Bayerische Staatsoper: Sängerischer Triumph in Verdis Meisterwerk

Giuseppe Verdi, Les vêpres siciliennes, Bryan Hymel, Erwin Schrott,  Bayerische Staatsoper, München

Der uruguayische Bass-Bariton Erwin Schrott, Ex-Gatte der weltbesten Sängerin Anna Netrebko, verkörpert einen prächtigen Procida. Allein seine Bühnenpräsenz ist gewaltig, was er aber mit seiner herrlichen, tiefen Stimme macht, ist kaum zu glauben. Sein Bass-Bariton ist gewaltig und facettenreich und besitzt eine hervorragende Darstellungskraft.

Foto: Wilfried Hösl (c)
Bayerische Staatsoper
, 18. November 2018
Giuseppe Verdi, Les vêpres siciliennes

Paolo Carignani, Musikalische Leitung
Antú Romero Nunes, Inszenierung
Matthias Koch, Bühne
Rachel Willis-Sørensen, Hélène
Bryan Hymel, Henri
Dimitri Platanias, Guy de Montfort
Erwin Schrott, Procida

von Yehya Alazem

Es ist wirklich ein Wunder, dass Verdis großes Meisterwerk „Les vêpres siciliennes“ nicht dem Standardrepertoire zugehört. Die Oper enthält fast alles, was die menschlichen Gefühle betrifft, und Giuseppe Verdi hat eine unglaublich herrliche, leidenschaftliche und dramatische Kraft in die Partitur hineingesteckt.

In der Inszenierung von Antu Romero Nunes am Münchner Nationaltheater geht aber vieles verloren. Die Inszenierung mit ihrem minimalistischen Bühnenbild (eine fast ganz leere Bühne mit einem großen schwarzen Müllsack) und ihren phantasievollen Kostümen ist zwar interessant, kann aber den Kern dieser großartigen Oper nicht vollends treffen. Darüber hinaus wird die Ballettszene deutlich verkürzt und mit Techno-Musik aus den Lautsprechern begleitet, eine Erklärung dazu ist kaum zu finden.

Leider gilt gleiches für den Orchestergraben: Dem italienischen Dirigenten Paolo Carignani gelingt es nicht, die glühenden Gefühle der Partitur hervorzubringen. Es geht einfach zu viel um Details, Präzision und „Schönspiel“ auf Kosten von Dramatik und Leidenschaft. Man kann so viel mehr mit dieser Partitur machen, besonders wenn man vor einem der absolut besten Opernorchester der Welt am Pult steht.

Gesanglich kann man diesen Abend nicht anders als einen Triumph betrachten. Die vier Hauptrollensänger singen so, als sei diese Vorstellung die letzte in ihrem Leben!

An der Spitzte dieser Besetzung steht Rachel Willis-Sørensen in der Rolle der Hélène. Ihre Stimme ist dunkel, cremig und hat eine unfassbare Höhe und Tiefe. Stark oder leise, schnell oder langsam, hoch oder tief: Jeder Ton an diesem Abend ist einfach phantastisch. Diese Leistung ist sensationell!

Der uruguayische Bass-Bariton Erwin Schrott, Ex-Gatte von Anna Netrebko, verkörpert einen prächtigen Procida. Allein seine Bühnenpräsenz ist gewaltig, was er aber mit seiner herrlichen, tiefen Stimme macht, ist kaum zu glauben. Sein Bass-Bariton ist gewaltig und facettenreich und besitzt eine hervorragende Darstellungskraft.

In der anderen Tiefstimmenrolle des Guy de Montfort begeistert der griechische Bariton Dimitri Platanias. Mit seinem warmen, dichten Bariton singt er ganz wunderbar und verkörpert sowohl die väterliche Liebe als auch das kompromisslose Herrschen auf hervorragende Art und Weise.

In der sehr schwierigen Rolle des Henri begeistert der amerikanische Tenor Bryan Hymel mit seinem dichten, hohen Tenor. Allerdings klingt er manchmal ein bisschen zu nasal, aber trotzdem kann man seine schöne, leidenschaftliche Leistung nicht anders als genießen.

Glücklicherweise können die wunderbaren Sänger diesen Abend zu einem großartigen Erlebnis machen.

Yehya Alazem, 20. November 2018, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

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