende der Vorstellung gültig sein , also Samstag Abend wäre zu früh!!!
Noch etwas:
Die erste Intensivstation zumindest in den USA hat ein Österreicher errichtet (siehe Wikipedia). Peter Safar (* 12. April 1924 in Wien; † 2. August 2003) war ein österreichischer Anästhesist tschechischer Abstammung. Sein Vater Karl war Augenarzt und seine Mutter Vinca (Landauer), Kinderärztin. Er promovierte 1948 an der Universität Wien. Er heiratete Eva Kyzivat und zog 1949 von Wien nach Hartford, Connecticut, um an der Yale University eine chirurgische Ausbildung zu absolvieren. 1952 schloss er eine Ausbildung in Anästhesiologie an der University of Pennsylvania ab. Im selben Jahr arbeitete er in Lima, Peru,und gründete die erste akademische Abteilung für Anästhesiologie des Landes. 1954 wurde er Leiter der Abteilung für Anästhesiologie am Baltimore City Hospital.
Herz-Lungen-Wiederbelebung Zusammen mit James Elam entdeckte er die ersten Schritte in der HLW wieder. Dazu gehörten das Kopfneigungs- und Kinnlifting-Manöver, um die Atemwege eines bewusstlosen Opfers zu öffnen, sowie die Mund-zu-Mund-Atmung.
Dr. Ulrike Messer-Krol
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Gastbeitrag „Der Opernfreund“: 0,2 Prozent
https://www.deropernfreund.de/kontrapunkt-6.html
Peter Bilsing/ www.deropernfreund.de
Gastbeiträge müssen sich nicht mit der Meinung des Online-Merkers decken, wie sich überhaupt kein Beitrag mit der Meinung des Herausgebers decken muss. Der Online-Merker verfolgt keine Blattlinie, wer seine Meinung vetritt, steht mit seinem Namen dafür ein!
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Gemischter Satz. Ab heute erhältlich. Es ist eine Doppel-CD
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Es ist eine glückliche Fügung, wenn anlässlich einer bemerkenswerten Opernpremiere ein von der Fachwelt gefeierter Bassist und einer seiner Sängerkollegen eine nähere Freundschaft entwickeln und dabei ihre gemeinsame Vorliebe für das Wienerlied entdecken, und es ist ein Glücksfall für alle Liebhaber dieses Genres, wenn ein von beiden spontan entwickeltes Projekt in einer gemeinsamen Wienerliedproduktion endet.
Günther Groissböck und Karl-Michael Ebner schließen damit an prominente Vorgänger aus Kreisen der Wiener Künstler der Opernbühnen an, die mit ihren Interpretationen typische Wiener Lieder einer breiten Öffentlichkeit über den Kreis der speziellen Liebhaber hinaus bekannt machen.
Die Rede ist hier nicht von den vereinzelten »gehobenen« Wiener Liedern im Repertoire der internationalen Buhnenstars, mit denen sie bei ihren Auftritten ihrer Gastgeberstadt huldigen. Allen genannten Kunstlern ging und geht es darum, einen regional verwurzelten Melodienschatz, das traditionelle Erbe einer musikbegeisterten Stadt in die Gegenwart weiterzutragen und zu bewahren. Das Wienerlied wurde in der Vergangenheit immer wieder totgesagt, hat aber immer wieder begeisterte Interpreten und ein interessiertes Publikum gefunden. In den letzten Jahrzehnten ist auch ein gesteigertes Interesse junger Musiker und Zuhörer zu vermelden.
Keiner der beiden Sänger ließ auch nur einen einzigen Moment daran zweifeln, dass dieses Metier fur beide Qualitätssänger des »ernsten« Faches nicht prädestiniert wäre, stimmig und stilistisch hervorragend interpretiert zu werden. Der Anspruch in Richtung des Wienerischen war mit der Begleitung der Philharmonia Schrammeln sofort gewährleistet.
