DIE MONTAG-PRESSE - 22. MÄRZ 2021

DIE MONTAG-PRESSE – 22. MÄRZ 2021

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden:
DIE MONTAG-PRESSE – 22. MÄRZ 2021

Foto: Philharmonie Berlin, © Schirmer

Berlin
Das Glück sitzt im Auditorium
Berlin geht voran. Nach einem Jahr in der Zwangspause traten die Philharmoniker vor 1000 Zuhörern auf. Kirill Petrenko gab als Dirigent den größten der Aufpeitscher.
Sueddeutsche Zeitung

München
„Der Rosenkavalier“ (Regie: Barrie Kosky)
TV-Kritik – Vladimir Jurowski ließ die reduzierte Orchesterfassung von Eberhard Kloke an der Bayerischen Staatsoper musizieren
https://www.freitag.de/autoren/andre-sokolowski/der-rosenkavalier-regie-barrie-kosky

Erste Eindrücke vom Rosenkavalier-Stream
von TTT
https://onlinemerker.com/muenchen-bayerische-staatsoper-premiere-der-rosenkavalier-erste-eindruecke-vomstreaming-vom-21-3-2021/

Paris
Französische Kulturministerin Bachelot: Corona nach Opernbesuch
Heftige Debatte über das Infektions-Risiko in Theatern: Ministerin Roselyne Bachelot gab am späten Samstagabend bekannt, unter Atemproblemen zu leiden und positiv auf Covid-19 getestet worden zu sein. Tags zuvor war sie noch in der Oper gewesen.
BR-Klassik.de

Bogdan Roščić: „Das Wiener Publikum lässt sich nichts vormachen“
Bezahlartikel
Das erste Jahr des Wiener Staatsoperndirektors Bogdan Roščić ist von einem geschlossenen Haus geprägt. Ein Interview über den Wert von Theater, über Corona und über praktische Inszenierungen.
Kleine Zeitung

Wien
Opern-Bass Jewgenij Nesterenko starb in Wien an Corona
Der Sänger erlag im 84. Lebensjahr dem Virus, berichtet die „Presse“
https://kurier.at/kultur/opern-bass-jewgenij-nesterenko-starb-in-wien-an-corona/401272701

Niederösterreich
Stadttheater Wiener Neustadt soll modernisiert werden
Das Stadttheater Wiener Neustadt wird in den kommenden Jahren baulich modernisiert und organisatorisch neu aufgestellt. Die Wiedereröffnung ist zum 230-Jahre-Jubiläum im Herbst 2024 angepeilt. Das Haus soll zu einem „weiteren Hotspot der Landeskultur“ werden, sagte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) bei der Präsentation der Pläne gemeinsam mit Bürgermeister Klaus Schneeberger (ÖVP) und Marie Rötzer, der künstlerischen Leiterin des Landestheaters Niederösterreich.
Salzburger Nachrichten

„Wir befinden uns in einer Zeit großer Veränderungen“
William Garfield Walker gewann seine ersten beruflichen Engagements im Alter von 16 Jahren mit dem Mississippi Symphony Orchestra. Er studierte Cello bei Richard Hirschl vom Chicago Symphony Orchestra, bevor er sein Studium am Royal College of Music in London und an der Musik- und Kunstuniversität der Stadt Wien (MUK) abschloss, wo er von Vladimir Fedoseyev auf sein Diplomkonzert vorbereitet wurde. Zuvor war er der Dirigent beim Aspe Music Festival, sowie der Chefdirigent des Moonlight Symphony Orchestra, der Royal College of Music Oratorio Society. Im Alter von 20 Jahren gründete er die Virtuoso Philharmonic of Chicago. Er arbeitete mit Ensembles zusammen wie Berliner Sinfonietta, Bratislava Symphony Orchestra, Cabrillo Festival Orchestra, Janáček Philharmonic Ostrava, klassischen Solisten von London, das Mississippi Symphony Orchestra, das Orquesta Reino de Aragón, das Bacau Philharmonic Orchestra, die Astrakhan State Opera und das Ballet Theatre Orchester und die Taurida-Staatssinfonie des Leningrader Gebiets. Im März 2020 verabschiedeten das Repräsentantenhaus und der Senat von Mississippi einstimmig eine Resolution „Lob des musikalischen Genies von William Garfield Walker“.
Jolanta Łada-Zielke im Gespräch mit dem Dirigenten William Garfield Walker
https://klassik-begeistert..de/interview-mit-william-garfield-walker/

Stockholm
Vulkane, Geburt und Sonnenfinsternis: eine Reise um die Welt mit Sakari Oramo und dem RSPO
bachtrack

