Anna Netrebko ©
Irgendwann ist genug. In Linz hatten pro-ukrainische Stimmen gewirbelt, weil Anna Netrebko bei „Klassik am Dom“ aufgetreten ist. Nachvollziehbar, betrachtet man Netrebkos Vergangenheit in den „Sozialen Medien“. 2014 hatte sie mit Oleh Zarjow posiert, einem prorussischen Separatistenführer in der Ukraine. Danach hat die Russin zurückgerudert, den Krieg verurteilt. Das muss reichen. Das künstlerische Dilemma nämlich: Es gibt (noch) keinen gleichwertigen Ersatz.
von Jürgen Pathy
Eigentlich dachte man, es sei Ruhe eingekehrt. In den Kulturkrieg, der nach dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine vom Zaun gebrochen ist. Russische Künstler standen im „Westen“ unter Dauerkritik. Vor allem diejenigen, die nicht willig waren, aktiv Stellung zu beziehen – und zwar gegen Putin. Deren Karten standen und stehen schlecht.
Kulturkampf
Teodor Currentzis hat das zu spüren bekommen. In Wien hat man ihn vom Programm gestrichen. Valery Gergiev hat es komplett erwischt. Keine Auftritte mehr in Westeuropa. Stattdessen tingelt der 71-jährige Dirigent durch die russische Provinz. Anna Netrebko ist und war ein Wackelkandidat.
Dass sie 2014 mit Oleh Zarjow posiert hat, kann man ihr schon vorwerfen. Einem prorussischen Separatistenführer, der in der Ukraine als Marionette des Kremls galt. Danach hat sie zurückgerudert. 2022 ein Statement veröffentlicht, in dem sich der russische Opernstar deutlich vom Krieg distanziert hat. Zu wenig für einige. Weil das Statement halbherzig erfolgt sei, die Distanzierung zu Putin gar ausgeblieben sei.
Dass Anna Netrebko dabei viel aufs Spiel gesetzt hat, wollen manche nicht sehen. Absagen im „Westen“ hatte es zuvor schon gehagelt. München und New York zum Beispiel, wo man Teile ihrer Anklage vor kurzem zurückgewiesen hat. Wegen Diskriminierung, Verleumdung und Vertragsbruch hatte Netrebko die Metropolitan Opera und deren Manager Peter Gelb geklagt. Von vier Anklagepunkten ist einer übrig geblieben: Geschlechterdiskriminierung.
In Russland stehen ihre Karten nun auch schlecht. Dort gilt sie seit ihrem Statement als Verräterin, die ihrem Vaterland nicht den Rücken stärkt. Eine Zwickmühle für die 52-Jährige, die sich ihre letzten Jahre als Sopranistin sicherlich anders vorgestellt hat.
Der Botschafter der Ukraine
Nun hatte man in Linz erneut zum Boykott gerufen. Ganz vorne mit dabei: Wassyl Chymynez, der Botschafter der Ukraine in Österreich. Grund für den neuerlichen Shitstorm: Anna Netrebko und Ex-Gatte Yusif Eyvazov beehrten den Linzer Hauptplatz mit Arien & Duetten aus Puccinis berühmtesten Opern. Für Chymynez ein gefundenes Fressen, um seine Loyalität zu seiner Heimat in den Vordergrund zu spielen. Das Dilemma bei der Sache: Künstlerisch gibt es einfach (noch) keinen gleichwertigen Ersatz.
Dass Anna Netrebko der letzte Opernstar überhaupt sein dürfte, ist schon traurig genug. Neben Jonas Kaufmann ist die russische Ausnahmesängerin einer aussterbenden Spezies zugehörig. Das hatte Barrie Kosky erst vor kurzem prophezeit. Nach deren Karrieren sei dies „das Ende dieser Tradition von großen Opernstars“. Ein Trauerspiel für den Rang der Oper. Überhaupt, weil Netrebko die einzige ist, die weit außerhalb der Klassikblase vielen ein Begriff ist. Dieser Hiobsbotschaft nicht genug, ist Netrebko außerdem künstlerisch noch unersetzlich.
Netrebko – (noch) reicht ihr niemand das Wasser!
