Foto: Jonas Kaufmann © Gregor Hohenberg
von Leon Battran
Abgesagt. Cancelled. Annullato. Die Konzert- und Opernhäuser dieser Welt spielen im Moment alle dasselbe Programm. Nämlich überhaupt nichts. Trotzdem lassen sich Musiker, Künstler und Kulturschaffende vom Virus nicht lähmen und machen aus der Situation das Beste. Einige geben auf dem Balkon Konzerte für die Nachbarschaft. Viele übertragen auch Konzerte aus den eigenen vier Wänden direkt ins Internet. So bleibt die Kunst lebendig. Und auch das kulturelle Leben bleibt lebendig, denn wir können nach wie vor live dabei sein. Ganz bequem vom heimischen Sofa aus.
Die Corona-Krise treibt die Digitalisierung in unserer Gesellschaft gerade enorm voran. Sogar im Bereich der Klassik. Das ist ja nicht das gleiche, Musik lebt doch von dem Augenblick, man muss sie unmittelbar erfahren, möchte man vielleicht einwenden. Aber Abstriche müssen wir eben alle machen in diesen etwas blutleeren, wunderlichen Zeiten, in denen alle einschlägigen Lokalitäten geschlossen sind und man stattdessen im Zweimeterabstand vor Edeka schlangesteht, bis der Türsteher einen endlich reinlässt (obwohl man eigentlich längst mal wieder zum Friseur gemusst hätte).
Warum dann nicht auch zuhause ins Konzert oder in die Oper? Hat ja auch Vorteile: Die Garderobe ist gratis, ich bestimme selbst, wann die Vorstellung losgeht, ich darf jederzeit nebenher essen und trinken und während der Vorstellung nach Herzenslust reden, kommentieren, mosern, meckern und schwärmen – sei es digital oder analog. Und wenn es mir nicht gefällt oder ich keine Lust mehr habe, reicht ein Klick und es ist wieder Ruhe im Karton und niemand wird es je erfahren.
Nicht nur die Künstler füttern derzeit eifrig ihre Social-Media-Kanäle mit Input aus dem Intérieur, auch viele Häuser und Institutionen bieten zur Zeit eine digitale Bespielung an und stellen Videos von Konzerten und Aufführungen kostenfrei zur Verfügung.
klassik-begeistert.de präsentiert Ihnen eine Auswahl aktueller Streaming-Angebote, die Klassik per Mausklick erlebbar machen:
In der European Concert Hall Organisation (ECHO) sind verschiedene europäische Konzerthäuser miteinander verbunden. Täglich werden Konzertaufnahmen aus verschiedenen europäischen Sälen veröffentlicht. Die Elbphilharmonie Hamburg streamt das Programm auf ihrem Facebook-Kanal:
https://www.facebook.com/elbphilharmonie.hamburg/
Die Digital Concert Hall der Berliner Philharmoniker ist normalerweise kostenpflichtig. Noch bis zum 31. März kann man sich aber für einen 30-tägigen kostenfreien Zugang registrieren:
https://www.digitalconcerthall.com/de/home
Auch BR-Klassik präsentiert täglich Konzerte aus dem Archiv. Am 29. März um 17:30 Uhr gibt es zudem einen Live-Stream mit Lang Lang, Jonas Kaufmann und weiteren Klassikstars:
https://www.br-klassik.de/concert/ausstrahlung-2116230.html
Ein echter Geheimtipp: Das Gstaad Menuhin Festival, das jeden Sommer in der Schweiz stattfindet, betreibt auch eine eigene Streaming-Plattform. Nachdem man sich registriert hat, können kostenfrei Konzerte, Interviews und Meisterklassen angesehen werden.
https://www.gstaaddigitalfestival.ch/
Auch bei den großen Opernhäusern wird man fündig: Die Berliner Staatsoper streamt täglich:
https://www.staatsoper-berlin.de/de/
Ebenso die Wiener Staatsoper (Registrierung erforderlich):
https://www.staatsoperlive.com/
Die Deutsche Oper Berlin zeigt einige ältere Inszenierungen. Meine Empfehlung: Verdis Otello mit Renata Tebaldi (ab dem 31. März):
https://www.deutscheoperberlin.de/de_DE/home
Auch die Komische Oper Berlin bietet verschiedene Aufführungen im Stream und als Video an:
https://www.komische-oper-berlin.de/entdecken/premiere-livestream/
Die Bayerische Staatsoper stellt aktuell Lucia di Lammermoor und Parsifal als Video zur Verfügung und streamt jeden Montag Abend ein Live-Konzert:
https://www.staatsoper.de/stream.html
klassik-begeistert.de-Autor Frank Heublein hat den ersten Live-Stream mitverfolgt:
Leon Battran, 28. März 2020, für
klassik-begeistert.de