„Alle Schwarzen können singen“: Rassismus in der Klassikbranche
Anna Bineta Diouf hat in Hannover studiert und arbeitet in Annaberg-Buchholz als Opernsängerin. Ihre Mutter ist Deutsche, ihr Vater Senegalese. Rassismus begegne ihr vor allem in subtiler Form, sagt sie. Oft handele es sich dabei um bestimmte Vorstellungen, wie eine schwarze Sängerin zu sein habe: „rassig, erotisch oder ursprünglich,“ so Diouf.
https://www.ndr.de/kultur/Alle-Schwarzen-koennen-singen-Rassismus-in-der-Klassikbranche,gegenrassismus102.html

Festspielhaus St. Pölten. Das neue Showstück „Humans 2.0“
Die körperliche Poesie und Virtuosität des Circa Contemporary Circus
Der Standard

Links zu englischsprachigen Artikeln:

Streams
ETO to launch Digital Season with Easter Sunday broadcast of St John Passion
https://operatoday.com/2021/03/eto-to-launch-digital-season-with-easter-sunday

Berlin
Berlin theatres stage comeback with Covid-compliant initiative
https://www.ft.com/content/a728eafd-e595-46d8-a568-2fdee4fde01d

Amsterdam
Sometimes it’s simply all right on the night: the Royal Concertgebouw, Pappano and Levit
bachtrack

London
L’Heure Espagnole review – a fun take on Ravel’s good-time opera
The Guardian

Cardiff
Lockdown one year on: soprano Natalya Romaniw on how Covid crushed her Butterfly
The Guardian

Chicago
Vintage Defauw broadcast helps plugs a gap in CSO history
https://chicagoclassicalreview.com/2021/03/vintage-defauw-broadcast-helps-plugs-a-gap-in-cso-history/

Seattle
Seattle Opera’s fast-track Don revealed in stark black and white
https://bachtrack.com/de_DE/review-video-don-giovanni-corner-seattle-opera-march-2021

Sydney
Vespers (Pinchgut Opera)
Monteverdi’s sublime work is given glorious voice by Pinchgut in an intimate arrangement.
https://www.bbc.com/sport/football/56451396

Obituary
Bass-Baritone Luciano Di Pasquale Dies at 57
https://operawire.com/obituary-bass-baritone-luciano-di-pasquale-dies-at-57/

Taryn Fiebig has died
The luminous Australian soprano has died at home of cancer at the age of 49.
https://www.limelightmagazine.com.au/news/taryn-fiebig-has-died/

Kenneth Cooper, Harpsichordist With Improviser’s Gift, Dies at 79
https://www.nytimes.com/2021/03/19/arts/music/kenneth-cooper-dead.html

The Dark and Light of James Levine
https://www.sfcv.org/music-news/the-dark-and-light-of-james-levine

Film/ TV

„Bergdoktor“ Hans Sigl: „Aufschrei der Künstler muss gehört werden“
Sigl ist erneut für die ROMY nominiert. Im Interview spricht er über Theater, heimliches „Bergdoktor“-Schauen und Nachhilfeunterricht für die Politik.
Kurier.at

Literatur

Ernest William Hornung: Verbrechen und Cricket
Vor hundert Jahren, am 22. März 1921, starb der englische Autor und Erfinder des legendären Meisterdiebes A. J. Raffles.
Wiener Zeitung

Ausstellungen/ Kunst

Berlin
Gerhard Richter gibt „Birkenau“-Zyklus als Dauerleihgabe nach Berlin
Der wichtigste lebende Künstler Deutschlands will nicht, dass die Werke, die KZ-Gräuel thematisieren, am Markt landen.
Kurier.at

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Unter’m Strich

Biontech-Gründer zuversichtlich – Sahin rechnet mit Lockdown-Ende im Herbst
https://www.n-tv.de/panorama/Sahin-rechnet-mit-Lockdown-Ende-im-Herbst-article22440124.html

Österreich
Lockerungen laut Rendi-Wagner „ausgeschlossen“
SPÖ-Chefin warnt vor „Kollaps der Intensivstationen“. Am Montag berät die Regierung erneut über das weitere Vorgehen bei den Corona-Maßnahmen. SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner warnt eindringlich vor Lockerungen.
https://www.salzburg24.at/news/oesterreich/rendi-wagner-klar-gegen-lockerungen

Österreich
Anschober will die Notbremse ziehen
Heute entscheidet die Regierung, wie es weitergeht
https://www.diepresse.com/5954895/anschober-will-die-notbremse-ziehen

Deutschland
CDU stoppt Leserbriefe
Im Hochsauerlandkreis kämpfen Friedrich Merz und Patrick Sensburg um die Kandidatur für den Bundestag. Der CDU-Kreischef hat sich nun mit einer ungewöhnlichen Aufforderung an die Lokalredaktionen gewandt.
Frankfurter Allgemeine

Österreich
Aufmunitioniert: In der Waffenkammer der WEGA
Schlagstöcke, Sturmgewehre, ballistische Helme: Die Ausrüstung der Polizei wurde immer schwerer, sicherer – und martialischer. Ein Besuch in der Waffenkammer der Wiener Sondereinheit WEGA, die derzeit bei den Corona-Demos im Dauereinsatz ist. [E-Paper]
Profil.at

