Grzegorz Pelutis (Sciarrone), Gabriele Viviani (Scarpia), Maria Agresta (Floria Tosca), Nicola Luisotti (musikalische Leitung), Michael Fabiano (Mario Cavaradossi), Peter Galliard (Spoletta) (Foto: RW)
Mich erinnerte Maria Agresta manchmal an eine Massenet-Manon, die sich von der Handlung treiben lässt, aber nicht selbst aktiver Kern des Geschehens ist.
Tosca
Melodramma in drei Akten
Musik von Giacomo Puccini
Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
Leitung: Nicola Luisotti
Inszenierung: Robert Carsen, Bühnenbild und Kostüme: Anthony Ward
Hamburgische Staatsoper, 28. Mai 2025
von Dr. Ralf Wegner
Tosca geht immer, aber neben einer guten und schallstarken Stimme gehört zur Rolle auch eine Tosca-Aura, die sich nicht nur auf das Publikum, sondern auch auf Cavaradossi überträgt. Und der US-amerikanische Tenor Michael Fabiano verfügte über einen farbreichen, virilen Stimmklang sowie über eine trompetenhafte Höhe. Im Zusammenspiel mit der italienischen Sopranistin Maria Agresta als Tosca konnte er sich aber nicht ganz als der Latin Lover präsentieren, der Cavaradossi ja auch ist. Immer wieder standen ihm seine Arme im Wege.
Maria Agrestas etwas herbes Timbre sprach nicht unbedingt gegen eine Tosca, aber das hätte besser zu einer furienhaften, über sich selbst hinauswachsenden Tosca gepasst. Agrestas Auftritt wirkte gespielt, nicht von innen heraus erlebt. Mich erinnerte sie manchmal an eine Massenet-Manon, die sich von der Handlung treiben lässt, aber nicht selbst aktiver Kern des Geschehens ist. Ihre große Arie sang sie unvermutet schön, bis auf die wieder herb und leicht eng ausgefallenen Schlusstöne.
Gabriele Viviani war ein sehr guter Scarpia, der im Va’, Tosca gut über dem Orchester lag und auch von der Darstellung her überzeugte. Allerdings ist Scarpia schauspielerisch auch eher ein Selbstgänger als Cavaradossi. Von den Nebenpartien fiel der Bass-Bariton Chao Deng als Angelotti mit seinem kräftigen, weithin hörbaren Bass-Bariton auf.
Noch etwas zum Handwerklichen: Manches ist ja schon abgestellt, wie zum Beispiel das aus einer Bodenklappe nach oben steigende und anschließend die Bühne zur Seite hin verlassende Füsilierkommando. Aber immer noch singt Cavaradossi seine Eingangsarie ganz in der linken Ecke, so dass die vorderen Logen keinen Sichtkontakt auf ihn haben. Das müssten selbst die Sänger merken, dass sie nicht von allen Plätzen aus gesehen werden können. Eine gewisse Entschädigung ist der sich am Ende des ersten Aktes öffnende Doppelvorhang, der den Blick auf ein buntes Marienspektakel freigibt. Leider fiel der linke Teil des Vorhangs nach gefühlt einer Sekunde vorzeitig wieder nach unten, so dass vom Schlussbild wenig zu sehen blieb.
Das Publikum war am Ende der Aufführung trotzdem begeistert, denn laut genug gesungen, und das auch nicht leise spielende Orchester unter der Leitung von Nicola Luisotti übertönend, wurde in jedem Fall.
Dr. Ralf Wegner, 29. Mai 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at