Kirill Petrenko hat allen Grund zu strahlen

Giacomo Puccini, Suor Angelica, Kirill Petrenko,  Philharmonie Berlin, 2. Februar 2020

Foto: © Michael Trippel

Philharmonie Berlin, 2. Februar 2020

Giacomo Puccini, Suor Angelica

Suor Angelica: Ann Toomey

La zia principessa: Katarina Dalayman

Stipendiaten der Karajan-Akademie

Gesangssolistinnen und Studentinnen der Berliner Musikhochschulen

Chor des Vokalhelden-Chorprogramms

Dirigent: Kirill Petrenko

von Peter Sommeregger

Nachwuchsförderung ist auch im Bereich der klassischen Musik ein dringliches Gebot. Chefdirigent Kirill Petrenko weiß sehr wohl darum, und stellt sich auch regelmäßig in den Dienst verschiedener Projekte.

War es in der letzten Saison ein Konzert, das er mit dem Bundesjugendorchester erarbeitete, ist es in dieser Saison ein Opernprojekt. Seine Wahl fiel auf den Puccini-Einakter Suor Angelica, den mittleren Teil des so genannten Trittico, das als Auftragswerk der Metropolitan Opera New York entstand. Petrenko hielt das Werk deshalb so geeignet für dieses Projekt, weil es mit einer Ausnahme junge, lyrische Sängerstimmen verlangt. Die fand er bei Studentinnen der Berliner Musikhochschulen, für die größeren Solopartien wurden Nachwuchssängerinnen verschiedenster Nationalitäten verpflichtet.

Die zur Gänze in einem Kloster spielende, knapp einstündige Oper wurde im großen Saal der Philharmonie in so genannter halbszenischer Form präsentiert. Für die Regie und die Kostüme zeichnet sich Nicola Hümpel verantwortlich, wobei das durchaus gefällige Arrangement durch mancherlei kryptisches Gehabe eher unverständlicher als klarer wurde. Auch ein einleitender Prolog für Klavier solo von Matan Porat fiel eher in die Kategorie verzichtbaren Beiwerks.

Eindrucksvoll war dagegen, welches Maß an erstaunlicher Perfektion und Klangschönheit Petrenko den Stipendiaten der Karajan-Akademie entlocken konnte. Die Berliner Philharmoniker müssen sich dank dieses Talente-Pools keine Sorgen um adäquaten Nachwuchs machen. Auch der Chor des Vokalhelden Chorprogramms agierte äußerst professionell und klangschön.

Foto: © Michael Trippel

Das Ensemble der Klosterschwestern war auf einem erfreulich hohen sängerischen Niveau, da waren Stimmen zu hören, die mit einiger Sicherheit ihren Weg machen werden. Hervorgehoben seien Daniela Vega, ein brasilianischer Mezzo, die als Äbtissin von Format punkten konnte und die Finnin Aurora Marthens als Suor Genovieffa, was den Verdienst der weiteren Nonnen nicht schmälern soll.

Die Titelrolle war mit der Amerikanerin Ann Toomey besetzt, die ihren warmen, lyrischen Sopran förmlich zum Leuchten brachte und so zum vokalen Zentrum der Aufführung wurde. Man muss kein Prophet sein, um dieser jungen Künstlerin eine erfolgreiche Zukunft in der Opernwelt zu prophezeien.

Für die wichtige Rolle der bösen Principessa, der hartherzigen Tante Angelicas hatte man Katarina Dalayman verpflichtet, die bereits eine Karriere als hochdramatische Wagnersängerin hinter sich hat. Inzwischen ist sie ins Mezzo-Fach gewechselt, und ihre Stimme dankt ihr das mit warmem, rundem Ton. Man erlebt ein prägnantes, stimmiges Rollenportrait.

Insgesamt gelingt den Beteiligten eine inspirierte, intensive Wiedergabe dieses nicht unproblematischen Stückes, das herausgelöst aus dem Trittico insgesamt stärker zur Wirkung kommt. Lebhafter und herzlicher Applaus für das gesamte, bereits sehr professionelle Team und Kirill Petrenko strahlt am Ende. Er hat allen Grund dazu!

Peter Sommeregger, 3. Februar 2020, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

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