Prinz Harry: „Angriff“ auf Prinz Charles könnte Konsequenzen haben
Im viel beachteten Interview mit US-Talkmasterin Oprah Winfrey ging Harry mit seinem Vater hart ins Gericht.
https://kurier.at/stars/prinz-harry-wird-angriff-auf-prinz-charles-konsequenzen-haben/401275854

Österreich/ Fußball

Dramatisches Finale: WSG Tirol und WAC fixieren die Meistergruppe
Hartberg wurde in der letzten Minute aus der Meistergruppe befördert. Die WSG Tirol ist hingegen wie der WAC in den Top 6.
Kurier.at

INFOS DES TAGES (MONTAG, 22. MÄRZ 2021)

INFOS DES TAGES (MONTAG, 22. MÄRZ 2021)

MÜNCHEN/ Bayerische Staatsoper: Premiere „Der Rosenkavalier“
Erste Eindrücke von TTT, Streaming vom 21.3.2021
Faninal J.M. Kränzle außerordentlich, Sophie K. Konradi beglückt im oberen Register singulär, berückend, zart, faszinierend – da könnte sich Großes ankündigen!

hosta
Statist © Wilfried Hösl

Alle Singenden waren gut, alles andere war „na ja“ oder weniger.

Die Bühnenbilder sind in ewiger Nacht außerordentlich miserabel, musikalisch und szenisch gibt es nichts zu bejubeln.

Einzig eine „Zuckerbäckerkutsche“ im 2. Akt wirkt wie eine Reminiszenz an die vorherige Inszenierung, die diesem Versuch keinen Vergleich bietet – denn das war theatrale Weltbedeutung, natürlich aus einem 50 Jahre zurückliegendem Zeitgeist – die Qualität findet man in der Neuinszenierung nicht.

Es war lediglich bemüht, mäßig arrangiert, szenisch pseudo-originell in unorganischen Kostümen mit z. T. völlig desolaten hingehauenen Satyr-Spiel-Versuchen in neuzeitlicher konkreter Kleidung (30iger Jahre?), auch kein Fantasia. Angekündigte Fantasiewelt oder 3 Perspektiven der Feldmarschallin hat man vergeblich gesucht.

Vom nervenden ständigen Gewusel des 1. Bühnenbildes über abgekupferte Bildergalerie im 2. (z. B. Troubadour Salzburg, Aida Paris) bis zum völlig falschen Kino waren alle Bilder ärgerlich.

Warum muss Frau Petersen im 1. Akt beim Bodenturnen als Feldmarschallin darum kämpfen, dass nackte Brüste nicht aus dem schlüpfrigen Kostüm hüpfen?

So wirkt Barrie Kosky ausgebrannt.
Und das Dirigat von Vladimir Jurowski? Mit der Kloke–Bearbeitung ließe sich wohl sehr schöne Durchleuchtung singulärer Betonung im Rosenkavalier-Schwelgen, im Vibrieren der Strauss-Üppigkeit erleben (TTT hat einige Male bei C. Kleiber Orchester-Proben in der Regiekanzlei gesessen und entschwebte.)

Hier gab es nix zu Schweben: Empathie frei, vielleicht mechanisch exakt, aber empfindungsfrei runtergepinselt. Man nennt es Agogik, wenn Musik vom Leben durchweht ist, wenn z. B. Tempi, Dynamik, Dezibel etwas spiegeln, was Hans Sachs z. B. als … kann ich’s nicht messen! Doch wie soll ich auch fassen… beschrieb. Also Aufgabe kognitiv erfüllt, der kreative Kick versagte, Seele blieb unerreicht.

Im Parlando 1. Akt war vieles zu schnell (Qual für Sänger und Verständlichkeit), zum Ausgleich, insbesondere im letzten Drittel wurde es lahm. Leider zählt kein Durchschnitt, nur Einzelwertung – nichts ist exquisit.

Tim Theo Tinn, 21. März 2021


„Der Rosenkavalier“ in der Bayerischen Staatsoper München bei Arte. Die Uhr bestimmt die Zeit

Premiere bei Arte: Richard Strauss’ „Rosenkavalier“ in der Bayerischen Staatsoper/MÜNCHEN
https://onlinemerker.com/muenchen-bayerische-staatsoper-der-rosenkavalier-die-uhr-bestimmt-die-zeit-livestream-premiere/

München:
„Der Rosenkavalier“ (Regie: Barrie Kosky)
TV-Kritik – Vladimir Jurowski ließ die reduzierte Orchesterfassung von Eberhard Kloke an der Bayerischen Staatsoper musizieren
https://www.freitag.de/autoren/andre-sokolowski/der-rosenkavalier-regie-barrie-kosky

