Szymanowski top, Strauß flop: Das Hamburger Staatsorchester begeistert mit spätromantischer Kammermusik in der Elbphilharmonie

Philharmonisches Kammerkonzert  Elbphilharmonie, 25. Februar 2024

Foto: Kammerkonzert EPKS (c) Claudia Hoehne

Auch die Mitglieder des  Hamburger Staatsorchesters können der hiesigen Johann-Strauß-Euphorie-Welle nicht entkommen und ehren mit einem schmackhaften Kammermusikprogramm den Walzer-König in der Elbphilharmonie. Am besten geraten allerdings zwei Quartette von Gustav Mahler und Karol Szymanowski.

Elbphilharmonie Hamburg, 25. Februar 2024

Mitglieder des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg

Rupert Burleigh, Harmonium
Gottlieb Wallisch, Klavier

Werke von Johann Strauß (Sohn), Arnold Schönberg, Gustav Mahler und Karol Szymanowski

von Johannes Karl Fischer

Die Wiener-Walzer-Stimmung schwappt ans Elbufer herbei:  Aufspielen tut nun auch das Hamburger Staatsorchester mit drei der populärsten Werke des Walzer-Königs Johann Strauß. Schwungvoll brachten sie den Kleinen Saal der Elbphilharmonie in Stimmung, die Streichinstrumente ließen die Rosen aus dem Süden auch im winterlich frischen Hamburg blühen. Wie eine schöne Begleitung zur morgendlichen Kaffeestunde. Fehlt nur die Melange!

Bei „Wein, Weib  und Gesang“ oder dem genannten Werk „Rosen aus dem Süden“ kann man eigentlich auch nicht viel falsch machen. Diese Melodien wird der eine oder die andere sicher beim Mittagessen nachsummen – wenn sie es nicht schon auf dem Weg ins Konzert getan haben sollte.

Wunderbar, und das Harmonium sorgte mit seinem drehorgelartigen Klang auch noch für gemütliche Caféhaus-Stimmung! Leider taten sich die Musiker schon mit den musikalisch etwas anspruchsvolleren Walzer-Einleitungen sichtlich schwerer. Da waren einfach zu viele Intonationsprobleme, einige scheinen oftmals recht fix in ihr Notenheft zu starren.

Foto: Kammerkonzert EPKS (c) Claudia Hoehne

Ich finde eigentlich, bei einem Orchester, welches sich gerne mit Gesangsgrößen wie Klaus Florian Vogt, Erwin Schrott und Ekaterina Gubanova schmückt, reicht das nicht. Da könnte man ruhig auch mal die musikalische Tiefe dieser Werke etwas zum Schein bringen, nicht bloß eine ohrwurmwürdige Melodie nach der anderen auf den Tisch legen. Webern, Berg und Schönberg werden diese Werke sicherlich nicht nur wegen ein paar Schrammelmusik-Schlagern arrangiert haben.

Apropos Schönberg… die etwas maue Stimmung setzte sich leider auch in dessen beiden Streichquartettsätzen fort. Das eigentlich flotte Presto klang – wie auch das Scherzo – recht gemächlich. Es plätscherte halt so dahin. Eine Besucherin sagte in der Pause: „Das Programm war sehr schön“.  Auch die Musik war in Ordnung, nur halt nicht mehr.

Vielleicht war auch mein Gehör verstimmt. Oder verwöhnt. Oder beides, so mein Gedanke, als ich mich nach der Pause für Mahler und Szymanowski wieder auf meinen Platz setzte. Etwas anspruchsvollere, deftigere Werke. Doch ich traute meinen Ohren nicht: Kaum erklang der erste Akkord von Gustav Mahlers rar gespieltem Klavierquartettsatz, strömte wieder wunderbare Musik in meine Ohren. Da war Emotion drin, das hat einen mitgenommen. Das Quartett spielte mit einer Stimme und navigierte sicher auch durch die tonal leicht schrägen musikalischen Gassen von Karol Szymanowskis erstem Streichquartett. So nach dem Motto: „Das können wir jetzt mal ernst nehmen“.

Foto: Kammerkonzert EPKS (c) Claudia Hoehne

Mein Gehör war nicht verstimmt. Die zweite Hälfte war einfach besser als die erste, vielmehr mit einer Stimme gemeinsam musiziert. Ich denke, auch in den Walzern wäre mehr drin gewesen. Naja, die wunderschönen Strauß-Melodien sind trotzdem in meinem Ohr trotzdem angekommen. Am Ende gab’s fleißig Applaus, das Publikum war anscheinend zufrieden.

Im Moment beherrscht ja eine regelrecht Johann-Strauß-Euphorie die Hansestadt. In zwei Wochen steht der Walzer-König bei den Symphonikern auf dem Programm, im April beim NDR Elbphilharmonie Orchester. Es bleibt spannend, welches von den drei Hamburger Spitzenorchester da am besten abschneidet.

Johannes Karl Fischer, 25. Februar 2024 für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Wiener Johann Strauss Orchester, Dirigent Johannes Wildner Elbphilharmonie, 3. Februar 2024, Matinee

Die Fledermaus, Musik von Johann Strauß Wiener Staatsoper, 31. Dezember 2023

Johann Strauß, Die Fledermaus Nationaltheater, München, 28. Dezember 2023

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert