Foto: Das LUCERNE FESTIVAL ORCHESTRA unter der Leitung von Herbert Blomstedt. Klavier: Martha Argerich. © Peter Fischli / LUCERNE FESTIVAL
Lucerne Festival, 14. August 2020, Arte-Livestream
Ludwig van Beethoven:
Klavierkonzert Nr. 1 C-Dur
Symphonie Nr. 2 D-Dur
Martha Argerich, Klavier
Herbert Blomstedt, Dirigent
Lucerne Festival Orchestra
von Peter Sommeregger
Das Luzern-Festival, in normalen Jahren ein Stelldichein der musikalischen Prominenz und eines höchst anspruchsvollen Publikums, musste diesmal aus bekannten Gründen auf ein Minimum reduziert werden. Den gemeinsamen Auftritt von Herbert Blomstedt und Martha Argerich mit Beethoven als reduziert zu bezeichnen, ist allerdings ein Sakrileg.
Es ist ja nicht das rekordverdächtige Alter Herbert Blomstedts oder die ebenfalls nach Jahrzehnten zählende Erfahrung Martha Argerichs, die dieses Musizieren zum Erlebnis machen. Hier finden sich zwei, die jenseits aller Senioren-Abgeklärtheit frisch, lebendig und geradezu jugendlich stürmisch dem jungen Beethoven Tribut zollen.
Der inzwischen 93-jährige Blomstedt scheint in seiner Zeichengebung noch knapper, sparsamer geworden zu sein, aber das virtuos aufspielende Lucerne Festival Orchestra in reduzierter Besetzung spricht ganz offensichtlich seine musikalische Sprache. Beethovens erstes Klavierkonzert in C-Dur, noch sehr der klassischen Form verhaftet, lässt speziell in den Orchesterpassagen immer wieder einen elegisch traurigen Grundton erkennen.
Martha Argerich setzt in ihrem Spiel dagegen sehr starke, manchmal fast scharfe Akzente, die kurze Kadenz wird höchst energisch ausgeführt. Im sehr breit dirigierten Largo folgt aber auch sie der wehmütigen Grundstimmung. Das abschließende Rondo bringt die Fröhlichkeit in die Musik zurück und lässt die Pianistin ihre Virtuosität und Spielfreude voll zur Geltung bringen. Schier endloser Jubel, aber Argerich lässt sich zu keiner Zugabe bewegen.
Es folgt Beethovens 2. Symphonie in D-Dur, Beethovens bevorzugter Tonart. Rhythmisch akzentuiert und so lustvoll ausmusiziert vom immer noch stehend dirigierenden Herbert Blomstedt, braucht diese Symphonie den Vergleich mit ihren „großen Geschwistern“ nicht zu scheuen. Blomstedt stürzt sich mit Verve in den Kopfsatz, wogegen er das Larghetto sehr breit ausmusiziert – und ihm dadurch viel an tiefer Empfindung verleiht. Menuetto und Trio leiten über zum im Adagio beginnenden und im Allegro molto vivace sieghaft ausklingenden Finale.
Man traut seinen Augen nicht: Der helle, moderne Luzerner Konzertsaal ist bis auf den letzten Platz besetzt. Zwar trägt jeder der Zuhörer eine Maske, aber zumindest riskant erscheint dieses Wagnis doch. Die nachvollziehbare Begeisterung des Publikums wird durch die Masken nicht gebremst, Blomstedt und sein Orchester werden bejubelt. Auch die Verehrung des Orchesters für Argerich und Blomstedt ist deutlich zu sehen. Hier haben sich Vollblut-Musiker gegenseitig beschenkt.
Peter Sommeregger, 14. August 2020 , für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Die Weinviertler Festspiele locken mit großen Wagner-Stimmen
Ein Blinder schrieb diesen Text. Es durfte nur ca. die Hälfte der Plätze besetzt werden. Auf zum Augenarzt, Herr Sommeregger.
Werner
Lieber Herr „Werner“,
blind bin ich tatsächlich nicht, sonst hätte ich Ihren „höflichen“Kommentar gar nicht lesen können. Dieses „ca. die Hälfte der Plätze“ schien mir in der Praxis doch recht großzügig ausgelegt.
Aber so hat jeder eben seine eigene Wahrheit.
Peter Sommeregger