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BAYERISCHE STAATSOPER: MONTAGSSTÜCK XVIII –  IL SIGNOR BRUSCHINO

Montagsstück XVIII: Il signor Bruschino von Gioachino Rossini – Bayerische Staatsoper – foyer
Marcus H. Rosenmüller. Foto: Bayerische Staatsoper

Es ist immer wieder dasselbe: Da vereinbaren zwei ältere Herren die Heirat ihrer Kinder, ohne es für nötig zu halten, die jungen Leute vorher nach ihrer Meinung zu fragen. Meist ein fatales Unterfangen, wie auch in Gioachino Rossinis „Il Signor Bruschino“. Sofia möchte nicht den ihr unbekannten Sohn des Herrn Bruschino zum Mann nehmen, sondern Florville; den kennt sie nicht nur, sie liebt ihn auch. Ihr Vormund Gaudenzio sieht Florvilles Vater aber als seinen Erzfeind an und würde dieser Verbindung nie zustimmen. Als Florvilles Vater jedoch stirbt, hofft sein Sohn, dass man damit auch die alte Fehde begraben wird. Gaudenzio hat in der Zwischenzeit Sofia bereits dem Sohn des Bruschino versprochen. Der vorgesehene Bräutigam häuft letztlich aber derart viele Schulden im Gasthaus an, dass der Wirt ihn im Zimmer einsperrt. Florville wittert seine Chance: Er gibt sich als sein eigener Rivale aus und will den alten Herrn eine List unterbreiten.

In seiner frühen Oper „Il Signor Bruschino“, die er 1813 fürs Teatro San Moisè in Venedig komponiert hat, spielt Rossini mit Typen der Commedia dell’arte und schreibt ein witziges Stück über den kreativen Umgang mit der Realität und der Suche junger Menschen nach ihrem Platz in der Welt. Oder, wie Gaudenzio es ausdrückt: „Im großen Welttheater sucht jeder nach seinem Glück. Und mag es ihm noch so gut gehen, der Mensch ist nie zufrieden. Seien wir also frohgemut und genießen wir das, was kommt. Und mögen unsere Herzen in Freude und Vergnügen erstrahlen.“

Marcus H. Rosenmüller, als Regisseur von Kinofilmen, Fernsehdokumentationen und Nockherberg-Singspielen eine Instanz, hat 2015 an der Bayerischen Staatsoper erstmals eine Oper, „Le comte Ory“ mit dem Opernstudio, inszeniert und erarbeitet im Montagsstück XVIII seine zweite Musiktheaterproduktion mit einem bestechenden Belcanto-Gesangsensemble. Die musikalische Leitung hat der Rossini-Kenner Antonino Fogliani. Es singen unter anderem Emily Pogorelc (Sofia), Andres Agudelo (Bruschino figlio), Josh Lovell (Florville) sowie Edwin Crossley-Mercer (Filiberto).

Der Live-Stream wird, wie alle anderen Montagsstücke, auf STAATSOPER.TV übertragen und ist ab dem darauffolgenden Mittwoch für 30 Tage als Video-on-Demand erhältlich.

MONTAGSSTÜCK XVIII: IL SIGNOR BRUSCHINO
Mo, 22. März 2021, 20.15 Uhr
Kostenfreier Live-Stream auf
www.staatsoper.tv

Ab Mi, 24. März, 19.00 Uhr für 30 Tage on Demand erhältlich.
Ein 24-Stunden-Ticket kostet 9,90 Euro.
www.staatsoper.de/on-demand

Musikalische Leitung Antonino Fogliani
Regie Marcus H. Rosenmüller
Kostüme Claudia Gall
Ausstattung Christian Blank
Paolo Bordogna
Paolo Bordogna: Foto: Bayerische Staatsoper
Gaudenzio Misha Kiria
Sofia Emily Pogorelc
Bruschino; padre Paolo Bordogna
Bruschino, figlio Andres Agudelo
Florville Josh Lovell
Un delegato di Polizia Andrew Hamilton
Filiberto Edwin Crossley-Mercer
Marianna Eliza Boom
MONTAGSSTÜCK XVIII: IL SIGNOR BRUSCHINO | Bayerische Staatsoper
Eliza Bloom. Foto: Bayerische Staatsoper
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Linz: „THE WAVE“ – Uraufführung am Schauspielhaus des Landestheaters, 05. 11. 2020, veröffentlich am 20. 03. 2021

In Zusammenarbeit mit der Musik und Kunst (MuK) Privatuniversität der Stadt Wien

Musical von Or Mathias nach dem Bericht von Ron Jones, Mitarbeit an der Original-Konzeption und Consulting Chloe Treat, Deutsch von Jana Mischke;