Die Programmpräsentation der Wiener Staatsoper im April 2024 hat’s schamlos aufgedeckt. Anna Netrebko auf der einen Seite. Federica Lombardi auf der anderen. Ein direkter Vergleich, der offengelegt hat, was für Welten da noch dazwischen liegen. Lombardi, 35, brav, unschuldig. Als Mozartsängerin unter den richtigen Fittichen, mit außerordentlicher Tagesform, definitiv ein Gewinn. Das hat sie unlängt unter Currentzis bei den Salzburger Festspielen bewiesen.
Als „Norma“ allerdings, als die sie im Februar 2025 in Wien auftreten soll, ausdrucksmäßig noch heillos überfordert. Ein Schulmädchen, ohne Ecken und Kanten. „Casta Diva“, die weltberühmte Arie, die man von der Callas im Ohr hat. Bei Lombardi verhungert dieses Flehen nach Frieden bereits nach wenigen Phrasen. Verhaltensnote: 1. Hingabe und Leidenschaft aber: 5. Davon konnte man sich bei dieser Sonntags-Matinee ein Bild machen.
Dagegen die Netrebko, 52, – „Suicidio!“, drei Silben waren’s nur, mehr benötigte es nicht, um klarzustellen, wer noch immer die Chefin im Ring ist. Was für ein Statement, welche Kraft, was für ein Ausdruck! Die Arie aus Ponchiellis Oper „La Gioconda“. Eine Frau, die alles verloren hat, gibt sich der Verzweiflung hin. Damit feierte sie einen Riesenerfolg bei den Osterfestspielen in Salzburg 2024.
„Verismo“ auf höchstem Niveau! Die Kunst den Realismus auf die Bühne zu stellen, ohne die Lage zu beschönigen. Kann die Netrebko wie keine andere. Hinzu kommt „Belcanto“, Schöngesang, den sie noch immer beherrscht. Trotz der fortgeschrittenen Karriere. Von den Übergängen in alle Lagen, gar nicht zu sprechen. Die fließen noch immer wie aus einem Guss.
Netrebkos Strauss-Debüt
Deshalb MUSS man Anna Netrebko die Bühne bieten. Muss dem Zuschauer sein Opium liefern, seine Chance, den Hedonismus auszuleben. Das ist der Grund, weshalb die meisten Menschen in die Oper gehen. Tagespolitik hat da wenig zu suchen. Auch, wenn die Sujets oft auf großen Stoffen basieren. Verdis Schiller & Shakespeare Vertonungen seien da erwähnt. Den Großteil juckt das aber nicht.
Im Grunde bleibt Oper, speziell Verdi, recht simpel. Tenor liebt Sopran, Bariton hat was dagegen. Dem können Wagnerianer natürlich widersprechen. Ja – der „Ring“ hat andere Dimensionen. Den singt die Netrebko nicht. Dafür bald ihre erste Strauss-Partie. „Ariadne auf Naxos“, im Januar 2025 an der Wiener Staatsoper. Weil sie „challenges“ mag und meint: „It feels very good for my voice“. Die Vermutung, Bogdan Roščić sei damit nur auf Schlagzeilen aus, ist nicht unbegründet. Im italienischen Repertoire wäre die Netrebko eine Bank. Richard Strauss ist ein Risiko. Das könnte nach hinten losgehen.
Jürgen Pathy (klassikpunk.de), 3. September 2024, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Mit Verlaub: sehr viel Opernfreunde verzichten gern auf das affektierte Getue, das sie als „Schauspielerei“ auszugeben versucht. Erst jüngst in Verona war in der TOSCA zu sehen, dass Anna Netrebko die Rolle bzw. die jeweilige Textpassage nicht zu verstehen scheint… Mit langem Ausdehnen gut gelungener hoher Töne (gegen die Partitur!) ist das nicht wett zu machen. Übrigend hatte sie ca. 3 Wochen Extratraining bei Pappano, dass sie als Gioconda überhaupt auf die Bühne konnte; erst im 4. Akt war rollendeckendes Singen und Agieren auszumachen, zuvor herumirren auf der Bühne und unausgegorener Gesang.
Eine Diva, die sich in pubertären Posen im Netz präsentiert, braucht auch niemand. Auch mehrfacher Kleiderwechsel in einem Open Air, wie in Linz praktiziert, ist kein Qualitätsmerkmal.
