Foto: © Bayreuther Festspiele / Enrico Nawrath
Kinderoper – Bayreuther Festspiele,
Der Ring des Nibelungen (Wagner für Kinder), 4. August 2018
von Gerald Hofner
Happy Birthday, Bayreuther Kinderoper!
Und um es gleich vorwegzunehmen – auch im zehnten Jahr der Kinderoper hatten die kleinen Zuschauer ihre tosende Freude an dieser eigenständigen Produktion am Festspielhügel. Aber es gibt natürlich auch eine erwachsene Einsicht.
Für die Geburtstagsparty hatte sich das Team um Kinderoper-Erfinderin und Produktionsverantwortliche Katharina Wagner wie schon 2011 an den Ring des Nibelungen gewagt. Eine Herausforderung, wenn man bedenkt, dass vier große romantische Opern auf eine gerade noch kindgerechte Länge von 100 Minuten adaptiert, sowie Längen und wüste Dramatik um Tod und Macht entschärft werden mussten und außerdem die Komik nicht zu kurz kommen sollte. Alles mit dem Ziel, die Kinder an den nicht immer ganz einfachen Stoff Wagners heranzuführen – ohne den Plot zu entfremden. Freilich blieben dabei dafür einige der philosophischen Fragen auf der Strecke – etwa die Fragen des Wanderers.
Insgesamt gelang die Reduktion der musikalischen Teile auf die wesentlichen Stücke aber überraschend gut. Auch die szenische Adaptation durch das einfache, aber wandelbare Bühnenbild, das Anleihe bei der Augsburger Puppenkiste nahm, und durch die Regieführung des jungen David Merz, der immer wieder Anleihen aus dem komischen Sprechtheater oder der Opera buffa nahm, etwa durch den anfangs als komischer Erzähler fungierenden Loge (Stefan Heibach) oder durch Situationskomik und die Einbeziehung der kleinen Zuschauer. Dadurch kam natürlich den spielerischen Qualitäten der Mitwirkenden mehr Bedeutung zu, als man dies sonst vom Bayreuther Festspielhügel kennt.
Idealbesetzung war deshalb der als Siegmund und Siegfried erscheinende Vincent Wolfsteiner. Stimmlich ein gewaltiger und sicherer Heldentenor, fand er den Zugang zum jungen Publikum im wahrsten Sinne „spielerisch leicht“. Nicht nur die Kinder hatten ihre Freude an dieser Meisterleistung, die vielleicht die für das Gelingen der Aufführung wichtigste Verbindung zwischen Wagners Vorlage und der Kinderadaptation war, und in der die Philosophie der Kinderoper personifiziert war. Auch die Rheintöchter und Brünnhilde Daniela Köhler überzeugten spielerisch wie gesanglich. Jedem der Mitwirkenden lag das so nicht, mitunter wirkten die gesprochenen Passagen improvisiert oder sogar aufgesetzt fremd, etwa bei Wotan Jukka Rasilainen, (an dessem satten Bariton allerdings nichts auszusetzen war).
Für ein nicht zu großes Entfremden der musikalischen Bearbeitung (Marko Zdralek) sorgte das überraschend starke Brandenburgische Staatsorchester Frankfurt (Oder), das erneut von Azis Sadikovic geleitet wurde. Trotz der kleinen Besetzung konnte es den „Saal“, eine der größeren Probebühnen im Festspielhaus, mit den großen romantischen Flächenklängen mit Leichtigkeit ausfüllen, etwa am Ende der Oper, als der Trauermarsch nahtlos in den Schluss der Götterdämmerung übergeleitet wurde. Lediglich in den transparenteren Passagen zuvor wirkte das Orchester mitunter etwas gehetzt. Zweifel am hohen musikalischen Niveau der Kinderoper kamen aber nie auf, nicht zuletzt durch die durchwegs guten gesanglichen Leistungen der insgesamt 12 Solistinnen und Solisten. Einige haben ja auch gleichzeitig Rollen in den Bayreuther Festspielproduktionen 2018.
Lauter und anhaltender Applaus belohnte Künstler und Produktionsteam für die gute Lösung der schwierigen Aufgabe, wenn auch die Kinder sicher mehr die Komik und Inszenierung beklatschten, und die Eltern und Großeltern die Musik.
Wer nun Neugierde auf diese Jubiläumsproduktion bekommen hat – wie auch in den vergangenen Jahren wird die Kinderoper auf DVD erscheinen. Außerdem soll sie auch noch auf Tournee gehen.
Gerald Hofner, 6. August 2018
für klassik-begeistert.de