Foto: Martha Argerich © Daniel Dittus
Laeiszhalle, Hamburg, 23. Juni 2019
Konzert im Rahmen des Martha Argerich Festivals
Martha Argerich, Klavier
Symphoniker Hamburg, Leitung: Sylvain Cambreling
Anton von Webern, Passacaglia für Orchester op. 1
Sergej Prokofiew, Klavierkonzert Nr. 3 C-Dur op. 26
Peter I. Tschaikowsky, Symphonie Nr. 5 e-Moll op. 64
von Elzbieta Rydz
Der Einstieg in den Abend ist kein leichter: die Passacaglia von Anton von Webern. Die Einsätze aus dem Off heraus gemeinsam zu positionieren erfordert höchste Konzentration und Augenkontakt zu anderen Instrumenten-Gruppen. Die volle Aufmerksamkeit der Musiker ist beim Dirigenten, der Klangkörper erwacht zum Leben und wächst zusammen. Genau diese Einheit brauchen die Symphoniker Hamburg für das folgende Klavierkonzert Nr. 3 von Sergej Prokofjew.
Wenn Martha Argerich, die Grande Dame des Klaviers, die Bühne betritt, geht eine strahlendes Wohlwollen und Vorfreude vom Publikum aus. Die gebürtige Argentinierin, die 1965 den internationalen Chopin Wetttbewerb in Warschau gewann, spielt so hochkarätig und präzise, so voller selbstverständlicher Hingabe und Lebensfreude. Das Publikum hält den Atem an in den Momenten, in denen die Musik eine schwindelerregende Geschwindigkeit erreicht, in denen Argerichs Hände überlagernd und kraftvoll das Thema con variationi oder das Allegro ma non troppo interpretieren.
Die Laeiszhalle in Hamburg ist erfüllt mit einem Klang, der weit über die Glasdecke in die Welt hinausgetragen werden sollte. Auch zu den jüngeren Generationen, von denen erschreckend wenige im Konzertsaal sitzen. Der Pianist Prokofjew hat originell, funktionell, über die Taktstriche hinweggehend geschrieben. Herausragend das Dirigat von Sylvain Cambreling, der das Orchester in das Wechselspiel mit dem Klavier mitnimmt und führt. Die Pünktlichkeit und Genauigkeit der Einsätze sind überzeugend!
In Tschaikowskys Symphonie Nr.5 folgt eine Offenbarung der slawischen Seele, der Unvollkommenheit und Selbstzweifel des einzelnen. Die von der Solo-Klarinette exzellent gespielte sangliche Melodik im ersten Satz der Symphonie (Andante) gleicht einer „völligen Hingebung in das Schicksal“. Hier laufen die Symphoniker Hamburg zur Höchstform, umgarnen das Publikum mit jeder gespielten Note und berühren zutiefst.
Und der Magnet des Abends?
Der Dirigent Sylvain Cambreling: entschieden, eindeutig, zügig, aufmerksam, einladend. Es macht eine große Freude seine Einsätze im Orchester umgesetzt zu sehen: Die Streicher malen Bilder mit breitem Bogen, die Bläser setzen exakt oder spielerisch ein, die Pauken pünktlichst.
Brillante Leistung! Herzlichen Dank dafür.
Elzbieta Rydz, 25. Juni 2019, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at