Bryn Terfels Stimme zeichnete sich durch ein enormes, urgewaltiges Volumen aus, das den Saal mühelos füllte. Der warme, dunkle und samtige Klang wie aus flüssigem Erz und mit „rauchiger Whiskyaffinität“ überzeugte sowohl in den lyrischen als auch in den dramatischen Momenten der abwechslungsreichen Liedauswahl.
Annabel Thwaite, Bryn Terfel, Hannah Stone; Foto Patrik Klein
Große Stimmen aus der Opern- und Konzertwelt hatten hier in den letzten Jahren ihre Sternstunden und zeigten ihr Können: Waltraud Meier, Lise Davidsen, Sonya Yoncheva, Klaus Florian Vogt, Michael Volle, Lisette Oropesa oder Jakub Jósef Orliński gestalteten Liedkunst vom Allerfeinsten. Mit Ende der Intendanz von Georges Delnon ist nun Schluss mit dieser Reihe, die vom neuen Chef Tobias Kratzer nicht weitergeführt werden wird. Sir Bryn Terfel setzte dann auch im gut gefüllten Haus am Dammtor einen fulminanten Schlusspunkt.
von Patrik Klein
Welcher Opern- oder Konzertfreund kennt ihn nicht, den großen, stämmigen Waliser, der wohl seit Jahren zu den berühmtesten Bassbaritonen der Opernwelt zählt und mit Vorliebe in die großen Rollen der Bösewichte hinein taucht.
Der 1965 in Pant Glas (County of Gwynedd, Wales) geborene Sänger studierte u.a. bei Arthur Reckless und Rudolf Piernay an der Londoner Guildhall School of Music & Drama. Früh beschäftigte er sich mit dem Wagnerrepertoire und dem Studium deutscher Kunstlieder. Berühmt wurde er mit Wagners Wotan, Verdis Falstaff, Puccinis Scarpia und vielem mehr. Schurken, Dämonen und Teufel waren ganz hoch gehandelt in seiner Charaktersphäre.

Bryn Terfel präsentierte Lieder und Solos auf der Harfe von Gerald Finzi, John Thomas, Ivor Novello, Franz Schubert, Robert Schumann, Claude Debussy, Jesus Guridi, Richard Wagner und Claude-Michel Schönberg. Dabei waren dann auch einige Leckerbissen aus seinem Heimatland Wales. Begleitet wurde er von seiner Ehefrau Hannah Stone (Harfe) und der wunderbaren Pianistin Annabel Thwaite.
Klassische Lieder, wie der Liedzyklus „Let us Garlands bring“ von Finzi, drei Lieder von Franz Schubert, sowie „O du mein holder Abendstern“ von Richard Wagner bildeten den von Annabel Thwaite gefühlvoll begleiteten Kern, der blumen- und farbenreich umspielt wurde von zwei Solos auf der Harfe, die von Hannah Stone mit atemberaubender Technik daherkamen. Walisische Volkslieder gaben einen Einblick in die musikalische Finesse des kleinen Staates an der Westküste Britanniens und vereinten das begleitete Spiel mit Harfe und Klavier.
Terfels Stimme zeichnete sich durch ein enormes, urgewaltiges Volumen aus, das den Saal mühelos füllte. Der warme, dunkle und samtige Klang wie aus flüssigem Erz und mit „rauchiger Whiskyaffinität“ überzeugte sowohl in den lyrischen als auch in den dramatischen Momenten der abwechslungsreichen Liedauswahl.
Eine breite Palette von Emotionen und Stimmungen lagen im Raum auch durch den Einsatz von Harfe mit Klavier. Deutlich geriet auch die Aussprache sowohl in seiner Muttersprache Walisisch als auch in Deutsch und Französisch. Vorzüglich gab er eine Bühnenpräsenz, die seine außergewöhnliche Stimme unterstrich, die mit Kraft, Vielseitigkeit und Ausdrucksstärke glänzte, bestechend in der Wirkung auf das ziemlich geflashte, rasende Hamburger Publikum, welches wieder einmal die einzelnen Liedgruppen gnadenlos durch unnötigen Applaus unterbrach. Terfel und Co. nahmen es mit Humor. Was für eine Grandesse ob der Peinlichkeit.

Drei Zugaben gab es noch für das tobende Hamburger Publikum. Wunderbar!

Der klassik-begeistert-Autor Patrik Klein ist ein leidenschaftlicher Konzert- und Opernfreak, der bereits über 300 Konzerte (Eröffnungskonzert inklusive) in der Elbphilharmonie Hamburg verbrachte, hunderte Male in Opern- und Konzerthäusern in Europa verweilte und ein großes Kommunikationsnetz zu vielen Künstlern pflegt. Meist lauscht und schaut er privat, zwanglos und mit offenen Augen und Ohren. Die daraus entstehenden meist emotional noch hoch aufgeladenen Posts in den Sozialen Medien folgen hier nun auch regelmäßig bei klassik-begeistert – voller Leidenschaft, ohne Anspruch auf Vollständigkeit… aber immer mit großem Herzen!
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