Foto: Musikverein Wien / Müller (c)
Musikverein, Großer Saal, 13. März 2018
Georg Friedrich Händel, The Messiah
Ensemble Prisma Wien, Orchester
Chorus sine nomine, Chor
Johannes Hiemetsberger, Dirigent
Ursula Langmayr, Sopran
Markus Forster, Altus
Gernot Heinrich, Tenor
Matthias Helm, Bass
von Jürgen Pathy
Im Wiener Musikverein versammelten sich der Chorus sine nomine, das Ensemble Prisma Wien und vier Solisten um den Inbegriff der geistlichen Musik zu zelebrieren: den „Messiah“ von Georg Friedrich Händel (1865 – 1759). Vor allem während der vierzigtägigen Fastenzeit – vom Aschermittwoch bis zum Gründonnerstag – findet das dreiteilige Oratorium vermehrt den Einzug in die Konzertsäle dieser Welt.
Das innerhalb von nur unglaublichen drei Wochen erschaffene Werk erklang zum ersten Male am 13. April 1742 in Dublin – höchst erfolgreich. Weniger enthusiastisch tönten die Stimmen bei den im Jahr darauffolgenden Aufführungen in London, wo der Komponist sich sogar mit Vorwürfen der Blasphemie konfrontiert sah.
Der Siegeszug des Oratoriums begann erst mit dem Jahre 1750 und hält ungebrochen bis in die Gegenwart an – auch die Performance im Wiener Musikverein tat dem Erfolg keinen Abbruch.
Einfach hervorragend der 1991 gegründete Chorus sine nomine, dessen Sänger und entzückend gekleidete Sängerinnen mit vollem Elan und Hingabe den Erlöser Jesus Christus huldigen. Feinfühlig musiziert das vierzehn-köpfige Ensemble Prisma Wien auf historischen Instrumenten; stets unter dem wachsamen Auge des agil, nuanciert taktgebenden Gründers und künstlerischen Leiters Johannes Hiemetsberger.
Unter den vier Solisten – dem Countertenor Markus Forster, dem Tenor Gernot Heinrich und dem Bass Matthias Helm – sticht die in Linz geborene Sopranistin Ursula Langmayr mit ihrer engelsgleichen, klaren und weichen Stimme besonders angenehm hervor. Genauso erfolgreich wie an diesem Abend konnte sie bereits bei den Bregenzer Festspielen, den Salzburger Festspielen und im Jahre 2013 an der Seite von Angelika Kirchschlager und Luca Pisaroni bei „Christmas in Vienna“ im Wiener Konzerthaus gastieren.
Zeitweise zu exponiert, forciert, zu sehr auf die korrekte britische Aussprache bedacht – und dadurch etwas komisch – klingt der Bass Matthias Helm.
Die beiden europaweit gefragten Oratoriensänger Gernot Heinrich und Markus Forster verleihen den Gott verherrlichenden Arien ihre wundervollen Stimmen.
Schade, dass nur sehr wenig junges Blut im Goldenen Saal des ehrwürdigen Wiener Musikvereins das ergreifende Comfort ye, das fröhliche Halleluja oder die abschließende, grandiose Amen-Fuge vernehmen konnte. Das ist ein Aufruf an alle zu Hause gebliebenen unter 26-Jährigen, denen im Rahmen des Veranstalters (Jeneusse) einzigartige Erlebnisse entgehen; Erlebnisse, die von der Jeneusse der musikalischen Jugend Österreichs, im Abonnement zu einem Bruchteil der regulären Kosten, angeboten werden.
Bei der nächsten Zugabe des Chorus sin nomine – dem glorreichen Halleluja – werden hoffentlich mehr junge Gäste beschwingt und fröhlich mitsingen und mittanzen, so wie die bezaubernde junge Dame auf der Balkon-Loge links hinter der Bühne.
Jürgen Pathy (klassikpunk.de), 15. März 2018, für
klassik-begeistert.at
Vielen Dank für die Beschreibung des wirklich gelungenen „Messias“-Konzerts. Ich bin als wahrer Fan mit dem Lob des großartigen Chores (dessen Herren ja auch sehr hübsch angezogen sind…) sehr einverstanden, allerdings nicht mit den Kommentaren über die SolistInnen. Ursula Langmayr hat eine wirklich wunderschöne Stimme, allerdings verstehe ich nicht, wieso ein Sopran, der keine Koloraturen singen kann, für ein Barockprojekt engagiert wird. Ganz im Gegensatz dazu ist Matthias Helm einer der wenigen Bässe, der trotz gewaltigen Stimmvolumens eine wunderbare Beweglichkeit in der Stimme hat, mit der er alle Farben des Inhalts wiedergeben und alle Koloraturen brilliant darbieten kann.
Daphne Hübner