Die von Christoph Wagner-Trenkwitz gelesenen, nicht nur witzigen, eher aber bissig-sarkastischen kurzen Textbeiträge von Trude Marzik, Josef Weinheber und H. C. Artmann umrahmen mit großem Charme das musikalische Geschehen.
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Satire Vienna Art Week
Simple Moderne = VIENNA ART WEEK 2021 = einfach etwas hinstellen und sagen: So, das ist mein Kunstwerk! Und dann bald dies alles wieder entsorgen – oder doch speichern? Aber wo, kommt ja nicht gerade billig? Steigender Wert für an Ankauf Interessierte? Eher nicht anzunehmen. Also doch… Wegwerfkunst? Trotzdem, ein kleiner Spaziergang durch die weiten Hallen und über den Hof eines aufgelassenen Autohauses in der Brigittenau (falsch angegebene Adresse vom Veranstalter: Nordwestbahnstrasse 53 – sorry, der Eingang ist in der Heistergasse) kann ein kleinwenig zum Sinnieren über heutiges heimisches Kunstdenken anregen. Oder auch an Kulturverlust denken lassen. Natürlich, man kann sich bei den Aktionen der Vienna Art Week treffen, sozial nicht schlecht, man kann schauen, entdeckt vielleicht doch eine interessante künstlerische Idee. Auch ein Wurm (Erwin) ist drinnen. Strahlend weiß doch kopflos, zusammengekauert am Boden liegend. Schließlich die Frage, nochmals: Ja, wo stecken wir dann nachher alle diese Kunstwerke wirklich hin?
Meinhard Rüdenauer
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Rouen: „LA VIE PARISIENNE“ (Jacques Offenbach)
Zum ersten Mal die erheblich längere und viel interessantere Version „ante prima“, wunderbar inszeniert durch Christian Lacroix – als Regiedebüt!. 7.11.2021
Im 1. Akt ist noch alles beim Alten: am Bahnhof erwartet man die ausländischen Touristen (der fabelhafte, nur 12-köpfige Choeur accentus / Opéra de Rouen Normandie, der sich behauptet als ob sie 30 wären). © Vincent Pontet
Was ist die beste Version einer Oper? So wie der Komponist sie erträumte im ersten Klavierauszug? Oder die Orchesterfassung bei der ersten Probe? Die Premieren-Fassung? Oder die letzte Fassung, die zu Lebzeiten des Komponisten gespielt wurde? Die Antwort ist gar nicht so einfach. Denn wenn man nur dem folgt, was der Komponist selbst dazu meinte, würde man zum Beispiel „Carmen“ ohne die berühmte „Habanera“ spielen. Denn diese gefiel Bizet überhaupt nicht. Er wurde gezwungen sie zu schreiben, weil die Diva nicht mit ihrer Auftrittsarie zufrieden war und eine „spanische“ verlangte. Bizet schrieb sie, lief zum Direktor und warf sie ihm auf den Tisch angeblich mit den Worten: „Du wolltest Mist, hier hast Du den Sch…“. Und gerade diese Arie wurde sein meist bekanntes Stück… (lange nach der misslungenen Premiere und seinen bald darauffolgenden frühen Tod). „Pelléas et Mélisande“ ohne die Zwischenspiele? Debussy musste sie in aller Eile nach der Klavierhauptprobe komponieren, weil die „dämlichen Arbeiter der Opéra Comique“ die Bühnenbildwechsel nicht hinbekamen. Er mochte sie nicht, doch kein Mensch will heute auf sie verzichten und sie werden sogar einzeln als Konzertstücke gespielt. Wie unterschiedlich eine Oper in ihren verschiedenen Fassungen auf uns wirkt, kann gut verfolgen an Verdis „Don Carlos“. Denn in letzter Zeit gab es mehrere Aufführungen der allerersten Fassung, auch mit Material, das kurz vor der Premiere gestrichen werden musste – „wegen dem letzten Vorstadt-Zug“ (so wie Verdi es wütend monierte). Die Premierenfassung (auf französisch, mit den Balletten) hat sich nie durchgesetzt, aber sie zeigt uns wohl eine viel interessantere Eboli als in den späteren italienischen Fassungen…
16 gestrichene Nummern: 40% mehr Musik!