Dramaturgie Arne Beeker

1967 wollte ein unkonventioneller und jedenfalls in seinem Beruf sehr engagierter Lehrer an der Cubberly High School in Palo Alto, Kalifornien, seine Schüler über die Nazi-Zeit unterrichten. Doch er stieß auf Unglauben – wie könne solch ein System bei den Leuten verfangen, ja das ganze Leben vereinnahmen? Mit ein paar für sich jeweils unverfänglichen Ideen und Vorgangsweisen, die freilich auf Disziplinierung und Gleichschaltung sowie elitäres Selbstbewußtsein abzielten, gelang es Ron Jones nur zu rasch, rascher und gründlicher, als er sich in Alpträumen vorstellen konnte, seine Klasse zu einer protofaschistischen Gemeinschaft zu formen. Darüber hinaus schlossen sich, ohne sein Zutun, noch Schülerinnen und Schüler aus anderen Klassen an, grüßten sich mit dem von Jones angeordneten „third wave“ (an den Hitler-Gruß angelehnt) und begannen, sich aggressiv gegen Nichtteilnehmer an dieser „Bewegung“ zu verhalten. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wurde Jones sein pädagogisch-psychologisches Experiment unheimlich und er beeilte sich, es abzubrechen. Aus dem Bericht darüber wurde 2019 an der Johnny Mercer Writers Colony bei Goodspeed Musicals ein Bühnenstück entwickelt. „The Wave“ wurde zum Teil mit Unterstützung von SPACE on Ryder Farm (www.spaceonryderfarm.org) geschrieben.

Der Beginn gehört dem „einfachen Volk“, das sich a cappella in Harmonien, die sehr an die Arrangements des damaligen (End-60er) Edel-Jazz-Vokalensembles „Singers Unlimited“ erinnern, über die verwirrende und reizüberflutende Welt beklagt – „Insel im Dunkeln“.

Nun stellt sich die Schulklasse vor – Stevie, der an Bildung weniger interessierte Sportler, eine pekuniär und familiär wenig Bemittelte (Jessie), eine Leseratte (Ella), ein Freund der Musik, weniger der Mathematik (James), und Robert, ein von allen engagiert benutztes Mobbing-Opfer, wenig erhellend tituliert als Hackfresse…

Lehrer Ron bringt „die Weltkriege der Großmächte“ zur Sprache. Die Klasse meint, die Anhänger Stalins und Hitlers seinen ohnehin alle „Psychos“, worauf Ron seine pädagogische Philosophie ausbreitet – „Das Buch des Lebens“. Am nächsten Tag beginnt er, ganz leise, Schülerinnen und Schüler einzuwickeln, mit Wiederholung, Übung, Disziplin, Haltung. Am dritten Tag schwört er aber schon alle auf einen undifferenzierten, bedingungslosen Zusammenhalt ein („Mit Herz und Hand“), auch schon mit gemeinsamer Aggression nach außen – zunächst nur mit Lärm, der in einer Nachbarklasse den Unterricht stören soll. Die Ent-Individualisierung der Schüler ist auf ihrem Weg. Auch trägt dazu bei, dass man sich in der Gruppe Ängste und Verletzungen offenlegt. Ron vertieft diese Entwicklung, indem er zu konsequent kollektiven Handlungen aufruft.

Nur eine aus der Klasse, die Bücherfreundin Ella, fühlt sich mehr und mehr unwohl bei diesen Entwicklungen, und wird aus dem Kollektiv ausgeschlossen; auch Robert, der zuvor einzig zu Ella eine gewisse Nähe aufgebaut hatte, schließt sich der Mehrheit an.

Mit einer vertieften Einschwörung in die Gemeinschaft werden wir in die Pause entlassen, in der Musical-Direktor Matthias Davids den Autor des Werkes, Or Mathias, interviewt.

Ella ist nun „Allein und frei“, der Chor der Mehrheit setzt Kontrapunkte. Die unter Anleitung von Ron entstandene Bewegung greift um sich, Mitglieder aus anderen Klassen werden angeworben, unter dem Slogan  mittels Zusammenhaltes, Disziplin und daraus erwachsender Kraft etwas ganz Neues aufzubauen. Einwände von außen, von den Schwachen, werden abgeschmettert. Man hat einen eigenen Gruß. Es folgt eine Uniform, ein Spitzelsystem wird aufgebaut. Sogar eine Waffe kommt ins Spiel.

Ella wird von der Außenseiterin zur Feindin, gerät in reale Gefahr, findet aber doch einen Verbündeten („die Welle… wird nicht einmal ein Riß im Asphalt der Geschichte“). Ron muß erkennen, daß er unter seinen Schülern Geister geweckt hat, die nicht nur bedenklich  erscheinen, sondern wirklich gefährlich werden. In einer finalen Versammlung wird er seinen Schülern den wahren Hintergrund der Vorgänge der letzten Tage auf drastische Weise offenbaren.