Und was Ariadne betrifft: man sollte sich ihren Versuch, die „4 letzten Lieder“ vorzusingen, anhören. Ihr Verständnis für Strauss ist endenwollend .
Diven sind nicht mehr zeitgemäß, gute SängerInnen schon.
Waltraud Becker
Brava! Mir aus dem Herzen geschrieben!!
Sheryl Cupps
Man weiß erst zu schätzen, was man hatte, wenn es vorbei ist. In 10 Jahren wird man dieser Zeit nachtrauern. Netrebko, Kaufmann & Co werden fehlen wie das Salz in der Suppe. Davon bin ich überzeugt – egal, wie sehr wir sie heute noch schelten.
Jürgen Pathy
👏
Anton Polagnoli
Pathy hat keine Ahnung. Was man hier schrieb (Kommentare) trifft die Wahrheit genau. Netrebko ist abgeschliffen, wie auch Kaufmann. Beide haben eine unangenehme Arroganz. Beide hat man stets überschätzt. Netrebko scheint oft auch nicht zu wissen, was sie singt. Ihr Gehabe und Getue und, früher verstärkt, ihre dauernden Shopping-Berichte entlarvten sie als russische Nouvelle-riche, Neureiche, die den Protz nicht lassen können. Viele Menschen mit Kultur fuhren schon seit Jahren nicht mehr dorthin in Urlaub (Orte und Hotels), die von dieser Art Russen stark frequentiert wurden.
Ich will hier keine Liste anfügen, jedoch könnte ich Herrn Pathy, der oft sorglos schwärmt, viele Namen nennen, die ich Netrebko fachlich vorziehen würde.
Abgesehen von bestimmten Rollen: Das größte Ereignis heutzutage ist die 36-jährige Nadine Sierra. Es gibt schlicht nichts, was sie nicht konkurrenzlos singen kann. Hinzu kommt herzerfrischende Natürlichkeit, grandioses Spiel, jedes Wort sitzt und sie versteht jedes Wort. Wie gesagt, ein Ereignis ohnegleichen. Netrebko, nein danke, wer sich an Kinder- und Völkermörder kuschelt, sollte ignoriert werden.
Franco Bastiano, Paris Vième
Sehr geehrter Herr Bastiano,
von Nadine Sierra wird man sich die Tage an der Wiener Staatsoper ein Bild machen können. Neben Saimir Pirgu singt sie die Julia in Gounods „Roméo et Juliette“. Die Vorfreude ist groß. An der Met hat Sierra schon an der Seite von Bernheim die Partie gesungen. Dank „Met im Kino“ war man in Österreich via Leinwand live dabei.
Jürgen Pathy
„…abgeschliffen…“. Natürlich ist sie das. Netrebko ist keine Nachwuchshoffnung, sie ist als Sopran mit 52 in der Zielgeraden ihrer Karriere. Die sollte man würdigen. Nicht durch stetiges Bashing und zwanghafter Verwicklung von Tagespolitik und Oper versuchen, einem jähen Ende hinzuführen. Das wird einer Größe wie DER Netrebko nicht gerecht.
Dass sie abseits der Opernbühne ein Leben führt, das der hochintellektuellen Opernszene nicht adäquat erscheint, ist Nebensache. Der Einfluss von Kunst auf die Welt wird überschätzt. Ich denke auch nicht, dass Musik oder Kunst die Welt besser macht. Das sind philosophische Ergüsse, um sich selbst eine Legitimation zu erschaffen, die alle Subventionen gerechtfertigt. Hitler hat bei Wagners Musik Tränen gelassen, nur so nebenbei erwähnt. Kunst – vor allem Musik – ist reiner Genuss, der wirtschaftlich einen profitablen Wurm hinter sich herzieht (Tourismus, Nächtigungen, Gastronomie etc). Brot und Spiele halt. Das muss man dem Volk schon geben. Alles andere ruiniert nur den Effekt!
Jürgen Pathy
Bravo! Auch Sie schreiben mir aus dem Herzen!! Den Nagel haben Sie bereits im ersten Satz auf den Kopf getroffen, denn Herr Pathy ist zu jung, um all das zu kennen, was ich mit meinen 78 Jahren erlebt habe. Aber was m.E. noch ärger ist: Er ist nicht gewillt dazu zu lernen. Das weiß ich aus einem online-Austausch mit ihm. Ich gab dann auf nach dem Motto: Der Gescheitere gibt nach…
Sheryl Cupps
Guten Morgen, Herr Bastiano,
es wäre wirklich sehr freundlich, wenn Sie wenigstens die einfachen Formen der Höflichkeit wahren.