Mit diesen Fragen hat das Team des Palazzetto Bru Zane nach verschollenen Partituren der „La Vie parisienne“ geforscht und Erstaunliches gefunden: 16 gestrichene Nummern, insgesamt 40% mehr Musik! Jetzt versteht man erst, wie sich Jacques Offenbach und seine Librettisten Henri Meilhac und Ludovic Halévy diese „Opéra-Bouffe“ ursprünglich vorgestellt hatten: in 5 Akten und nicht in 4 und mit zwei parallelen Handlungen und nicht nur eine – die man bis jetzt nie so ganz richtig verstehen konnte. Soviel gibt es da auf den ersten Blick auch nicht zu verstehen, denn das Thema ist ein überbordendes „amusement“. „La vie parisienne“ wird traditionell in Frankreich an Sylvester gespielt, sowie in Wien „Die Fledermaus“. Beide Werke verbindet Vieles, denn Johann Strauß basierte sich auf eine Komödie von Meilhac und Halévy „Le Réveillon“ (Der Sylvesterabend), in der wir einigen Figuren und Situationen der „Vie parisienne“ begegnen, so wie Meilhacs verführerischen „Attaché d’Ambassade“ (eine Komödie aus 1861), dem wir ausführlicher in Lehárs „Lustige Witwe“ wiederbegegnen. Doch bei der Premiere am 31. Oktober 1866 im Théâtre du Palais-Royal in Paris haben Offenbach und seine Librettisten 40% des Werkes in letzter Minute streichen müssen. Hauptsächlich aus künstlerischen Gründen, weil die Schauspieler des Palais-Royal die vielen Noten nicht singen konnten und meinten: „Weswegen sollen wir noch die beiden letzten Akten lernen, wenn wir sowieso den Vorhang im dritten schon runterlassen müssen! [weil das Stück kein Erfolg wird]“ (sowie es Halévy verzweifelt am 20. Oktober in einem Brief schrieb). Also wurde von Mitte 3. Akt bis Mitte 5. Akt gestrichen und was dazwischenlag – immerhin fast die Hälfte der Oper! – mehr schlecht als recht in Eile zusammengekittet. Ein weiterer Grund für noch andre Striche war die damalige Zensurbehörde. Denn in Gegensatz zu seinen vorigen Werken, verzichtete Offenbach zum ersten Mal auf die übliche Transposition in früheren Zeiten (die Götter des Olymp etc.) und karikierte mit viel Humor – aber absolut schonungslos! – das „Hier und Heute“ im Paris von 1866.
Neues Finale des 2. Akts: Die Germanen wollen „Sauerkraut mit Schink und Wurst“ und die Gruppe aus Marseille (Eric Huchet mit den Chor- und Ballett-Damen) verlangt „bouillabaisse épaisse“. © Vincent Pontet
In einer bewundernswerten Recherche – anscheinend zwei Jahre Arbeit! – haben Alexandre Dratwicki, Marie Humbert, Étienne Jardin und Sébastien Troester alle noch existierenden Unterlagen in den verschiedensten Bibliotheken durchforscht, mit einer Akribie, auf die Sherlock Holmes, Miss Marple und Hercule Poirot nur neidisch sein könnten. „Hut ab!“ Denn viele Dokumente – wie der oben zitierte Brief von Halévy – muss man erst mal finden. Und sie fanden Erstaunliches, sowie eine handschriftliche Partitur Offenbachs für eine Wiederaufnahme in Wien, mit einer deutschen Übersetzung und vielen Randnotizen. (Man kann sie jetzt in New York im Internet ansehen: www.julliardmanuscriptcollection.org). Jetzt wird alles deutlich: wie es geplant war, und was warum wann gestrichen und oft später wiedereingefügt wurde – sei’s nur für einige Vorstellungen oder eine Wiederaufnahme. Denn für Offenbach gab es offensichtlich nicht so etwas wie eine definitive Version, er ging stets darauf ein, was seine Sänger konnten (oder nicht) und, vor allem, worüber sein Publikum gerade in den Pausengesprächen diskutierte. Denn die wesentliche Vorlage war die 1863 gegründete Klatschzeitschrift „La Vie parisienne“, deren Begründer Emile Planat (der sich „Marcelin“ nannte), „sich wie eine Dame parfümierte, mit einer weißen Kamelie im Knopfloch auftrat und den Modeschöpfer Worth seinen Freund nannte“ (so Siegfried Kracauer in seiner wunderbaren Offenbach-Biographie). Also Klatsch und Tratsch in der „eleganten Welt“, den man gar nicht zu erfinden braucht. So meinte Karl Kraus, dass „im „Pariser Leben“ das Leben beinahe so unwahrscheinlich ist, wie es ist“.