Mathias’ Musik hält deutlich Abstand zum üblichen flachen Musical-Idiom, bezieht sich überwiegend auf den Jazz der 1950er. Im Finale gibt es auch merkliche Anklänge an Kurt Weill – nicht zuletzt, weil der Text auf Ellas Lieblingsautor Langston Hughes, der zusammen mit Weill u. a. die Oper „Street Scene“ verfaßt hat, Bezug nimmt. Unter der musikalischen Leitung von Juheon Han (keyboards) setzt eine siebenköpfige Gruppe das Material transparent und spannungsreich um.

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Celina dos Santos. Copyright: Linzer Landestheater/ Reinhard Winkler

Die Inszenierung von Christoph Drewitz kann als zweckmäßig bezeichnet werden – die äußere wie innere Entwicklung ist  klar dargelegt, aber die ausgeprägte Betonung des Textes auf ein norddeutsches Idiom schafft eine Distanz zum Inhalt, die die emotionelle Nähe zu den Personen, trotz aller vorhandener schauspielerischer Qualität, nicht gut tut. Die Handlung ist, wohl angesichts einiger Rhetorik des past President Trump, ins Heute verlegt – die geschilderten Vorgänge sind ja ohnedies nicht zeitgebunden… Die Choreografie (Hannah Moana Paul) hat es leichter, verständlich zu wirken. Der Bühnenaufbau, eine Art Glashaus mit verschieblichen Wänden, schafft den passenden Rahmen, von Veronika Tupy geschickt konzipiert. Auch die Kostüme (Anett Jäger) unterstreichen punktgenau Charaktere und Situationen.

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Samuel Bertz, Hanna Kastner. Copyright: Linzer Landestheater/ Reinhard Winkler

Christian Fröhlich ist glaubwürdig der Lehrer Ron – ein lässiger Typ, der allerdings durch das Unverständnis seiner Schülerinnen und Schüler für historische Vorgänge auf Abwege gerät, die ihm schließlich selbst unheimlich werden. Die Ella von Hanna Kastner ist das brave, aber dann auch glaubhaft standhafte Mädchen, im Gegensatz zur korrumpierbaren Jess von Celina dos Santos. Lukas Sandmann als Robert demonstriert glaubhaft bis erschreckend die Wandlung vom underdog zum Fanatiker, sobald er durch das Regelsystem der „Welle“ die Macht bekommt, seinen angestauten Frust an anderen auslassen zu können.

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Christian Fröhlich, Lukas Sandmann. Copyright: Linzer Landestheater/ Reinhard Winkler

Weniger exponierte, aber ebenso tadellos umgesetzte Rollen: als James Samuel Bertz, als Stevie Malcolm Henry; das gute Ensemble der nach und nach dazukommenden Anhänger: Alexander Findewirth, Carolina Juliana Hat, Paolo Möller, Lena Poppe, Alexander Rapp und Kathrin Schreier.

Abgefilmt wurde die Generalprobe, zwei Tage vor dem ursprünglich geplanten Premierentermin. Wobei Kameraführung und Schnitt schon auf Präsentationsfähigkeit abgestimmt worden waren, nicht auf betriebsinterne reine Dokumentation. Jonatan Salgado Romero und Constantin Georgescu an den Kameras kommen ohne viel Großaufnahmen aus, arbeiten vielmehr meist mit Totalen und Halbtotalen und ahmen so den Eindruck eines Zuschauers im Saal sehr gut nach: trotz heimatlicher Umgebung stellt sich ein Bühnenerlebnis ein! Wozu auch die Tonmeisterarbeit von Christian Börner und Gerald Landschützer beiträgt. Einige Ensemblemitglieder des Theaters im Zuschauerraum sorgen sogar für etwas Applaus…

Petra und Helmut Huber

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STREAMING-PLAN DER METROPOLITAN OPERA NEW YORK

WEEK 54
MYTHS AND LEGENDS 

Monday, March 22
Gluck’s Orfeo ed Euridice
Starring Danielle de Niese, Heidi Grant Murphy, and Stephanie Blythe, conducted by James Levine. Production by Mark Morris. From January 24, 2009.

Tuesday, March 23
Berlioz’s  La Damnation de Faust
Starring Susan Graham, Marcello Giordani, and John Relyea, conducted by James Levine. Production by Robert Lepage. From November 22, 2008.

Wednesday, March 24
Gluck’s Iphigénie en Tauride
Starring Susan Graham, Plácido Domingo, Paul Groves, and Gordon Hawkins, conducted by Patrick Summers. Production by Stephen Wadsworth. From February 26, 2011.

Thursday, March 25
Strauss’s Elektra
Starring Nina Stemme, Adrianne Pieczonka, Waltraud Meier, and Eric Owens, conducted by Esa-Pekka Salonen. Production by Patrice Chéreau. From April 30, 2016.

Friday, March 26
Mozart’s Idomeneo
Starring Hildegard Behrens, Ileana Cotrubas, Frederica von Stade, Luciano Pavarotti, and John Alexander, conducted by James Levine. Production by Jean-Pierre Ponnelle. From November 6, 1982.

