Mateusz Ługowski, Foto: privat
Geboren in Działdowo (Polen), studierte Mateusz Ługowski Gesang und Chorleitung an der Ignacy-Jan-Paderewski-Musikhochschule in Poznań (Abschluss 2024). Er ist Preisträger der Gesangswettbewerbe in Mława, Angel Voice Classic und ArtSong Opus sowie Gewinner des Grand Prix des Internationalen Kunstfestivals „Sakura Blossom“ und des ersten Preises beim Internationalen Musikwettbewerb in Moskau (2021). Derzeit absolviert er die zweijährige Ausbildung im Internationalen Opernstudio der Staatsoper Hamburg.
Jolanta Łada-Zielke im Gespräch mit dem Bariton Mateusz Ługowski
klassik-begeistert: Haben Sie schon immer davon geträumt, professionell zu singen?
Mateusz Ługowski: Zuerst habe ich Gesang an der Musikhochschule in Mława studiert. Aber ich habe überlegt, ob ich Naturwissenschaften studieren soll, weil ich Biologie und Chemie schon immer mochte. Ich bewarb mich an der medizinischen Fakultät und gleichzeitig an der Musikhochschule in Poznań. Schließlich entschied ich mich für ein Gesangsstudium und nach einem Jahr auch für das Fach Chorleitung.
Vor einem Monat habe ich meinen Master-Abschluss erhalten. In das Hamburger Opernstudio wurde ich nach einem erfolgreichen Vorsingen aufgenommen. Da ich damals noch vor dem Hochschulabschluss war, wechselte ich in einen individuellen Studiengang, um das eine mit dem anderen zu vereinbaren. Ich bin glücklich in dem Internationalen Opernstudio der Staatsoper Hamburg zu sein, weil mehrere hervorragende polnische Sänger daraus hervorgegangen sind: Aleksandra Kurzak, Szymon Kobyliński, Hubert Kowalczyk.
klassik-begeistert: Eure Abschlussproduktion dieser Saison, die französische Operette „Ciboulette“ von Reynaldo Hahn, ist ziemlich frivol. Ich habe ältere Leute im Publikum beobachtet, denen es sehr gut gefallen hat. In Polen würden jedoch die Zuschauer eine solche Aufführung wahrscheinlich nicht anerkennen?
Mateusz Ługowski: Ich weiß nicht, inwieweit das polnische Publikum bereit wäre, eine solche Produktion zu rezipieren. Ich glaube, wenn überhaupt, dann eher in größeren Städten. Hier in Hamburg sind die Menschen viel offener. Es war die Idee des Regisseurs Sascha-Alexander Todtner, dass jede Figur ein Alter Ego in Form einer Drag-Queen hat, was unsere Kostüme ebenfalls andeuten. Diese Operette hat eine sehr große Besetzung, darum habe ich drei Rollen gespielt. Ich habe versucht, mich auf das Schauspiel zu konzentrieren, aber ab und zu habe ich einen Blick ins Publikum geworfen, um zu sehen, wie die älteren Zuschauer diese Aufführung aufgenommen haben. Sie waren überhaupt nicht empört, im Gegenteil, sie reagierten sehr positiv, was auch uns mobilisiert hat.
klassik-begeistert: Während der Aufführung habt ihr auf Französisch gesungen und die Dialoge auf Deutsch mit englischen Einwürfen geführt. War es für Sie einfach, von einer Sprache zur anderen zu wechseln?
Mateusz Ługowski: Die französische Sprache ist für uns in dieser Hinsicht am schwierigsten, weil dort jeder Vokal mehrere Varianten hat, zum Beispiel geschlossen und offen. Außerdem gibt es Nasale, die man in seine Stimmtechnik einführen können muss. Bei der Artikulation nasaler Vokale sinkt der Gaumen ab, was die Artikulation erschwert. Selbst unsere französische Kollegin Claire Gascoin sagt, dass sogar sie hart arbeiten musste, um in ihrer Muttersprache singen zu lernen. Unser Dirigent Nicolas André, ein gebürtiger Franzose, der sehr lange mit uns die richtige Aussprache geübt hat, war mit dem Endeffekt sehr zufrieden. In den zwei Jahren, die ich im Opernstudio verbracht habe, hat sich nicht nur meine Aussprache des Französischen, sondern auch des Deutschen sehr verbessert.
klassik-begeistert: Von welchem ihrer Lehrer haben Sie am meisten profitiert?
Mateusz Ługowski: Ich hatte bereits mehrere Lehrer, und jeder von ihnen hat etwas Gutes in meine Ausbildung eingebracht. Letztendlich sollen wir selbst unsere eigene Technik erschaffen, man muss nur alles, was die anderen uns beibringen, irgendwie „sieben“ können.
Mein erster Lehrer war Michał Gogolewski an der Musikhochschule in Mława. Bis heute bin ich ihm vor allem dafür dankbar, dass ich bei ihm einfach singen konnte: in einer guten Stellung, laut und deutlich, wie auf einer Opernbühne, weil man uns schließlich auf großen Bühnen hören soll.
Ich setzte meine Ausbildung bei Dr. Jaromir Trafankowski in Poznań fort und nahm an einigen Meisterkursen teil. Außerdem unterrichtete mich privat Mariusz Kwiecień in Wrocław.
Mein jetziger Lehrer in Hamburg ist Chris Merritt, ein weltberühmter Tenor. Hier im Opernstudio lernen wir auch von Kolleginnen und Kollegen; wir fragen, beraten einander und diskutieren. Neben der eigentlichen Stimmbildung lernen wir auch die Aufführungsstile der verschiedenen Komponisten kennen. Aber ich denke, dass wir letztlich die Musik aufführen werden, die unserer Stimme entspricht.
klassik-begeistert: Ihre Traumrolle?
Mateusz Ługowski: Ich möchte mit der Zeit zum Verismo reifen. Ich habe eine Verdi-Stimme, also eigne ich mich sicherlich für diese Art von Rollen. Ich bin noch jung, aber meine Stimme klingt ziemlich reif.
Wenn man mir mit geschlossenen Augen zuhört, stellt man sich mich als einen erfahrenen Sänger vor.
Dagegen will ich mich nicht wehren und würde gerne Rollen von reifen Männern, wie Vätern, übernehmen. Ich würde auch den Germont in „La Traviata“ singen. Meine dunkle Stimmfarbe könnte ich auch in „Eugen Onegin“ einsetzen. Ich würde gerne il Conte in „Le nozze di Figaro“ spielen, falls ein Opernregisseur diese Figur als ausdrucksstark und nicht als einen faden Fuffziger darstellen will. Einige haben mir geraten, Il Conte mehr ‚akademisch‘ zu singen, womit ich nicht ganz einverstanden bin. Es stimmt, dass sich der Graf aufgrund seiner Erziehung und der Konventionen, in denen er gefangen ist, auf eine bestimmte Art und Weise verhält. Gleichzeitig drückt er jedoch eine ganze Reihe von Emotionen aus, die ich gerne zeigen möchte.
klassik-begeistert: Herzlichen Dank für das Gespräch und viel Erfolg weiterhin!
Jolanta Łada-Zielke, 17. Juli 2024, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
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