Ein durch die Zensur verbotenes „Diplomatentrio“
Es würde jetzt den Rahmen einer Rezension sprengen, um auf jede der 16 wieder aufgetauchten Nummern einzelnen einzugehen. Gleich am Anfang, im Auftrittschor, handelt es sich zum Beispiel nur um 35 Takte aus einem Klavierauszug (die dann durch das Palazzetto orchestriert wurden). Und die überbordende Handlung von „La Vie parisienne“ mit 30 Solistenrollen lässt sich schwer in wenigen Sätzen zusammenfassen. Siegfried Kracauer schreibt: „Das kosmopolitische Paris, ein Zentrum der Weltwirtschaft und des Weltamüsements, in dem der schwedische Baron von Gondremarck sich bis oben hin in den Strudel stürzen will.“ Doch jetzt stellt sich heraus, dass der Baron – natürlich ein Däne aus Kopenhagen, sowie seine Frau – erst kurz vor der Premiere „ein Schwede“ wurde auf Bitten der Zensur. Denn in dem herrlichen nun aufgetauchten „Trio militaire“ im 3. Akt „Rien ne vaut un bon diplomate“ fragt der Baron den „prince Patapoff, le premier diplomate de l’époque“ und den „Général Malaga de Porto-Rico, le premier tacticien de son temps“ (in Wirklichkeit die verkleideten Hausangestellten Prosper und Urbain): „qu’est-ce que vous pensez de la question scandinave?“. Das war eine direkte Frage zum Deutsch-Dänischen Krieg von 1864, wo preußische und österreichische Truppen Schleswig-Holstein besetzten, aus Gründen die bis heute niemand so genau erklären kann. Auch Bismarck gab zu, dass auch er selbst da nicht so ganz durchblickte… Offenbachs Antwort ist köstlich: „Protocoles Fariboles Memorandum Ultimatum“ – ein Kauderwelsch, das niemand versteht – Minuten lang! So eine Verballhornung der europäischen Diplomatensprache wurde durch die Zensur verboten. Die Baronin durfte eine Dänin bleiben, aber ihre Arie im 4. Akt, in der sie eine elegante Dame im Bois de Boulogne voll Bewunderung beschrieb – ohne zu merken, dass es sich da offensichtlich um einen Kurtisane handelte – wurde gestrichen.
Neu im 3. Akt: das durch die Zensur verbotene Trio „Rien ne vaut un bon diplomate“: Franck Leguérinel als Baron Gondremarck (im Frack), Carl Ghazarossian und Philippe Estèphe als die Hausangestellten Prosper und Urbain, die sich vorstellen als die kundigen Diplomaten und Taktiker Prins Patapoff und Général Malaga de Porto-Rico.
