Der Saisonauftakt der Berliner mit Kirill Petrenko endet in einem kollektiven Jubelruf!

Gustav Mahler Symphonie Nr.7  Saisonauftakt der Berliner Philharmoniker, 26. August 2022

Foto: Berliner Philharmoniker, www.berliner-philharmoniker.de

Gustav Mahler
Symphonie Nr.7

Berliner Philharmoniker
Kirill Petrenko

Philharmonie Berlin, 26. August 2022

von Peter Sommeregger

Nach Zeitungsberichten über eine ernsthafte Fußverletzung Kirill Petrenkos war man besorgt, ob und wie der Chef der Berliner Philharmoniker in der Lage sein würde, das Saison- Eröffnungskonzert mit Gustav Mahlers anspruchsvoller 7. Symphonie durchzuführen. Diese Sorge schwand sofort, nachdem Petrenko das Podium betreten hatte. Sein Schritt war vielleicht nicht ganz so federnd wie gewohnt, aber mit Ausnahme einer kleinen Stütze für den rechten Fuß und einem nicht benutzten Sitz auf dem Dirigentenpult war alles wie üblich.

Die erholt und ausgeruht wirkenden Philharmoniker stürzten sich mit Elan in diesen „Gesang der Nacht“, wie die Symphonie auch (aber nicht von Mahler selbst) bezeichnet wird. Besonders die Blechbläser sind gleich zu Beginn stark gefordert. Nach den heroisch-tragischen Symphonien 5 und 6 schlägt der Komponist hier ganz andere Töne an.

Die beiden, von Mahler zuerst komponierten Nachtmusiken werden umrahmt von den beiden mächtigen Kopfsätzen, deren erster einen eher getragenen , einem Trauermarsch ähnlichen Grundton hat. Die an zweiter und vierter Stelle platzierten Nachtmusiken sind von sehr unterschiedlichem Charakter, unheimlich düster die erste, lyrisch schwelgerisch die zweite. Unterbrochen werden sie von einem Scherzo, das teilweise tänzerischen Charakter im ¾ Takt, aber auch melancholische Elemente hat.

Kirill Petrenko © Monika Rittershaus

Ungewöhnlich für Mahler der letzte Satz, der durchgängig freudige Stimmung vermittelt und die Herrschaft des Tages über die Nacht zu symbolisieren scheint. Aus diesem Satz scheint alles Grüblerische verbannt, was den Komponisten sonst umtreibt, die Grundstimmung bleibt hell und freudig. Zum Finale erscheinen noch einmal die Hauptthemen , auch das des ersten Satzes, und münden in eine jubelnde Schluss-Apotheose.

Mahlers Symphonik zählt zu den forderndsten für einen Klangkörper. Die zahlreichen Soli erfordern Meister ihres Fachs am jeweiligen Instrument, das perfekte Gelingen der Aufführung eines so komplexen Werkes ist erneut ein Beweis für den Ausnahme-Charakter dieses Orchesters. Chefdirigent Kirill Petrenko beginnt sich systematisch den Kosmos der Mahlerschen Symphonien zu erarbeiten. Freudig folgt ihm das Orchester und das Publikum. Am Ende ertönt ein kollektiver Jubelruf als Dank für dieses musikalische Fest. Aber ist nicht eigentlich jedes Konzert Petrenkos ein Fest?

Peter Sommeregger,27. August 2022, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

 

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert