Foto: (c) Oded Antman
Philharmonie Berlin, 16. September 2019
Ödon Partos Concertino für Streichorchester
Felix Mendelssohn Bartholdy Violinkonzert e-Moll op.64
Hector Berlioz Symphonie fantastique op.14
Israel Philharmonic Orchestra
Gil Shaham Violine
Zubin Mehta Dirigent
von Peter Sommeregger
Das bereits 1936 von frühen Emigranten aus Nazi-Deutschland gegründete Orchester, das sich bis zur Staatsgründung Israels 1948 Palästinensisches Symphonisches Orchester nannte, hat sich über die Jahrzehnte einen ausgezeichneten Ruf erarbeitet und wird regelmäßig zu Gastspielen in aller Welt eingeladen.
Seit 50 Jahren bekleidet der indische Star-Dirigent Zubin Mehta das Amt des Chefdirigenten und sein Anteil an der Entwicklung und dem hohen Standard dieses Klangkörpers kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Die Ergebenheit und Verehrung der einzelnen Musiker des Israel Philharmonic Orchestra für Mehta ist in jedem Augenblick des gemeinsamen Musizierens spürbar.
An den Anfang des Programmes ist eine kurze Komposition für Streicher des Komponisten Ödon Partos gestellt, der selbst in den Anfängen Mitglied des Orchesters war. Das aparte und gefällige Stück ist sozusagen eine Hommage an die eigene Vergangenheit.
In Mendelssohn Bartholdys Violinkonzert erlebt man Gil Shaham als charismatischen Solisten. Es ist ungewohnt, aber durchaus sympathisch, dass der Geiger das gesamte Konzert mit seinem Mienenspiel quasi illustriert, man kann ihm die Freude am Musizieren förmlich ansehen. Unerwartet zart und lyrisch ist sein spielerischer Ansatz, was er seiner kostbaren Stradivari entlockt ,ist perfekter Wohlklang. Leider zieht Mehta das Tempo im dritten Satz unnötig an, wodurch das Finale ein wenig gehetzt gerät. Nach drei Hervorrufen lässt sich Shaham erweichen, und gibt ein kurzes Stück von Bach als Zugabe.
Im Hauptwerk des Abends, Berlioz‘ ausladender Symphonie fantastique kann das Orchester endgültig seine Virtuosität unter Beweis stellen. Sämtliche Orchestergruppen sind auf höchstem Niveau besetzt. So gerät diese musikalische Aufarbeitung einer amour fou des Komponisten zum eindrucksvollen Schaustück. Höhepunkt ist die gespenstische Schilderung der geträumten Hinrichtung.
Ganz im Gegensatz zu seinem feurigen Dirigat scheint es um Mehtas Gesundheit schlecht zu stehen. Sichtlich von Alter und Krankheit gebeugt, kämpft er sich nur mühsam auf das Podium und zurück. Es ist rührend, zu beobachten wie die jungen Orchestermusiker ihm notfalls helfend beispringen.
Endloser Jubel für Mehta und das Orchester, von dem er nun nach 50 Jahren Abschied nimmt. Das Publikum ertrotzt sich eine Zugabe, die mit einer Polka von Hellmesberger brillant, aber unerwartet ausfällt.
Peter Sommeregger, 16. September 2019 für
klassik-begeistert.de