Foto: Hans Jörg Michel
„Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal sooo eintauchen konnte in ein Opernbad. Nichts störte um mich herum, kein Geraschel, kein Gehuste, kein fremder Arm, mit dem ich die Lehne teilen musste. Es war eine kaum gekannte Aufmerksamkeit auf die reine Musik des Herrn Händel, auf die wunderbaren Sänger*innen, die ausnahmslos perfekt besetzt waren mit ihren Rollen.“
Georg Friedrich Händel, „Agrippina“
Staatsoper Hamburg, 10. Juni 2021
Liebe Oper,
ich wusste gar nicht, wie sehr ich dich vermisst habe. Ewig ist es her, seit ich das letzte Mal in deinem Zuschauerraum gesessen habe. Und nun konnte ich gleich für zwei Opernaufführungen Karten ergattern.
Ich war aufgeregt wie ein kleines Kind am letzten Donnerstag, am 10. Juni. Agrippina von Georg Friedrich Händel stand auf dem Spielplan. Das Stück kannte ich noch nicht.
Am Eingang zum Foyer zuerst den Impfausweis gezückt, den Personalausweis und zuletzt die Eintrittskarte. Und dann war ich drinnen. Wenige Menschen begegneten mir, keine Schlangen an den Toiletten. Trotz Maske fühlte sich alles gut an. Neugierig nahm ich auf meinem Platz im dritten Rang Platz. Die Besucher saßen in Zweiergrüppchen oder Einzeln im Parkett – einige hatten die Logen für sich allein.
Und dann begann eine Aufführung, deren Oboenklänge mich noch bis nach Hause zum Einschlafen begleitet haben. Ich fühlte mich wie in einer anderen Welt. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal sooo eintauchen konnte in ein Opernbad. Nichts störte um mich herum, kein Geraschel, kein Gehuste, kein fremder Arm, mit dem ich die Lehne teilen musste. Es war eine kaum gekannte Aufmerksamkeit auf die reine Musik des Herrn Händel, auf die wunderbaren Sänger*innen, die ausnahmslos perfekt besetzt waren mit ihren Rollen, die schauspielerisch alles gegeben haben, mitatmend und einfühlsam begleitet durch das Ensemble Resonanz.
Vielen Dank an Barrie Kosky und sein Team für die witzige ironische Inszenierung dieses Kammerspiels.
Liebe Oper, du hast mir vier unvergessliche Stunden bereitet. Ich freue mich auf ein Wiederhören mit allen Sängern und Sängerinnen in anderen Partien. Herzlichst, deine Opernfreundin Iris Röckrath
Iris Röckrath, 13. Juni 2021, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Musikalische Leitung Riccardo Minasi
Inszenierung Barrie Kosky
Bühnenbild Rebecca Ringst
Kostüme Klaus Bruns
Licht Joachim Klein
Dramaturgie Nikolaus Stenitzer
Agrippina Anna Bonitatibus
Claudio Luca Tittoto
Poppea Julia Lezhneva
Ottone Christophe Dumaux
Nerone Franco Fagioli
Pallante Renato Dolcini
Narciso Vasily Khoroshev
Lesbo Chao Deng
Ensemble Resonanz