Sie dürfen anderer Meinung sein und dies mit der Welt zu teilen ist völlig ok.
Der Satz: „Pathy hat keine Ahnung“ lässt allerdings auf eine sehr schlechte Kinderstube schließen. Ein schlichtes „Herr“ vor den Namen zu setzen, werden Sie doch wohl hinbekommen! Und über jemanden, der anderer Meinung ist, zu schreiben, er habe keine Ahnung, ist eine Form von Arroganz, die aber irgendwie zu „dem Namen ohne Anrede“ passt.
Es zeugt nicht von menschlicher Größe, wenn man sich groß macht, indem man andere klein macht!
Freundliche Grüße,
Kathrin Beyer
👍
Anton Polagnoli
Ich amüsiere mich über die diversen kleinkarierten negativen Stellungnahmen!!!
Auch mit 78 Jahren (Frau Cupps) muss man nicht unbedingt ordentlich hingehört und -gesehen haben!!!
Da kann ich unendlich viele Beispiele zitieren!!! Ich nehme ja erst seit 1958 am Opergeschehen teil und weine heute noch um jede große Persönlichkeit! Ich wüsste heute keine!!!, außer Frau Netrebko!!!,
Leider sind die heutigen Sänger und Sängerinnen technisch zwar sehr gut ausgebildet, jedoch völlig seelenlos. Sie retten sich in widersinnigen Regien, ohne jemals die Rolle zu verstehen, was natürlich bei diversen Regisseuren kein Wunder ist!
AUF DEM TEPPICH BLEIBEN!!!
Karl Bauer
Der wohl ausgewogene Beitrag von Herrn Pathy sollte bei all der Anti-Netrebko-Manie in den Medien (zum Glück langsam im Abklingen) ein wenig zum Nachdenken anregen.
Sofort nach Ausbruch des Ukraine Krieges verlangten Repräsentanten aus Ländern. in denen die Cancel-Culture dominant ist (insbesondere Deutschland und USA) eine Distanzierung von Putin und seinem Krieg von Gergiev und Netrebko, nicht aber von vielen anderen, denen gleiches vorgeworfen werden könnte. Wer das russische System kennt weiß, dass Gergiev alles, was er im russischen Kulturkreis aufgebaut hat, sofort verloren hätte und er sofort auswandern müsste. Über seine Familie ist nichts bekannt, bekannt aber ist im Fall Netrebko die Mutter und weitere nähere Angehörige. Sie wären nach einer entsprechenden Stellungnahme von Anna Netrebko einem Druck der Behörden und des Geheimdiensts ausgesetzt gewesen. Es gibt einige wenige Fälle, die es in die Medien geschafft haben, wenn auch nicht auf vordester Seite, in denen nach kritischen Äußerungen von einigen Künstlern und anderen deren Familien einem permanenten Druck ausgesetzt waren. Ein Aspekt, der im Fall Netrebko überhaupt nicht thematisiert wurde. In dem immer wieder zitierte Fall der Spende Netrebkos an ein Opernhaus im Donbas (mit Foto in den Medien) wurde Netrebko meiner Meinung nach instrumentalisiert (kann man ihr vorwerfen), aber zu dem Zeitpunkt gab es keinen Krieg und die Spende diente nicht militärischen Zwecke. So richte jeder, wie er meint.
Leider wird das Anti-Netrebko-Bashing noch mit teilweise unsachlichen Argumenten über Netrebkos künstlerische Fähigkeiten angereichert. Ist Netrebko irgendwo aufgetreten und ein Kritiker berichtet darüber, tauchen in den Foren Teilnehmer auf, die man sonst nie in dieser Zeitung sieht. So etwa im Der Standard, wo normalerweise Diskusionskultur herrscht, im Fall Netrebko aber sprachlich unter jeder Würde.
