Stefan Pop © stefanpoptenor.com
Giuseppe Verdi
La Traviata
Violetta Lisette Oropesa
Alfredo Stefan Pop
Giorgio Germont Alexey Markov
Karel Mark Chichon, Dirigent
Staatsopernchor und Staatskapelle Berlin
Staatsoper Unter den Linden, 17. Oktober 2025
von Peter Sommeregger
Die deutlich in die Jahre gekommene Inszenierung Dieter Dorns erlebte in den letzten Wochen mit sehr guten Besetzungen ein Revival. Dorn, der vom Schauspiel kommt, hat eine sehr reduzierte Version auf die Bühne gebracht, der Schwerpunkt liegt auf einer psychologisch durchdachten Personenführung, was zu der Glaubwürdigkeit der handelnden Personen wesentlich beiträgt.
In der Derniere der Serie feierte Lisette Oropesa ihr überfälliges Hausdebüt, die Sängerin mit kubanischen Wurzeln genießt international bereits Starruhm. Wie berechtigt dieser ist, war schon nach wenigen Minuten klar.
Oropesas gut geführter lyrischer Sopran verfügt neben einem sehr ansprechenden Timbre über eine bemerkenswerte Phrasierungskunst. Da wird keine Silbe, keine Phrase dem Zufall überlassen, die Sängerin gestaltet intensiv und gibt der Violetta ein ganz persönliches, individuelles Profil. Dass der Spitzenton in der großen Arie des ersten Aktes ein wenig forciert wirkt – geschenkt! Spätestens als Sterbende reiht sich Oropesa in die großen Interpretinnen dieser Rolle ein.

Als ihr Geliebter Alfredo ist der Rumäne Stefan Pop zu hören, ein permanent unter Wert gehandelter Tenor. Nach dem Gewinn des Operalia-Wettbewerbes und anderer Preise ist der Sänger zunehmend auch an großen Häusern zu hören. Inzwischen hat sich seine Stimme vom lyrischen eindeutig zum Spinto-Tenor entwickelt, sein Pollione in „Norma“ belegt dies eindeutig. Dem Alfredo gibt er sowohl den verlangten lyrischen Schmelz, als auch den auftrumpfenden, um sein Glück kämpfenden Mann. Auch er besticht mit sehr differenzierter Phrasierung, man hört, dass er tatsächlich aus dem Vollen schöpfen kann. Warum ihm vielfach Sänger mit sehr viel beschränkteren Mitteln vorgezogen werden, muss man sich fragen.
Die undankbare Rolle, sich zwischen zwei Stars in einer unsympathischen Partie behaupten zu müssen, fiel Alexey Markov zu, der sie mit wohlklingendem Bariton ausfüllte.
Karel Mark Chichon leitete die Staatskapelle umsichtig, und war auch für die Sänger ein sensibler Begleiter. Die drei Hauptdarsteller wurden frenetisch gefeiert, der Beifall für Oropesa erreichte Orkanstärke. Oper lebt eben von den Leistungen der Sänger, auch wenn die um das Primat ringenden Regisseure dies nicht wahrhaben wollen.
Peter Sommeregger, 18. Oktober 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Giuseppe Verdi, La Traviata Staatsoper Unter den Linden, Berlin, 2. Oktober 2025
CD-Besprechung: Lisette Oropesa MIS AMORES SON LAS FLORES klassik-begeistert.de, 21. November 2024