Auch ein paar humorvolle Seitenhiebe auf die „Deutschen“ (Deutschland gab es ja erst ab 1871) verschwanden. In dem chaotischen Empfang, den die Hausangestellten im 3. Akt für den Baron geben müssen, tauchten ursprünglich auch noch ein Chor aus Marseille und aus Deutschland auf. Die ersten wollen „bouillabaisse et que la sauce en soit épaisse“ und die Germanen rufen: „Wir wollen essen, essen, essen“ bevor sie gesättigt in einer „tyrolienne“ (Ländler) jodeln: „Wenn ich Brot mit Butter haben Kann ich mich so recht dran laben Sauerkraut mit Schink und Wurst Gibt mir immer Durst“. Köstlich!
Zum Schluss eine völlig unbekannte „Don Giovanni“-Parodie
Der spektakulärste Fund ist sicherlich der Anfang des fünften Aktes mit einer „Don Giovanni“-Parodie. Um ihren Neffen Bobinet aus seinem Lotterleben zu retten, kommen die aristokratischen Damen Mme de Quimper-Karadec (wahrscheinlich eine Anspielung auf die bretonische Adelsfamilie Quengo de Tonquedec), Mme de Folle-Verdure und die Baronin Gondremarck in das damals berühmt-berüchtigte Café Anglais. Sie sind maskiert wie im Maskenball des „Don Giovanni“ und genau diese Musik ertönt. Denn 1866 gab es zwei „Don Giovanni“-Inszenierungen in Paris, über die viel diskutiert wurde. Ein Erkennungs-Lacheffekt war programmiert und Mme de Quimper-Karadec meint beschwichtigend: „un peu de Mozart… ça peu pas faire de mal“ (Ein bisschen [mehr] Mozart kann nicht schaden). Damit parodiert sie Leporellos Kommentar bei Don Giovannis Schlussmahl „Bravi! Cosa rara“, bevor er bei der Melodie aus „Le nozze di Figaro“ gelangweilt meint: „questa poi la conosco pur troppo“. Und genau wie bei diesem „Das haben wir schon zu oft gehört“ fangen nun mehre Bühnenorchester im Hintergrund bekannte Melodien von Offenbach zu spielen: zwei Arien aus der „Belle Hélène“ und ein „Galop“ aus „Orphée aux Enfers“. Bis man bei diesem ganzen „Charivari“ gar nichts mehr versteht und der Auftrittsakkorde des Commendatore erklingen, der drohend an die Tür klopft… Ein herrliches Ende voll Selbstspott für Offenbach, den man damals in Paris „den Mozart der Champs-Elysées nannte“ (die Formel stammte übrigens von Rossini und wurde viele Jahre später von Wagner übernommen). Ohne Zweifel: mit den 16 neuen Nummern hat diese Urfassung von „La Vie parisienne“ nicht nur dramaturgisch, sondern auch musikalisch viel gewonnen und wir hoffen, dass sie sich nun durchsetzen wird!
Sängerfreundliches Spagat im Cancan am Ende des neu aufgetauchten 4. Akt: 8 Tänzer spreizen die Beine, sodass die knienden 8 Solisten noch singen können. Hinter ihnen der dirigierende Gastgeber Bobinet (Marc Mauillon), verkleidet als „Schweizer Admiral“, der leider sehr wenig Autorität besitzt. © Guillaume Benoit
Die Inszenierung ist vom Feinsten: von einer Werktreue, der man heutzutage nur noch selten begegnet, intelligent, humorvoll, genau den Ton Offenbachs treffend und sehr elegant. Die letzte Inszenierung der „Vie parisienne“ in Paris war im kleinen historischen Theater des Restaurants Chez Maxim’s. Sehr erfrischend um während der Vorstellung Champagne zu schlürfen – aber im Vergleich was hier nun geboten wird, war das alles recht vulgär. Christian Lacroix (Regie und Ausstattung) braucht man eigentlich nicht vorzustellen. Er war vor zwanzig Jahren ein Stern der französischen Haute Couture und widmete sich dann, im Alter, in dem Andere in den Ruhestand gehen, seiner Jugendliebe: die Bühne und die historischen Kostüme. Als Vorstand des Centre National du Costume in Moulins (wo der Kostümfundus der Opéra de Paris und der Comédie Française untergebracht wurde) kennt er das Thema so gut, dass er bei all dem Material, dass er vom Research-Team des Palazzetto Bru Zane bekam (Kostümskizzen und Fotos der Uraufführung), den Vorschlag machte, die historischen Kostüme genau nach zu schneidern. Doch dann hätte man logischerweise auch die historischen Bühnenbilder nachbauen müssen – und das wäre viel zu aufwändig gewesen. So entschied er sich für ein einfaches, transformierbares Bühnenbild und wunderbare nachempfundene Kostüme. Diese sind von einer Üppigkeit und eine Präzision so wie man sie eigentlich nicht mehr sieht. So z.B. der Chor, der sechsmal am Abend das Kostüm wechselt – jedes immer individualisiert! Genauso detailliert ging Christian Lacroix an sein Regie-Debüt: alles fein ausgearbeitet, u.a. mit Hilfe von Romain Gilbert, der eine durch uns rezensierte „Périchole“ in Bordeaux inszeniert hat.
