Berliner Philharmoniker mit Kirill Petrenko; Foto Patrik Klein
Eines der besten Orchester der Welt zu Gast in Hamburg: Überwältigende Klänge der Berliner Philharmoniker berauschen eine ausverkaufte Elbphilharmonie. Die Berliner Philharmoniker zählen gewiss zu den besten Orchestern der Welt. Das stellten sie am Freitagabend mit ihrem Chefdirigenten Kirill Petrenko am Pult einmal mehr unter Beweis.
Zunächst spielten sie zu Ehren des Hamburger Publikums den Sohn der Stadt Johannes Brahms. Seine „Tragische Ouvertüre d-Moll op. 81“ geriet getränkt mit lieblicher Melancholie und herrlichen Orchesterfarben. Als Einheit ist dieses Orchester einfach unschlagbar, wenn es um exakte Dynamik und gemeinsame Interpretationen geht. Die Farben hielten sich in einem sehr dunklen Grundton und blühten aber immer wieder in hellen Strahlen auf, mit einer gemeinsamen Genauigkeit, die einem den Atem stocken ließ.
Der polnische Komponist Karol Szymanowski lebte viele Jahre in Wien. Dieses kulturelle Umfeld blieb nicht ohne Einfluss auf seine eigenen Werke. In ihnen suchte Szymanowski zunehmend nach Wegen, die polnische Folklore sowohl mit der westlichen als auch mit der russischen Musik zu verbinden. In seinem Konzert für Violine und Orchester Nr. 1 op. 35 ließ dann das Orchester mit seiner großartigen Residenzkünstlerin Lisa Batiashvili die ganze Farbenpracht des Werkes erblühen. Die Sologeige war dabei fast die ganze Zeit über im Einsatz und schwebte über orchestralen Geschehen, von dem sie getragen, aber nie überdeckt wurde. Satzlos rauschte es auch in nur 25 Minuten durch den Saal der Elbphilharmonie Hamburg. Zahlreiche melodischen Wendungen enthielt dieses virtuose Werk, die den polnischen Komponisten auf seinem Weg in die Moderne zeigten.
Nach der Pause dann die „Sinfonia domestica“ op. 53 von Richard Strauss. Der schildert nun musikalisch anstatt des vielleicht erwarteten „Heldenlebens“ recht ironisch seine Familiensituation. Man hörte Kindergeschrei, Wortgefechte mit seiner sehr speziellen Frau Pauline und die darauf folgenden Versöhnungen. Das Orchester ließ diese Szenen aus Strauss’ Leben mit unverwechselbarem Klang lebendig werden. Man konnte das gesamte Spektrum an familiären Pointen in den Orchesterentladungen genüsslich wahrnehmen und zudem noch zum Ende hin eine rasante grandiose Temposteigerung ins Uferlose verfolgen.
Das Publikum im schönsten und besten Konzertsaal der Welt hielt es keine Sekunde auf den Sitzen. Orkanartiger Jubel, der nicht enden wollte. Wahnsinn!
Berliner Philharmoniker
Lisa Batiashvili, Violine
Dirigent: Kirill Petrenko
Johannes Brahms
Tragische Ouvertüre d-Moll op. 81
Karol Szymanowski
Konzert für Violine und Orchester Nr. 1 op. 35
Richard Strauss
Sinfonia domestica für großes Orchester F-Dur op. 53
Klassik-begeistert-Autor Patrik Klein ist ein leidenschaftlicher Konzert- und Opernfreak, der bereits über 300 Konzerte (Eröffnungskonzert inklusive) in der Elbphilharmonie Hamburg verbrachte, hunderte Male in Opern- und Konzerthäusern in Europa verweilte und ein großes Kommunikationsnetz zu vielen Künstlern pflegt. Nicht immer nimmt er sich Pressekarten im offiziellen Modus, sondern lauscht oder schaut privat, zwanglos und mit offenen Augen und Ohren. Die daraus entstehenden meist emotional noch hoch aufgeladenen Posts in den Sozialen Medien folgen hier nun auch regelmäßig bei klassik-begeistert – voller Leidenschaft –ohne Anspruch auf Vollständigkeit – aber immer mit großem Herzen!
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