Zürich: Roman Burdenko triumphiert als Verdi-Macbeth

Giuseppe Verdi, Macbeth  Opernhaus Zürich, 14. November 2025

Archiv: Macbeth © Monika Rittershaus

Dank den herausragenden Stimmen um Roman Burdenkos kraftvolle Titelpartie feierte die Oper Zürich einen zurecht umjubelten Verdi-Macbeth! Einzig Barrie Koskys erstaunlich leblose Regie konnte nicht überzeugen und ließ das Potential dieses Werks weitgehend auf der Strecke liegen.

Macbeth
Musik von Giuseppe Verdi

Libretto von Francesco Maria Piave und Andrea Maffei nach William Shakespeare

Opernhaus Zürich, 14. November 2025

von Johannes Karl Fischer

Die meisten von Barrie Koskys Inszenierungen gehören zu den wegweisendsten und spannendsten der heutigen Opernszene. Nicht so dieser Züricher Macbeth: Verdis eigentlich hochdramatische Handlung reduziert er auf ein lebloses Bühnenbild, schwarz und finster ist’s, wohin man blickt. Plump und planbar geschehen die Morde, während die bis auf Lady Macbeth weitgehend in schwarzen Einheitskostümen auftretenden Figuren eher oberflächlich gestaltet werden. Ein unterhaltsamer Verdi-Abend mit gruseliger Krimi-Stimmung, der das vielschichtige Potential dieses Werks inszenatorisch auf der Strecke liegen ließ.   

Dafür wurden die gesanglichen Leistungen zum krönenden Erfolg des Abends. Allen voran schmetterte Roman Burdenko die Titelpartie mit kämpferischem Bariton durch den Saal. Die Rolle des kaltblütigen, machtgierigen Mörders brachte er mit leicht röhrender Stimme überzeugend auf die Bühne. Auch sein gespenstisches, den inneren Wahn dieser Partie zum Schein bringendes Schauspiel – wohl der einzige Lichtblick dieser Regie – meisterte er mit Bravour. Seine schlagkräftige Stimme hielt das Publikum in Atem und steigerte die Spannung eindrucksvoll bis zum dramatischen Finale. Zurecht gab es für seine Meisterleistung den mit Abstand meisten Applaus des Abends.

Macbeth © Monika Rittershaus

Eine weitere gesangliche Sensation stand mit Omer Kobiljaks Macduff auf der Bühne. Sein heldenhafter, leicht metallisch gefärbter Tenor ließ die Schlussarie kraftvoll im Saal resonieren. Völlig mühelos stemmte er die Noten über Chor und Orchester, als würde er hier schnurgeradeaus Anlauf Richtung Calaf nehmen. Auch Insung Sims Banco überzeugte mit deutlich artikuliertem Bass. Ohne den Hauch eines Brummens setzte er Wort und Ton souverän in Stimme, das war eine absolute Meisterleistung des kraftvollen Verdi-Gesangs! Nicht weniger überzeugend sang Salvador Villanueva Zuzuarregui den Malcolm, auch mit seinen wenigen Noten setzte er sich ordentlich gegen die sensationelle gesangliche Konkurrenz durch.

Mit viel strahlendem Verdi-Sopran sang Ewa Płonka eine ebenfalls sehr gute Lady Macbeth. Ihre Melodien segelten mit Liebe zur Musik durch den Saal, ihre voluminöse, blühende Stimme umschwärmte die Ohren des Publikums. Ein wenig fehlte ihr der Biss dieser Rolle, so wirklich als Strippenzieherin einer machthungrigen Königsintrige kam ihre Lady Macbeth nicht rüber. Umso mehr begeisterte allerdings ihre stimmliche Leistung. Thalia Cook-Hansen sang eine musikalisch wie szenisch überzeugende Kammerfrau und auch Guram Margvelashvili hinterließ einen bleibenden, umjubelten Eindruck in der Mini-Rolle des Dieners Macbeths.

Macbeth © Monika Rittershaus

Gianandrea Noseda, dessen teils schleppende Wagner-Dirigate in den vergangenen Spielzeiten nicht nur positiv in Erinnerung bleiben werden, holte heute viel schwungvolle Verdi-Stimmung aus dem Orchester. Der stimmige Streicherklang feierte die festlichen Melodien mit Freude und hinterließ beim Publikum zurecht einen positiven Eindruck. Ein bisschen mehr Dramatik hätte dem Werk allerdings nicht geschadet, Macbeth ist nicht La Traviata und Philippe Jordan holte eine noch deutlich spannendere Intensität aus dieser Partitur.

Der Chor meisterte seine in diesem Werk sehr präsente Rolle, mit viel Leidenschaft stürzten sich die Sänger in die klangvollen Chor-Nummern und brachten die gespenstige Stimmung bestens zum Klingen.

Dank der sensationellen musikalischen Leistungen wurde dieser Verdi-Abend trotz Koskys erstaunlich lebloser, unpolitischer Regie zu einem umjubelten Erfolg. Auch die genialsten Regisseure der Welt können eben nicht nur immer Sensationserfolge auf die Bühne bringen.

Johannes Karl Fischer, 15. November 2025 für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

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