Saturday, March 27
Mozart’s Don Giovanni
Starring Renée Fleming, Solveig Kringelborn, Hei-Kyung Hong, Paul Groves, Bryn Terfel, Ferruccio Furlanetto, and Sergei Koptchak, conducted by James Levine. Production by Franco Zeffirelli. From October 14, 2000.

Sunday, March 28
Wagner’s Der Fliegende Holländer
Starring Anja Kampe, Mihoko Fujimura, Sergey Skorokhodov, David Portillo, Evgeny Nikitin, and Franz-Josef Selig, conducted by Valery Gergiev. Production by François Girard. From March 10, 2020.

WEEK 55
LOVE TRIANGLES

Monday, March 29
Bellini’s Norma
Starring Sondra Radvanovsky, Joyce DiDonato, Joseph Calleja, and Matthew Rose, conducted by Carlo Rizzi. Production by Sir David McVicar. From October 7, 2017.

Tuesday, March 30
Strauss’s Capriccio
Starring Renée Fleming, Sarah Connolly, Joseph Kaiser, Russell Braun, Morten Frank Larsen, and Peter Rose, conducted by Sir Andrew Davis. Production by John Cox. From April 23, 2011.

Wednesday, March 31
Donizetti’s Roberto Devereux
Starring Sondra Radvanovsky, Elīna Garanča, Matthew Polenzani, and Mariusz Kwiecień, conducted by Maurizio Benini. Production by Sir David McVicar. From April 16, 2016.

Thursday, April 1
Verdi’s Il Trovatore
Starring Eva Marton, Dolora Zajick, Luciano Pavarotti, Sherrill Milnes, and Jeffrey Wells, conducted by James Levine. Production by Fabrizio Melano. From October 15, 1988.

Friday, April 2
Massenet’s Werther
Starring Lisette Oropesa, Sophie Koch, Jonas Kaufmann, and David Bizic, conducted by Alain Altinoglu. Production by Sir Richard Eyre. From March 15, 2013.

Saturday, April 3
Donizetti’s L’Elisir d’Amore
Starring Anna Netrebko, Matthew Polenzani, Mariusz Kwiecień, and Ambrogio Maestri, conducted by Maurizio Benini. Production by Bartlett Sher. From October 13, 2012.

Sunday, April 4
Wagner’s Tristan und Isolde
Starring Nina Stemme, Ekaterina Gubanova, Stuart Skelton, Evgeny Nikitin, and René Pape, conducted by Sir Simon Rattle. Production by Mariusz Treliński. From October 8, 2016.

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PALERMO – Wiedergeburt einer Kulturstadt

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ZUM VIDEO

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 ORF / „kulturMontag“ am 22. März: Jugend gegen die Klimakrise, Kulturtechnik Putzen, temporäre Unordnung im Parlament
Außerdem: Neue Ausgabe „Ikonen Österreichs: Vom Werden des Landes“

Der von Clarissa Stadler präsentierte „kulturMontag“ am 22. März 2021 um 22.30 Uhr in ORF 2 widmet sich dem, trotz Pandemie wieder auflodernden, Engagement junger Menschen im Kampf gegen die Klimakrise. Interessante Buch-Neuerscheinungen sind ebenfalls Thema der Sendung: So wird ein neuer Bildband des Wiener Künstlerduos „Honey & Bunny“ über das Putzen als Kulturtechnik vorgestellt, ebenso wie ein Buchprojekt des Fotografen Pascal Petignat, der an der Akademie für angewandte Kunst in Wien unterrichtet und mit Studierenden das leerstehende Wiener Parlamentsgebäude, kurz vor dem Umbau, auf fast 800 Bildern künstlerisch verewigt hat. Anschließend an das Magazin steht eine neue Ausgabe der Reihe „Ikonen Österreichs: Vom Werden des Landes“ (23.30 Uhr) auf dem Programm.

Junge Menschen im Kampf gegen die Klimakrise

Fast 400 000 Menschen haben in Österreich das Klimaschutzvolksbegehren unterzeichnet. Die Regierung will nun einige Forderungen umsetzen. Ist also alles prima mit dem Klima? Nein, meint die Generation Thunberg. Laut einer aktuellen Studie haben 85 Prozent aller Kinder und Jugendlichen Angst um den Planeten. Während die Corona-Krise die Klimakrise überschattet, zeigt sich die junge Generation mit unterschiedlichen Projekten erfinderisch. So sind Bücher wie jenes der Maturantin Tamara Glück – die unter dem Titel „Goldmond“ verfasste Liebesgeschichte in einer vom Klimawandel geteilten Welt – oder das zweisprachige Kinderprojekt „Oma, was ist Schnee?“ der fünf HTL-Schüler Julian Baaske, Alexander Frauneder, Leonhard Beisroth, Yunus Emre Demirçan und David Minichshofer erschienen. Zum Internationalen Tag des Waldes starten die Klimawandel-App Beat3 und das Jane Goodall Institut Austria die ZusammenWachsen-Challenge. Sie wollen damit junge Menschen motivieren, noch mehr für unsere Wälder zu tun, sind sie doch ein entscheidender Baustein gegen die Klimakrise. Know-how zum Thema können sich die Kids in der aktuellen Ausstellung „Alles Holz“ im Wiener Kindermuseum holen.

