Khatia Buniatishvili © Gavin Evans Sony Classical
Franz Schubert (1797-1828) / Vier Impromptus, D.899 op. 90
Ludwig van Beethoven (1770-1827) / Sonate Nr. 23 in f-Moll Op. 57 – «Appassionata»
Frédéric Chopin (1810-1849) / Ballade Nr. 4 f-Moll op. 52
Franz Liszt (1811-1886) / Liebestraum Nr. 3, Ungarische Rhapsodie Nr. 6
Khatia Buniatishvili / Klavier
Kultur- und Kongresszentrum Luzern, 26. April 2025
von Julian Führer
Der Luzerner Konzertsaal ist ein Wunderwerk des Architekten Jean Nouvel und des Akustikers Russell Johnson. Der sehr hohe Raum mit vier Balkonen kann Symphonik in großer Lautstärke vermitteln, trägt aber auch ein zartes Pianissimo bis in die letzten Reihen.
Khatia Buniatishvili begann ihr Programm mit Schuberts Vier Impromptus op. 90 und wählte nach dem wuchtigen und lange im Pedal gehaltenen Eingangsakkord einen zunächst sehr zurückgenommenen Ansatz. Im zweiten Impromptu beeindruckte die Geschwindigkeit, mit der sie durch das Stück ging. Im letzten, dem As-Dur-Impromptu, wählte sie einen fast getupften Anschlag, abermals ein hohes Tempo und mehr Pedal als andere.
Noch in den Zwischenapplaus hinein begann Khatia Buniatishvili Beethovens „Appassionata“, einen pianistischen Achttausender, dessen ersten Satz sie in einem unerhört hohen Tempo begann. Angesichts der technischen Schwierigkeiten dieser Sonate, aber auch der durchaus komplexen Motivik und Harmonik wäre Beethovens Vorgabe Allegro assai vielleicht etwas vorsichtiger zu interpretieren gewesen. Speziell in der Durchführung des ersten Satzes ging das Tempo zu Lasten der Transparenz.
Der Ruhepol des Mittelsatzes geriet viel überzeugender, souverän und unter Auskostung der akustischen Möglichkeiten des phantastischen Luzerner Saales. Der Schlusssatz ist von Beethoven mit Allegro ma non troppo überschrieben; die gegenüber dem ersten Satz zu erwartende Steigerung nötigte Buniatishvili hier zu einem Molto allegro, fast schon Presto, dem viele Details zum Opfer fielen.

Viel klarer gelang Chopins vierte Ballade, deren f-Moll-Tonart den Bogen von der noch nachhallenden Appassionata schlug. Hier schien die Pianistin viel mehr zu Hause, sie spazierte förmlich durch das umfangreiche Werk, auch das Tempo war viel schlüssiger. Auch Liszts sehr bekannter Liebestraum Nr. 3 gelang überzeugend als perlende Träumerei. Abschließend, ebenfalls von Liszt, die Ungarische Rhapsodie Nr. 6, bei der Buniatishvili alles zeigte, was sie an Tempo und «Pranke» hat (von beidem reichlich). Hätte es bei den früheren Werken ruhig etwas analytischer sein dürfen, ist derlei von Liszt wohl kaum beabsichtigt.
Mit diesem Programm, das einen Repertoirerenner an den anderen reihte, kam Khatia Buniatishvili dem dankbaren Publikum weit entgegen; die Dramaturgie des Programms, die auf die musikalische Raserei von Liszts sechster Ungarischer Rhapsodie zulief, war ein weiterer Garant für den sofort aufbrandenden großen Applaus, den sie mit mehreren Zugaben belohnte. Die gewichtigen Werke waren nach bereits 70 Minuten vorüber, was nur mit den bereits angesprochenen sehr hohen Tempi in mehreren Stücken umzusetzen war. Man hätte ihr gern länger zugehört.
Julian Führer, 27. April 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Danke, Herr Führer,
Ihre Kritik teile ich: immer nur rasende Tempi machen die komplexen Werke – insbesondere die wunderbare Appassionata – nicht schöner. Wie Sie bin auch ich der Meinung, dass das Pedal zu häufig eingesetzt wurde.
Trotz allem ein schöner Abend.
Freundliche Grüsse
Peter Tschudi, Urdorf, Schweiz