Elīna Garanča, Yonghoon Lee, Foto: Wiener Staatsoper / M. Pöhn ©
Wiener Staatsoper, 11. März 2019
Pietro Mascagni, Cavalleria Rusticana
von Lothar und Sylvia Schweitzer
Der Vorhang geht auf, das Bühnenbild (Jean-Pierre Ponnelle) erinnert uns an unseren Sommerurlaub auf Sardinien und an Malta. Etwas zu eng für die Bühnenbreite der Wiener Staatsoper. Es ist ein Fest der dunklen Frauenstimmen. Zum zweiten Mal hören wir Svetlina Stoyanova, diesmal als Lola und sind jetzt überzeugt, dass die Wiener Oper mit ihr eine gute Wahl getroffen hat. Bei Zoryana Kushpler war ja die Vorfreude auf ihre Mutter Lucia schon groß, und wir wurden von ihrer Härte und Strenge gepackt. Und dann Elīna Garanča, der eigentliche Beweggrund unsres Opernbesuchs. Ihr Rollendebut im Haus und eine derart eindrucksvolle schauspielerische Gestaltung! Von ihrem herrlichen („hehren“), nicht mehr schöner denkbaren Gesang einmal ganz abgesehen!
Eigentlich sollte der Abend mit ihrer Santuzza den Höhe- und Endpunkt bilden. Auch wenn die Strauss´sche „Salome“ mit 105 Minuten Spieldauer um die Hälfte länger und abendfüllender ist, wir haben den anschließenden Einakter Ruggero Leoncavallos als störend empfunden. Eigentlich passen die beiden Kurzopern nicht zusammen. Wir haben die beiden Werke schon anders und besser kombiniert erlebt. Yonghoon Lee als Turiddu bietet eine ansprechende Mittellage, die Höhen kommen kraftvoll, verlieren aber an Schönheit. Wir haben mit der Persönlichkeit und Ausstrahlung von Paolo Rumetz (Alfio) immer wieder Schwierigkeiten. Den Dirigenten wollen wir erst mit dem zweiten Teil des Abends besprechen.
Ruggero Leoncavallo, Pagliacci
Die Kulissen werden gedreht, es bleibt bei demselben Ambiente. Mittelmaß ist das Charakteristikum der zweiten Hälfte des Abends. Schon George Peteans Prolog beeindruckt nicht, Fabio Sartori lässt mit seinem „Vesti la giubba“ keine Emotionen aufkommen, Marina Rebekas Nedda rettet den Einakter ebenfalls nicht. Der vielseitige Jörg Schneider muss sich mit der Wurzen (der wenig umfangreichen Rolle, A.S.) des Beppo begnügen. Am Interessantesten fanden wir noch Igor Onishchenko als Liebhaber Silvio. Wir werden sehen, wie er sich weiter entwickelt. Der Brite Graeme Jenkins lässt mit dem Orchester der Wiener Staatsoper leider nicht genügend Stimmung aufkommen.
Wir fragen uns, wieso diese Oper eine so große Popularität erreichen konnte. Im Vergleich zur „Sizilianischen Bauernehre“ sehen wir heute, nach jahrzehntelanger Opernerfahrung Leoncavallos Werk vordergründig und psychologisch nicht so in die Tiefe gehend. Dafür schätzen wir seine „La Bohème“, in der im Gegensatz zu Puccini Verismus nicht romantisiert wird.
Nächste Aufführungen: 15. März, 18. März und 23. März, jeweils 19 Uhr.
Lothar und Sylvia Schweitzer, 13. März 2019, für
klassik-begeistert.de
Das Ehepaar Schweitzer schreibt regelmäßig für die sehr empfehlenswerte Zeitschrift „Der neue Merker“ aus Wien.
Wir haben den Abend und die zwei Opern zu unserem Glück völlig erlebt!
C. Jacobi