Visualisierung der Neuen Oper in Hamburg, © BIG & Yanis Amasri Sierra, Madrid
Ein Bericht von Dr. Ralf Wegner
Am 13. November 2025 wurden die Konzepte für die neue Hamburger Oper vorgestellt. Aus fünf Beiträgen wurde einstimmig der Entwurf des Kopenhagener Büros Bjarke Ingels Group gewählt. Die Visualisierung zeigt sich kreisförmig schräg nach oben windende begehbare, durchfensterte Ebenen, die bis auf eine Höhe von 36 m führen. Nach vorn zur Spitze der Baakenhöft genannten Elbhalbinsel setzt sich die Terrassierung fort. Das eigentlich eckige Baakenhöft wird nach diesem Entwurf vorn schiffsbugartig gerundet und imaginiert mit den rückwärtigen Aufbauten eine Art Passagierschiff, im Sinne eines eleganten „AIDA“-Kreuzfahrers. Von oben gesehen ähnelt der Bau auch einer sich entblätternden Seerose.
Der Entwurf der Kopenhagener Architekten BIG wurde in der Öffentlichkeit mehrheitlich begrüßt. In der Kette zwischen Elbphilharmonie und dem Elbtower mit dem geplanten großen Naturkundemuseum wird dieses Operngebäude ein weiterer ikonischer Blickfang sein. Ob sich allerdings die vorgesehene Durchgrünung des Geländes inmitten der Elbe mit den vorherrschenden Westwinden halten wird, sei dahingestellt. Zumindest wird die dünenartige Anmutung auf dem Vorgelände nicht Bestand haben, sofern tatsächlich Sandhügel aufgeschüttet werden. Schön sieht es aber trotzdem aus.
Die Grundfläche des Opernneubaus auf der Baakenhafenhalbinsel ist drei bis viermal so groß wie jene des Altbaus an der Dammtorstraße (ohne deren rückwärtige Anbauten). Der Zuschauerraum wird sich von den Ausmaßen her nicht sonderlich unterscheiden. Von jetzt 1679 Plätzen werden nur noch 1.519 verteilt auf Parkett und drei Ränge verbleiben. Damit darf sich die Hamburgische Staatsoper immer noch zu den „großen Opernhäusern der Welt“ zählen. Denn nach Joachim Wenzel (1980) beginnt diese Kategorie bei „über 1.500 Sitzplätzen“.
Im Vergleich mit dem von Wenzel übernommenen Aufriss der alten Hamburger Oper werden sich von der Fläche her der Zuschauerraum, die Bühne und die Hinterbühne nicht so sehr voneinander unterscheiden. Wesentlich mehr Raum werden allerdings zwei Seitenbühnen einnehmen, auch wird das Bühnenportal erweitert. Außerdem sind eine Probebühne, eine Montagehalle und auch ein größeres Magazin vorgesehen. Im Gegensatz zur sehr kleinen Opera stabile in einem Nebengebäude des jetzigen Hauses wird es im Neubau eine größere Studiobühne geben mit 220 Plätzen in 11 Reihen. Des Weiteren wird sich die Sanitärsituation verbessern und, was zu hoffen ist, auch die aktuell sehr beengte, weiterhin im Untergeschoss geplante Garderobe.

Anders als häufiger behauptet, wäre diese Oper sehr gut an den öffentlichen Nahverkehr angeschlossen. Der Eingang zur U-Bahn-Station Hafen-City-Universität ist nur ca. 250 m weit entfernt. Außerdem soll es im Untergeschoss Parkplätze geben. Ob sich in der Nähe noch weitere Gastronomie ansiedelt, bleibt abzuwarten. Von den abendlichen Opernbesuchern werden sie wohl eher nicht leben können. Immerhin findet sich im 15. Stock des Campus Tower bereits die abends geöffnete Puzzle-Bar des Hamburger Dreisternekochs Kevin Fehling, und zwar direkt gegenüber von dem genannten U-Bahn-Eingang.
Von dort oben wäre auch der Blick auf die Opernseerose bzw. den AIDA-Dampfer phänomenal. Die zahlreichen gastronomischen Betriebe des Westfield-Zentrums liegen zwar nur gut 400 m entfernt. Das betrifft aber die Luftlinie, über die Baakenhafenbrücke sowie die Magdeburgerbrücke wäre es etwa doppelt so weit, also auch noch zumutbar.


Gesichert ist der Neubau der neuen Oper allerdings noch nicht. Die Kühne-Stiftung, die den Neubau bezahlen wird, prüft in den nächsten zwei Jahren, ob sich das gegebene Preislimit von 330 Mio. Euro einhalten lässt. Die Architekten hatten einen solchen Preisrahmen als Vorgabe genannt bekommen. Die Stadt Hamburg übernimmt zusätzlich Erschließungskosten bzw. standortspezifische Mehrkosten von 147,5 Mio Euro. 2028 wird dann die Entscheidung fallen, ob sich der Neubau unter diesen Vorgaben rechnet. Im Jahre 2030 wäre schließlich mit dem Baubeginn zu rechnen und mit der Fertigstellung 2034.
Erfahrungsgemäß werden die Kosten wohl bis dahin steigen. Der etwa zeitgleich entschiedene Architektenwettbewerb für ein neues Düsseldorfer Opernhaus sieht eine etwa doppelt so hohe Bausumme vor. Allerdings baut in Hamburg nicht ein öffentlicher Bauträger, sondern eine private Firma bzw. die Stiftung des Hamburger Logistikunternehmers Klaus-Michael Kühne. Kühne wird den Bau auf eigene Kosten einschl. evtl. späterer Steigerungen erstellen und die schlüsselfertige Oper der Freien und Hansestadt Hamburg als Geschenk überreichen.
Was mit dem erneuerungsbedürftigen Gebäude an der Dammtorstraße geschieht, ist unklar. Ein Abriss des geschichtsträchtigen Hauses ist schon aus Denkmalschutzgründen vom Tisch, eine weitere kulturelle Nutzung ist vorgesehen.
Dr. Ralf Wegner, 23. November 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at