Das 14-köpfige Solistenensemble und der nur 12-köpfige fabelhafte Choeur accentus / Opéra de Rouen Normandie (mit Christophe Grapperon als Chef de Choeur) werden angeführt durch Flannan Obé (als Raoul de Gardefeu), dem wir schon in vielen Offenbachs des Palazzetto Bru Zane begegnet sind. Er und Marc Mauillon (Bobinet) schaffen das, was den Schauspielern des Théâtre du Palais-Royal 1866 nicht gelang: zu spielen, zu tanzen und dabei auch noch zu singen (oft in rhythmisch recht schwierigen Ensembles). Die 14 Solisten in 30 Rollen bestachen vor allem durch eine homogene Ensemble-Leistung. Keiner trat stimmlich besonders hervor, was auch an einigen Erkältungen liegen konnte. Denn Elena Galitskaya in der nun stark aufgewerteten Rolle der Kammerzofe Pauline wurde als indisponiert angesagt. Die arme Sängerin hatte wirklich gar keine Stimme mehr und es ist wahrscheinlich, dass ihre Kollegen aus Rücksicht ihr Volumen etwas heruntergenommen haben. So haben wir Aude Extrémo (Métella) und Florie Valiquette (Gabrielle) schon üppiger gehört. Das gleiche gilt für Franck Leguérinel (Baron Gondremarck) und Eric Huchet als Le Brésilien, Gontran und Frick. Am Ende fehlte ihm offensichtlich der Atem und dem jungen temperamentvollen Dirigenten Romain Dumas vielleicht etwas die Erfahrung, um dann dem Sänger bei zu stehen. Mit dem Orchestre de l‘Opéra de Rouen Normandie verstand er sich prächtig und in den vielen nun folgenden Aufführungen wird sich das alles sicher „einspielen“.