Neuer Bildband über „Putzen als Kulturtechnik“

Sie klingelten an den Haustüren wildfremder Menschen und fragten, ob sie in deren Wohnungen einfach mal ordentlich wischen, saugen und schrubben dürften. So begann im Jahr 2015 bei einem Kunstfestival in Ebensee die Beschäftigung des Wiener Künstlerduos Sonja Stummerer und Martin Hablesreiter, die seit Jahren als „Honey & Bunny“ auf skurrilen Fotos und Food-Art-Kunstwerken posieren, mit der menschlichen Leidenschaft zum Saubermachen und Aufräumen. Pünktlich vor Ostern, wenn in der Gesellschaft der Putzfimmel wiedererwacht, haben die beiden einen prächtigen Bildband veröffentlicht: „Putzen – eine Kulturtechnik“. Im wissenschaftlich grundierten, mit vielen Fußnoten versehenen Text wird das Putzverhalten als gemeinschaftsstiftendes soziales Ritual beschrieben. Das Buch ist eine hochkomische Anleitung zum Wischen und Saugen – und eine Warnung vor den Tücken der „Drecksarbeit“.

Temporäre Unordnung im Parlament – in Buch und Film

Das österreichische Parlamentsgebäude wird seit 2017 saniert, Nationalrat und Bundesrat tagen seither in ihrem Ausweichquartier in der Wiener Hofburg. Ein Haus mit Geschichte und jeder Menge Geschichten dahinter, dachte sich der Fotograf Pascal Petignat, der an der Akademie für angewandte Kunst in Wien unterrichtet. Noch vor Beginn der größeren Bauarbeiten bekam er die Möglichkeit, die unzähligen Räumlichkeiten des ehrwürdigen Hauses am Wiener Ring genauer kennenzulernen. Gemeinsam mit rund 20 Studierenden der Klasse für angewandte Fotografie und zeitbasierte Medien fotografierte Petignat in den bereits leergeräumten Plenarsälen und Foyers, ehemaligen Klubräumen und Raucherkammerln. Die „782 Abbildungen aus dem Parlamentsgebäude im Leerstand“ – wie es im Untertitel heißt – sind vor Kurzem im Buch „Temporäre Unordnung“ erschienen. Eine Kinodokumentation ist derzeit im Entstehen.

Dokumentation „Ikonen Österreichs: Vom Werden des Landes“ (23.30 Uhr)

In der ORF-Reihe „Ikonen Österreichs“ werden Gegenstände lebendig gemacht, die eine symbolische Bedeutung für die Geschichte des Landes haben. Ob bedeutende Kunstgegenstände oder unspektakuläre Dinge des Alltags: Jedes Objekt erzählt Geschichten über sich und die Menschen, die es nutzten. Die jüngste Folge von Peter Beringer handelt „Vom Werden des Landes“, das anhand dreier staatstragender „Ikonen“ verbildlicht wird. Drei Objekte, um die sich Legenden ranken, die aber auch tatsächlich die bedeutendsten Umbrüche der Geschichte Österreichs dokumentieren: die Münze des Marc Aurel, die Ostarrichi-Urkunde und der Österreichische Staatsvertrag. Die Münze des Marc Aurel ist eine unscheinbare Sesterze aus der Zeit des gleichnamigen römischen Kaisers aus dem 2. Jahrhundert nach Christus. Sie zeigt den Herrscher, der nach dem Heerzug über die Donau ins feindliche Land der germanischen Markomannen im heutigen Österreich das Herrschaftszentrum Roms einrichtet. In der „Ostarrichi Urkunde“ aus dem Jahre 996 taucht erstmals der Begriff „Österreich“ als Bezeichnung jenes Gebietes auf, das die Keimzelle des Landes darstellt, aus dem später die Großmacht Österreich werden sollte. Die kleine und eigentlich völlig unbedeutende Urkunde wurde erst viel später als Grundsteinlegung des „tausendjährigen Österreich“ gefeiert. Das wichtigste zeitgenössische Dokument Österreichs ist der Staatsvertrag aus dem Jahre 1955. Im Mythos um seine Entstehung zeichnet sich die Zweite Republik als das glückliche kleine Land, das den Weltmächten trotzt und sich selbst mit List und Klugheit einen Platz an der Sonne verschafft. Symbolisiert wird diese Geschichte durch „Figls Sessel“, also eines der imperialen Möbel, die für die Staatsvertragszeremonie aus dem Hofmobiliendepot ins Belvedere gebracht wurden.

 

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