Ich vermisse in manchem Kommentar hier Sachlichkeit und sehe Ablehnung der Person Netrebkos aus verschiedenen Gründen. Wenn man ihre Stimme nicht mag, ok. Es gibt auch Leute, die an der Callas was auszusetzen haben. „Abgeschliffen“ alleine ist stimmtechnisch nicht einzuordnen. Sehr wohl aber wenn Herr Pathy über die „Übergänge in allen Lagen“ spricht, was ich selbst z.B. bei nahtlosen übergängen in einer Oktave (Arie der Elisabetta) an der Scala erlebt habe. Dazu kommt eine ausgeprägte Piano Kultur und perfektes messa di voce. Alles was für Belcanto und Verdi wichtig ist.
52 Jahre alt, na und. Krassimira Stoyanova ist 62, hat kürzlich eine beachtliche Aida an der Semperoper gesungen und wird im Mai an der Wiener Staatsoper die Leonora im Troubadur singen. Edita Gruberova hat auch lange gesungen. Ja, Stimmen verändern sich über die Jahre, bei Frauen häufig auch in der Menopause, dafür kommen oft neue Aspekte dazu, wie eine wunderbare Tiefe bei Frau Netrebko.
Ich bin übrigens 81, habe mehrere hundert Opernaufführungen erlebt, habe eine riesige Sammlung an Aufnahmen, und habe seit 1960 außer der Callas alle großen „Diven“/Soprane, Mezzos, Baritone und Bässe auch live erlebt.
Nochmals herzlichen Dank an Herrn Pathy für den Beitrag.
Michael Tauber
So leid es mir tut, aber Frau Netrebkos Mutter ist vor einer langer Zeit verstorben. Ihr Vater lebt ebenfalls nicht mehr (+2021). Ihre Schwester ist in Dänemark verheiratet und ihr Sohn lebt – wie sie selbst – in Wien und Dubai.
Da hat sie freie Hand.
Wer sich für Russland entschieden hat, ist Ildar Abdrazakov. Der hat umfangreiche nahe Familie dort (Frau, Kinder, Exfrau(en) und deren Kinder; über Eltern ud Geschwister weiß ich nichts). Er wird nur ganz selten im Westen engagiert, singt aber fleißig in Russland.
Bei dem ursprünglichen Artikel ging es um Netrebko als „letzte Diva“. Diven (weiblich wie männlich) sind entbehrlich. Anna Netrebko versucht als Einzige, dieses Relikt aus längst vergangenen Zeiten vorzugaukeln.
Waltraud Becker
Sehr geehrte Frau Becker,
danke für das Update. Der Tod von Netrebkos Vater ist mir bekannt, nahm aber an, dass die Mutter noch lebt. Schwester in Dänemark war mir auch bekannt. Abdrazakov wurde erst viel später zum Problem, er hat sich meines Wissens freiwillig aus den westlichen Verpflichtungen zurückgezogen. Ändert nichts daran, dass ich das von Herrn Pathy angesprochene Bashing aus vielen Gründen ablehne, und nicht nur dieses. Für mich ist Frau Netrebko keine Diva sondern eine wunderbare Sängerin. Und da bin ich nicht der Einzige.
Michael Tauber
Vergessen wir nicht die angeblühte ‚Diva‘ Angela Gheorghiu, die, sobald sie die Bühne betritt (selten, denn sie ist schwierig), ins Neunzehnte Jahrhundert verfällt und gestisch an Sarah Bernhardt erinnert, die in ihrer Zeit groß war.
Übrigens: Onkel und Tanten, Schwestern und Verwandte von Sängern stehen hier nicht zur Debatte. Meine Vorbehalte gegen die Sängerin gab es schon lange vor der Ukraine-Krieg. Eine Stimme überzeugt nur dann, wenn sie die Geschichte wahrhaft überträgt. Es genügt nicht, schön zu singen (wenn auch die Netrebko Töne oft anschleift), man muss vermitteln, glaubwürdig, dass man weiß, was man singt und spielt. Bei Netrebko ist das ein Manko, weshalb alles auswendig gelernt wirkt. Mehr nicht.
Übrigens: sehr direkt zu reden ist mir nach 50 Jahren Arbeit für die Oper wichtig und ehrlich. Und Kinderstube? Da fällt mir besonders der expressive Liedzyklus Kinderstube von Mussorgski ein. Sonst nichts.
Franco Bastiano
Paris V-ième
Wie wahr…
Waltraud Becker