Händel hat im Himmel gejubelt: Julia Lezhneva verzaubert die Elbphilharmonie

Julia Lezhneva, Concerto Köln, Arienabend Elbphilharmonie  Hamburg, 24. November 2021

Dieses Koloraturwunder ist wirklich Weltklasse. Julia Lezhnevas Töne perlen anmutig wie von einem anderen Stern: So rein, so klar, so sanft und auch immer wieder kraftvoll.

Elbphilharmonie, Hamburg, 24. November 2021

Arienabend
Julia Lezhneva Sopran
Concerto Köln

von Andreas Schmidt

Was für ein Abend in der Elbphilharmonie: eine der besten Sängerinnen der Welt singt in einem der schönsten Konzerthäuser der Welt. Was die russische Sopranistin Julia Lezhneva an diesem Mittwochabend im Haus am Hafen bot, war von einem anderen Stern. Man hätte jeder Gesangsstudentin in Hamburg und Norddeutschland ein kostenloses Ticket für diese zwei Stunden mit der kleinen, zierlichen Frau gewünscht…

…Platz genug wäre gewesen im Großen Saal der Elbphilharmonie, denn leider waren nur gut ein Drittel der Plätze belegt. An einem Abend, an dem die 2G-Regel (geimpft – genesen) galt. So hatten sehr viele Zuschauer dieses Premium-Abends ihre Tickets zurückgegeben, da sie sie zu Zeiten (vor dem 1. November 2021) erworben hatten, als noch die 3G-Regel galt. Besucher des Abends fragten sich indes, ob diese Stornierer nicht zweifach geimpft waren? Oder ob sie aus Angst vor den neuen hohen Coronazahlen auch in der Freien und Hansestadt Hamburg die Karten zurückgegeben hatten.

Schade, schade, ist diesen Konzertbesuchern zuzurufen, dass Ihr nicht in die Elphi gekommen seid – denn es ist wirklich kaum erdenklich, dass eine Frau die Arien von Nicola Antonio Porpora, Carl Heinrich Graun und Georg Friedrich Händel besser dargeboten hätte. Dazu kamen noch vier (!) Zugaben… und das Drittel-Publikum war vollkommen aus dem Häuschen und wollte die sympathische Russin nicht mehr gehen lassen – mit einem Beifallssturm, der dem eines vollen Hauses glich.

Elbphilharmonie, (c) Maxim Schulz

Dieses Koloraturwunder war wirklich Weltklasse. Ihre Töne perlten anmutig wie von einem anderen Stern: So rein, so klar, so sanft und auch immer wieder kraftvoll.

Die Sternmomente dieser beiden Sternstunden waren jene, in denen Julia Lezhneva a cappella – ohne die Instrumente der wunderbar empathisch spielenden Musiker von Concerto Köln – sang. Hier durchflutete ihre magische Stimme jeden Quadratzentimeter des Elb-Klangtempels mit Wohlfühlnuancen.

Die leichte Stimmführung und die perlende Präsenz mit jedem Ton sind einzigartig bei dieser Julia Lezhneva. In jeder Stimmlage singt diese Frau, die am 5. Dezember 32 Jahre alt wird, auf allerhöchstem Niveau – besonders bemerkenswert ist für ihr junges Alter die erdige, tiefe Resonanz.

Die Herren Graun, Porpora und Händel hätten sich keine bessere Interpretin ihrer göttlichen Musik wünschen können…

…und haben im Himmel gejubelt.

Andreas Schmidt, 25. November 2021, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

PROGRAMM

Johann Gottlieb Graun
Sinfonie für Streicher und Basso continuo B-Dur A:Xii:27

Nicola Porpora
In caelo stele clare fulgescant / Motette für Sopran, Streicher und Basso continuo

Antonio Vivaldi
Concerto c-Moll RV 120 für Streicher und Basso continuo

Carl Heinrich Graun
Senza di te, mio bene / Arie aus der musikalischen Tragödie »Coriolano«
No, no, di Libia fra l’arene / Arie aus der Oper »Silla«

– Pause –

Antonio Vivaldi
Ouvertüre zu »L’Olimpiade« RV 725
Zeffiretti, che sussurrate / Arie aus der Oper »Ercole sul Termodonte« RV 710

Georg Friedrich Händel
Un pensiero nemico di pace / Arie aus dem Oratorium »Il trionfo del tempo e del disinganno«

Antonio Vivaldi
Concerto F-Dur RV 98 für Flöte, Streicher und Basso continuo »La tempesta di mare«

Georg Friedrich Händel
Brilla nell’alma / Arie aus der Oper »Alessandro«

Aus Wikipedia:

Julija Michailowna Leschnewa (russisch Юлия Михайловна Лежнева; auch: Julia Lezhneva; geboren 5. Dezember 1989 in Juschno-Sachalinsk) ist eine russische Sopranistin.

Julija Leschnewa ist die Tochter zweier Geophysiker. Mit 16 Jahren nahm sie an einem Gesangswettbewerb der russischen Operndiva Jelena Wassiljewna Obraszowa teil, die ihr riet, Rossini zu singen. Leschnewa studierte Gesang am Moskauer Konservatorium, an der Cardiff International Academy of Voice und am Londoner Royal College of Music. Sie besuchte Meisterklassen unter anderem bei Jelena Obraszowa, Yvonne Kenny, Alberto Zedda und Thomas Quasthoff. Einen entscheidenden Einfluss auf ihre Stimmbildung hatte Giovanni Antonini. Ihr internationaler Durchbruch gelang 2010 unter Marc Minkowski bei der Salzburger Musikwoche. Kurz darauf debütierte Leschnewa bei den Salzburger Festspielen. Am 18. Dezember 2020 hatte sie ihr Debüt mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Herbert Blomstedt beim Benefiz-Konzert zu Gunsten des Adventskalenders der Süddeutschen Zeitung, das aufgrund der COVID-19-Pandemie ohne Publikum stattfand, aber als Video-Stream im Internet bereitgestellt wurde.

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