Besser kann das Jahr nicht beginnen!

Neujahrskonzert Wiener Philharmoniker, Franz Welser-Möst  Musikverein, Wien, 30. Dezember 2022

Foto: Wiener Philharmoniker, Franz Welser-Möst © Marco Borrelli

Neujahrskonzert
Musikverein Wien, 30. Dezember 2022

Werke von Johann Strauß (Sohn), Josef Strauß, Eduard Strauß, Carl Michael Ziehrer, Franz von Suppé und Josef Hellmesberger d. J.


Wiener Sängerknaben/Wiener Chormädchen

Wiener Philharmoniker
Franz Welser-Möst, Dirigent

von Herbert Hiess

Unvergessen die Zeiten, wo man den oberösterreichischen Dirigenten Franz Welser-Möst (FWM) manchmal sogar belächelt hat; auch unvergessen, wo er bei den Filmaufnahmen unter Herbert von Karajan im Musikverein assistierte und öfters aufs Podium durfte, um die Philharmoniker zu dirigieren.

Dann waren Jahre an der Staatsoper, wo er das Schicksal vieler Musikdirektoren teilen musste, die auch brutal abserviert wurden. Nicht zuletzt auch aktuell Philippe Jordan in diesem Hause.

Nun hat sich der Maestro so richtig „herausgemausert“ und ist auch mittlerweile ein Liebling der Wiener Philharmoniker; nicht umsonst hat man ihn mit einem dritten Neujahrskonzert geehrt. Und er bestätigt nicht nur den Ruf, sondern toppt ihn geradezu mit einer formidablen Aufführung von Schätzen der Strauß-Familie und Zeitgenossen, die man im Rahmen des philharmonischen Großereignisses noch nie hören konnte.

Dieses Konzert war überhaupt ein Reigen von Neuentdeckungen; bis auf den „Aquarellen“-Walzer von Josef Strauß waren lauter Werke zu hören, die erstmals aufs Notenpult des jährlichen Konzertereignisses kamen. Außerdem war hier der Schwerpunkt auf Josef Strauß, dem jüngeren Bruder von Johann Strauß, gelegt. Manchmal sagt man sogar, dass die Werke von Josef besser als die von Johann seien.

Das Programm begann mit der Polka schnell „Wer tanzt mit“ von Eduard Strauß (manchmal der „schöne Edi“ genannt), die einen sofort in Stimmung versetzte um dann mit dem patriotischen Walzer „Heldengedichte“ fortgesetzt zu werden. Hier war schon die Einleitung ein Ereignis. Die „Zigeunerbaron-Quadrille“ von Johann Strauß (Sohn) bewies wieder die Einmaligkeit dieser Operette.

Der zweite Teil begann mit der bis dato unbekannten Ouvertüre zur Operette „Isabella“ von Franz von Suppé, die einen direkt nach Spanien „beamte“. Ein vom Komponisten so geliebtes Cellosolo war hier nicht zu höre; da gab es nur eine Einlage von wenigen Takten zu hören.

Dann gab es einen Erstauftritt des Chores Wiener Sängerknaben/Wiener Chormädchen, die die Bearbeitung der Polka „Heiterer Muth“ von Josef Strauß sangen; der Chorleiter Gerald Wirth  erstellte diese Bearbeitung und es war eine Freude, dieses Opus so brillant im Goldenen Saal zu vernehmen.

Dass Josef Strauß offenbar ein Faible für Vogelstimmen hat, weiß man von dem Walzer „Dorfschwalben aus Österreich“. Mit dem Walzer „Zeisserln“ (Diminutiv von Zeisige) hört man wieder die lautmalerische Umsetzung der Naturverbundenheit. Hier brillierte vor allem der Flötist Günter Federsel bei der wunderbaren Einleitung.

Mit dem großartigen „Aquarellen“-Walzer von Josef Strauß schloss das offizielle Programm; die obligatorischen Zugaben waren neben dem „Donauwalzer“ und dem „Radetzkymarsch“ ein superber „Banditengalopp“ von Johann Strauß.

Damit reihte sich Franz Welser-Möst unter die Spitzendirigenten dieses Ereignisses; die geliebten Philharmoniker und er ließen für ein paar Stunden die grausigen Weltereignisse verdrängen. So kommt man wenigstens mit einer guten Stimmung ins neue Jahr!

Herbert Hiess, 1. Januar 2023, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

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