Hamburgische Staatsoper, 11. April 2017
von Ricarda Ott
Das Programm für die kommende Spielzeit der Hamburgischen Staatsoper ist da. Der Intendant Georges Delnon, der Ballettintendant und Chefchoreograf John Neumeier und der Generalmusikdirektor und Chefdirigent des Philharmonischen Staatsorchesters Kent Nagano haben am Dienstag die Spielzeit 2017/18 verkündetet – klassik-begeistert.de war dabei und verlost zwölf Tickets für die laufende Saison.
Mit Richard Wagners Parsifal eröffnet am 16. September 2017 ein langjähriges „Wunschstück“ der Verantwortlichen die neue Spielzeit. Für die Regie der Neuproduktion konnte Achim Freyer gewonnen werden – und mit Andreas Schager als Parsifal und Wolfgang Koch als Amfortas auch „Bayreuth-erprobte“ Spitzensänger. Wie auch im letzten Herbst ist die öffentliche Übertragung der Eröffnungspremiere am Jungfernstieg vorhergesehen, ein großes Musikspektakel für die Hansestadt.
Am 29. Oktober 2017 wird dann erstmals auf der Hamburger Bühne Claudio Monteverdis Il Ritorno d’Ulisse in Patria als Übernahme der Züricher Produktion in der Regie von Willy Decker zur Aufführung gebracht. Selten aufgeführtes Material vom großen Meister, dessen Geburtstag sich in diesem Jahr zum 450. Mal jährt, bevor am 28. Januar 2018 der nächste Paukenschlag wartet: Ludwig van Beethovens einzige Oper Fidelio in einem ersten gemeinsamen Projekt zwischen Delnon (Regie) und Nagano (musikalische Leitung): ein „persönliches Highlight“ für letzteren. Nach Hector Berlioz‘ Les Troyens und Gioachomo Rossinis Guillaume Tell in der aktuellen Spielzeit beschließt Beethovens Freiheitsoper eine Trilogie mit politisch hochbrisanter Aktualität. Und auch hier wird man musikalisch allen Grund zur Freude haben: Simone Schneider wird die Leonore geben und Christopher Ventris den Florestan.
Am 11. März 2018 feiert dann Giuseppe Verdis Messa da Requiem in einer szenischen Umsetzung durch den an die Staatsoper zurückkehrenden Calixto Bieito Premiere. Musikalisch darf man sich hier auf ein tolles Solistenensemble freuen (Maria Bengtsson/Sopran, Nadezhda Karyazina/Mezzosopran, Dmytro Popov/Tenor und Gábor Bretz/Bass) und auf den Chor unter der Leitung von Eberhard Friedrich.
Die Premiere der Messa da Requiem wird gleichzeitig auch die Eröffnung der Italienischen Opernwochen markieren, die ganz im Sinne traditioneller Opernfestwochen vom 11. März bis zum 17. April 2018 die schönsten italienischen Opern des Repertoires mit herausragenden internationalen Sängerinnen und Sängern präsentieren: Kristine Opolais und Massimo Giordano als Cio-Cio San und B. F. Pinkerton in Madama Butterfly von Giachomo Puccini, Ailyn Pérez als Violetta Valéry in La Traviata von Verdi, Angela Gheorghiu und Anja Harteros als Floria Tosca und Jonas Kaufmann als Mario Cavaradossi in der Oper Tosca von Puccini. Nagano bezeichnet Kaufmann als einen „alten Freund“ von repräsentativer Sonderqualität, den er allerdings auch schon kannte „bevor er der Jonas Kaufmann war“, so der Dirigent. Sollten diese Weltstars tatsächlich den Weg nach Hamburg finden, stehen dem Publikum hier unvergessliche Abende bevor.
Spannend wird sicherlich auch das Auftragswerk Frankenstein von Jan Dvorak, das im Rahmen des Musikfestes Hamburg am 20. Mai 2018 in der Kulturfabrik Kampnagel unter der Regie von Philipp Stölzl uraufgeführt wird sowie Peter Ruzickas gleichnamiges Werk über den Philosophen Walter Benjamin, ebenfalls ein Auftragswerk der Staatsoper, das am 3. Juni 2018 im großen Haus durch den Komponisten Premiere feiern wird (Regie führt die Librettistin Yona Kim).