Zum Schluss die große Überraschung des Abends: die aristokratischen Damen Mme de Quimper-Karadec (Ingrid Perruche), Mme de Folle-Verdure (Caroline Meng) und die Baronin Gondremarck (Marion Grange) erscheinen maskiert wie im Maskenball des „Don Giovanni“ – mit Mozarts Musik! Sie werden erwartet durch die intrigante Kurtisane – nun mit großem Herzen – Métella (Aude Extrémo). © Vincent Pontet
Die vielbeachtete Premiere war ein wirklicher Triumph für die Opéra de Rouen, die sich ohne die 6 Koproduzenten (!) natürlich nie so eine üppige Produktion hätte leisten können. Nach 3 Vorstellungen Anfang Dezember an der Opéra de Tours wird „La Vie parisienne“ vom 21. Dezember bis 9. Januar hoffentlich für viel gute Laune sorgen im Théâtre des Champs-Elysées in Paris. Und danach geht der Siegeszug weiter an die Opéra Royal de Wallonie-Liège und an die Opern in Montpellier und Limoges. An einen Platten-Aufnahme ist schon gedacht. Ausnahmsweise soll es sogar ein DVD werden, denn diese „diese zauberhafteste aller Hymnen auf eine Stadt“ (Kracauer) ist einfach zu schön um nicht gesehen zu werden! Waldemar Kamer
Neue Partitur: www.bruzanemediabase.com
Ende Dezember im Théâtre des Champs-Elysées: www.theatrechampselysees.fr
Waldemar Kamer/ Paris
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„kulturMontag“ am 15. November: Domingos Wien-Abschied, Chinas Kulturpolitik, „Große Freiheit“ im Kino
Danach: neues Porträt „Orte der Kindheit – Brigitte Kren“
Wien (OTS) – Clarissa Stadler präsentiert den „kulturMontag“ am 15. November 2021 um 22.30 Uhr in ORF 2: Die Sendung berichtet u. a. von Plácido Domingos Abschiedsabend an der Wiener Staatsoper, befasst sich mit Chinas repressiver (Kultur-)Politik – dazu ist Journalist und „Welt“-Herausgeber Stefan Aust mit seinem neuen Buch über Staatschef Xi Jinping im Studio – und stellt das demnächst im Kino anlaufende bereits vielfach preisgekrönte Drama „Große Freiheit“ von Sebastian Meise vor, das Österreichs Kandidat für den Auslands-Oscar ist. Anschließend steht das neue Künstlerporträt „Orte der Kindheit – Brigitte Kren“ (23.30 Uhr) auf dem Programm.
Abschied einer Opernikone – Plácido Domingos „Noche Española“
Als Kind wollte er eigentlich lieber Stierkämpfer oder Fußballprofi werden, doch Plácido Domingo war der Weg auf die großen Opernbühnen der Welt beschieden. Schließlich wurde ihm der Gesang sozusagen schon in die Wiege gelegt, waren doch seine Eltern Sänger an einer Madrider Zarzuela-Bühne, der spanischen Version eines Operettenhauses. „Wer rastet, der rostet“ war und ist das Motto dieses unglaublich produktiven Künstlers, der sich mit einer außergewöhnlichen internationalen Karriere und mehr als 3.500 Opernvorstellungen, rund 130 Rollen und seinen Auftritten als einer der legendären „Drei Tenöre“ in die Musikgeschichte eingeschrieben hat. Tribut fordert das Alter aber auch beim „Jahrhundertsänger“, der seinen 80. Geburtstag Anfang des Jahres mit Verdis „Nabucco“ auf der Bühne der Wiener Staatsoper feierte. Vor mehr als etwa zehn Jahren wechselte der „Tenoríssimo“ dafür ins tiefere Baritonfach. An den Ruhestand denkt Domingo noch immer nicht, sei doch die Bühne sein Leben. Und dennoch feiert der Weltstar jetzt mit einem spanischen Liederabend seinen Abschied von der Wiener Staatsoper. Der „kulturMontag“ ist live bei dem ausverkauften Konzert „Noche Española“ dabei und blickt anschießend hinter die Bühne.
Wie frei ist die Kunst? Chinas repressive Kulturpolitik
„Ein Land, zwei Systeme“ – diese Regel in der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong, die auch der Kunst ihre Freiheit garantierte, gehört der Vergangenheit an. Mit dem sogenannten Sicherheitsgesetz, das Festlandchina über die Köpfe der Hongkonger Regierung hinweg implementierte, grassiert nun die Selbstzensur. Künstler hüten sich heute, die Aufmerksamkeit der Obrigkeit auf sich zu ziehen, einige haben die Stadt verlassen. Vorauseilenden Gehorsam üben nun aber bereits auch die Hongkonger Institutionen. Pekings langer Arm soll jetzt auch noch verlängert werden. Schließlich tagt in Chinas Hauptstadt seit Montag das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei, um die Macht des Vorsitzenden Xi Jinping weiter zu festigen. Voraussichtlich wird der Staatschef eine dritte Amtszeit anstreben oder gar auf Lebenszeit regieren. Er verweist dabei auf seine Erfolge, etwa die Niederschlagung der Demokratiebewegung in Hongkong von 2019, eine, in Pekings Augen, vom Ausland initiierte Rebellion. Oder der vermeintliche Sieg über das Coronavirus, in dem sich aus Sicht der Partei die Überlegenheit des chinesischen Systems gegenüber den westlichen Demokratien manifestiert. „Der mächtigste Mann der Welt“ nennt Stefan Aust, Journalist und Herausgeber der „Welt“, sein neues Buch über den Politiker. Gemeinsam mit dem jahrelangen China-Korrespondenten Adrian Geiges liefert er mit der Biografie eine exzellente Analyse über Macht, Personenkult und Alleinherrschaft. Stefan Aust ist live zu Gast im Studio.
