So klingt Nozomi – Hoffnung, wenn ich sie in mir spüre

Nozomi – Masako Ohta, Piano, Matthias Lindermayr, Trompete  Schwere Reiter, München, 13. Februar 2025

Ohta, Lindermayr, Nozomi © Mirosław Sadecki-Trampler 

Nozomi – Hoffnung

Der Eingeweihten-Präfix des Applaus’ in diesem Release Konzert ist ein ausgedehntes MMMMH. Das ist der Titel der ersten gemeinsamen Produktion von Pianistin Masako Ohta und Trompeter Matthias Lindermayr. Das neue zweite Album heißt Nozomi – Hoffnung. Die Musik verwirklicht den Titel. Eine Sphäre des positiven Ausblicks umgibt mich im und nach dem Konzert. Live spüre ich die besondere Harmonie der beiden noch so viel unmittelbarer. MMMMH.

Nozomi (2024)

Releasekonzert der Platte

Kompositionen Masako Ohta, Matthias Lindermayr

Masako Ohta, Piano
Matthias Lindermayr, Trompete

Schwere Reiter, München, 13. Februar 2025

von Frank Heublein

An diesem Abend stellen Pianistin Masako Ohta und Trompeter Matthias Lindermayr im Saal der Schwere Reiter Kulturstätte in München ihr zweites Album Nozomi vor.

Die Leiterin der musikalischen Schwere Reiter Sparte Christiane Böhnke-Geisse kündigt das Konzert an. Zuvor aber schweigt sie zusammen mit allen anderen im ausverkauften Saal. Denn es ist der Abend des Tages, an dem ein Mensch in München absichtlich sein Auto in eine Menschenmenge hineingefahren hat, die für mehr Lohn demonstrierten.

Ich erkenne im Moment der ersten zarten Töne, wie anpassungsfähig die Musik vom Duo Ohta-Lindermayr ist. Das erste Stück des Abends und auch auf der Platte ist Hatsuhinode. Es verstärkt meine Gefühle, meine Gedanken. In diesem Moment beschäftigt mich die Situation des Tages. Der Schmerz des für mich Sinnlosen. Lindermayrs Trompete wirkt in diesem Moment als Schmerzverstärker.

Lindermayr, Nozomi © Mirosław Sadecki-Trampler

Gleichzeitig und sehr ambivalent nehme ich eine zarte Harmonie wahr, die durch den Saal schwebt. Die verbindet mich mit den beiden Musikern und all den Menschen um mich herum, die sich der Musik öffnen und damit der verletzlichen Menschlichkeit, die ich darin höre. Der Hoffnung und des positiven Aufbruchs, die in der Musik liegt. Hatsuhinode steht im Japanischen für den ersten Sonnenaufgang im neuen Jahr.

Was ist das eigentlich für Musik? Sie lässt sich nicht eindeutig kategorisieren. Einflüsse aus Jazz und Klassik. Traditionelle japanische Einflüsse. Das Stück Hibari (Lerchen) variiert eine Komposition Ryūichi Sakamotos. Die Musik von Masako Ohta und Matthias Lindermayr formt meine Sphäre. Besondere Momente des Nah-bei-mir-Seins.

Das vierte Stück heißt Shizuku – Wassertropfen. Ich notierte als Stichwort „tropfende Trompete“.  Faszinierend, welche Vielfalt an unterschiedlicher Tonalität Lindermayr ohne zusätzliche Geräte wie etwa einem Dämpfer seiner Trompete entlockt. Atem, Luftströme, Obertöne, entkernte Töne, volle klare Töne, Töne mit einem strömenden Unterbau, der je nach dem den Ton streichelt, bürstet, wirbelt.

Ohta, Lindermayr, Nozomi © Mirosław Sadecki-Trampler

In Niwa packt Pianistin Masako Ohta die Breite ihrer spielerischen Möglichkeiten auf nochmal eine neue Art aus. Sie spielt Schubert, sie spielt Cage. Sie spielt traditionelle wie zeitgenössische japanische Klaviermusik. Wobei japanisch traditionell auch gezupfte Instrumentenformen mit einschließt. Und genau diese Technik setzt sie in Niwa ein. Sie greift in den Flügel. Spielt direkt auf den Saiten. Zupft und schlegelt, dämpft mit Papierrollen. Dazwischen mit Tasten angeschlagene Töne. Lindermayrs Ton schmelzt. Unvermittelt hört es sich so an, als hätte er einen Dämpfer aufgesetzt. Hat er nicht, das macht er mit den Lippen und den Ventilen. So setzt er einen starken Kontrast zu den ungehobelten, schrägen doch zugleich hauchzarten Tönen Ohtas.

Ich atme den Moment des einfachen intensiven Zuhörens, der Andächtigkeit. Meine Gefühle gehen in diesem Moment der wunderbaren Töne auf, formen ein inneres Zutrauen in mir, dass ich mit zärtlichem Glück nur zu eindeutig beschreiben kann.

Ohta, Nozomi © Mirosław Sadecki-Trampler

Trudelutt ist die Zugabe, die die beiden spielen. Das erste Stück der ersten Platte MMMMH, dass die bisherigen Konzerte „eigentlich immer“ eröffnet, wie Matthias Lindermayr sagt. Als Schluss von Nozomi – Hoffnung funktioniert es für mich ebenso wunderbar. Denn es ist eine warmherzige zuversichtliche Eröffnung meines weiteren Abends und Lebens. Kann ich brauchen.

Frank Heublein, 16. Februar 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Richard Strauss, Die Liebe der Danae (1952) Nationaltheater, München, 7. Februar 2025 PREMIERE

Ensemble Phoenix Munich Bayerisches Nationalmuseum, München, 6. Februar 2025

Gaetano Donizetti, La fille du régiment Nationaltheater, München, 22. Dezember 2024

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