¡Viva Beethoven y viva la alegría ­– und erleben Sie die Freude!

Orquesta Sinfónica Simón Bolívar de Venezuela, Gustavo Dudamel, Ludwig van Beethoven, Sinfonie Nr. 3 „Eroica“, Sinfonie Nr. 4,  Elbphilharmonie

Foto: C. Höhne (c)
Orquesta Sinfónica Simón Bolívar de Venezuela
Dirigent: Gustavo Dudamel
Ludwig van Beethoven (1770-1827)
Sinfonie Nr. 3 Es-Dur op. 55 „Eroica“ (1803)
Sinfonie Nr. 4 B-Dur op. 60 (1806)
Elbphilharmonie, 20. März 2017

Von Bianca Heitzer

Dieser zweite Abend des Beethoven-Festivals stand nicht nur im Zeichen des großen Komponisten, sondern auch ganz im Sinne der Freude! Gustavo Dudamel und das Orquesta Sinfónica Simón Bolívar scheinen sich in der Elbphilharmonie warm gespielt zu haben und stecken mit ihrer Freude und Begeisterung die Zuschauer an. Dabei gibt es zwischen Dudamel und dem Orchester keinerlei Grenzen – auswendig dirigierend tippt er in Richtung einzelner Musiker, führt mit tänzerischen, mal scherzhaften Bewegungen und ist dabei durch und durch Teil eines großen Ganzen.

El Sistema, ein Musikprojekt, das der venezolanische Dirigent und spätere Mentor Dudamels, José Antonio Abreu, 1975 ins Leben rief, möchte Kindern und Jugendlichen mithilfe von Musik eine aussichtsreichere Zukunft schenken. Die Idee, dass klassische Musik für alle da ist und keiner Elite vorbehalten sein sollte sowie der Glaube an sensiblere, bessere Gesellschaften durch Musik hat sich mittlerweile auch in Europa und den USA verbreitet. Projekte, die an das Beispiel aus Venezuela erinnern, geben wichtige Impulse und vermitteln die Schönheit von klassischer Musik.

Die war auch im Programm des Abends zu spüren: Los ging es mit Ludwig van Beethovens „Eroica“, seiner 3. Sinfonie in Es-Dur. Ursprünglich sei diese zur Ehren von Napoleon Bonaparte komponiert worden. Dass Beethoven aber das Titelblatt seiner Sinfonie nach dessen Selbstkrönung zum Kaiser zerrissen habe, kann so nicht belegt werden.

Beginnend mit einem energievollen, nach vorne gerichteten allegro con brio voller sehnsuchtsvoller Einwürfe aus den Holzbläsern, ging es über in den zweiten Satz: Große, elegische Bögen in den Geigen, markante, volle Klänge von Seiten der Bässe sowie das melancholische Thema in den Oboen und Fagotten unterstrichen die von Beethoven verwendeten Motive aus den Trauermärschen der Französischen Republik.

Den Übergang zwischen diesem wehmütigen zweiten Satz und dem lebendigen Scherzo meisterte das Orquesta Sinfónica Simón Bolívar mit Bravur! Da hörte man hüpfende staccato-Noten, reine Hornklänge und federleichte pizzicati, die schließlich ins Finale mündeten. Sensationell war an diesem Abend der erste Flötist des venezolanischen Orchesters: Ein klarer, präziser Klang, gemischt mit viel Weichheit, Eleganz und Wärme – das findet man in dieser Form nur äußerst selten.

Viele tolle Momente gab es dann auch nach der Pause: Die 4. Sinfonie, die oftmals als „schlankeres Werk“ zwischen ihren Schwestern Nummer drei und fünf bezeichnet wird, besticht durch zahlreiche kammermusikalische Anklänge sowie durch den Pianissimo-Paukenwirbel im Mittelteil. Nach einem schwerelosen, anmutigen adagio cantabile folgte ein lebhafter melodischer Schlagabtausch zwischen Streichern und Holzbläsern.

Spätestens im rasanten musikalischen Strudel des vierten Satzes war man sich als Zuhörer dann bewusst, dass dieses Orchester nicht umsonst nach dem südamerikanischen Volkshelden Simón Bolívar benannt ist! Energie, Leidenschaft für die Musik, Respekt füreinander und ungebändigte Freude am Musizieren – das kann man hoffentlich auch in den folgenden drei Konzerten noch hören und spüren.

Bianca Heitzer, 21. März 2017,
für klassik-begeistert.de

Ein Gedanke zu „Orquesta Sinfónica Simón Bolívar de Venezuela, Gustavo Dudamel, Ludwig van Beethoven, Sinfonie Nr. 3 „Eroica“, Sinfonie Nr. 4,
Elbphilharmonie“

  1. Oh, da wäre ich wirklich gerne dabei gewesen!
    …aber beim Lesen fühlt es sich ja auch fast ein bisschen so an, als wäre ich es…
    Julia Mittermüller

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