Verfolgte Liebe – Preisgekröntes Austro-Drama „Große Freiheit“ demnächst im Kino
Nach internationalen Festivalerfolgen u. a. in Cannes und zuletzt zweifach bei der Viennale ist der vom ORF im Rahmen des Film/Fernseh-Abkommens kofinanzierte Spielfilm „Große Freiheit“ von Michael-Haneke-Schüler Sebastian Meise Österreichs Kandidat für den Auslands-Oscar. In seinem Plädoyer gegen die Diskriminierung von Homosexualität schlägt der Regisseur ein wichtiges Kapitel queerer Nachkriegsgeschichte auf. Der Film thematisiert die Verfolgung von Homosexuellen im Nachkriegsdeutschland und erzählt eine berührende Story von der Suche nach Liebe und Zuneigung hinter Gefängnismauern. Protagonist ist der Homosexuelle Hans Hoffman, den Shootingstar Franz Rogowski – für den europäischen Filmpreis nominiert – mit großer Intensität zeichnet. An seiner Seite spielt Georg Friedrich den verurteilten Mörder Viktor, der sich zunächst heftig dagegen wehrt, einen „Perversen“ in seine Zelle zu bekommen. Doch über die Jahre entstehen zwischen den beiden eine enge Zuneigung und auch eine körperliche Beziehung. Am 18. November kommt das Werk, das seine gesellschaftliche Anklage in keiner Sekunde verbirgt, sich aber mit großer Sensibilität auf menschliche Interaktion und Sehnsucht konzentriert, in die heimischen Kinos.
Dokumentation „Orte der Kindheit – Brigitte Kren“ (23.30 Uhr)
In der beliebten ORF-Porträtreihe „Orte der Kindheit“ begleitet Kulturjournalist und -moderator Peter Schneeberger Künstlerinnen und Künstler zu ihren Wurzeln, an die Schauplätze ihrer Kindheits- und Jugendtage. In einer neuen Ausgabe ist er mit Schauspielerin Brigitte Kren im steirischen Vulkanland sowie in Oberösterreich unterwegs. Die ersten Jahre verbrachte Kren in der Obhut ihrer Großeltern in der Südoststeiermark. Nach einer Zwischenstation in Bruck an der Mur, wo sie bereits im zarten Alter von drei Jahren die Ballettschule besuchte, übersiedelte die Familie schließlich nach Linz. Eigentlich wollte sie von Kindesbeinen an Tänzerin werden, erdachte sich zu Melodien, die sie hörte, Choreografien und genoss es bei Feiern mit Tanzeinlagen zu unterhalten. „Das mit der Schauspielerei ist“, wie die gebürtige Steirerin selbst sagt, „nebenbei passiert“: Mit zehn Jahren wurde ihr schauspielerisches Talent rein zufällig entdeckt, nachdem sie aus „Jux und Tollerei“ zu einem Vorsprechen ging und so ihre erste Hauptrolle am Linzer Landestheater bekam – und prompt dafür von den Kritikern hochgelobt wurde. Bis Brigitte Kren sich tatsächlich ausschließlich der Schauspielerei widmen konnte, sollte es allerdings noch sehr lange Zeit dauern. Regie: Ute Gebhardt