Als Wiederaufnahmen stehen neben Alban Bergs Wozzeck in der Inszenierung von Peter Konwitschny und Charles Gounods Faust in der Regie von Andreas Homoki auch noch zahlreiche weitere Aufführungen auf dem Spielplan der kommenden Saison.
Reichhaltigkeit in vielerlei Hinsicht, so Delnon, sei ein ganz wichtiges kulturpolitisches Stichwort für die Hamburger Staatsoper, an dem man unbedingt festhalten wolle. Bei der Realisierung dieses reichhaltigen Programms setze er deshalb neben hochkarätigen Namen immer auch auf Jungtalente und auf die vielseitigen Förderprogramme der Staatsoper.
Auch diese 190. Konzertsaison der Philharmoniker gibt Anlass zur Vorfreude. Zwischen Musiktradition und -innovation der Stadt Hamburg sieht sich das Philharmonische Staatsorchester als Spiegel der Gesellschaft und will die großen Komponisten der Musikgeschichte in der innovativen Umgebung der Elbphilharmonie neu interpretieren: großen Meistern wie Johannes Brahms, Anton Bruckner, Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart, Franz Schubert, Robert Schumann und Richard Strauss werden jeweils vollständige Philharmonische Konzertprogramme gewidmet. Dabei soll die intensive und konzentrierte Auseinandersetzung innerhalb dieser Porträtkonzerte ein immer stärker werdendes neues Band zwischen Orchester und Publikum knüpfen.
Dass er gerade erst am Beginn dieser spannenden Auseinandersetzung stehe, erklärte uns Kent Nagano in einem Interview: „Die Architektur der Elbphilharmonie ist ein Wunder – fantastisch. Und auch die Akustik ist ein Wunder. Ich habe zwar selber erst zwei Konzerte im Großen Saal gegeben, aber ich bin sehr oft bei Proben dabei, um besser verstehen zu können, wie dieser Saal klingt und herauszufinden, wie man am besten spielen sollte. Und das ist ein ‚learning process‘, der bestimmt zweieinhalb bis drei Jahre dauern wird.“
Wir dürfen gespannt sein, welche Klänge Nagano und die Gastdirigenten den Musikerinnen und Musikern entlocken werden.
Auch John Neumeier präsentierte wieder zahlreiche spannende Projekte mit dem Ballett der Staatsoper. Klassik-begeisterte dürfen sich hier wohl vor allem auf Neumeiers Neuproduktion Beethoven-Projekt (Arbeitstitel) freuen, die im Sommer 2018 Premiere feiert und sich intensiv mit der Musik des großen Komponisten auseinandersetzen wird.
Positiv bewerten darf man schon jetzt die Zuversicht und den Mut, mit dem sich das Team um den Intendanten der verantwortungsvollen Aufgabe entgegenstellt, Musiktheater in Zeiten immer wichtiger werdender Auslastungszahlen zu schaffen. Frei nach Naganos Motto „just don’t give up“ scheint man sich ehrlich dafür einsetzen zu wollen, der kulturinteressierten Öffentlichkeit ein stetig breiter werdendes Opernrepertoire zu präsentieren.
Passend zum neuen Programm verlost klassik-begeistert.de 2x je zwei Karten für die folgenden Aufführungen in der Hamburgischen Staatsoper:
- 2 x 2 „Dialogues des Carmélites“ von Francis Poulenc am Freitag, 21. April 2017, 19 Uhr
- 2 x 2 „Erzittre, feiger Bösewicht!“ (Musiktheater für Jugendliche nach W. A. Mozart) am Dienstag, 25. April 2017, 19 Uhr
- 2 x 2 „Die Frau ohne Schatten“ von Richard Strauss am Donnerstag, am 4. Mai 2017, 18 Uhr
Um an der Verlosung teilzunehmen, beschreiben Sie uns einfach bis zum Sonntag, 16. April 2017, 24 Uhr, Ihr schönstes Klassikerlebnis. Die Länge des Textes bestimmen Sie. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Bitte schreiben Sie eine Mail an . Die interessantesten Beiträge werden auf klassik-begeistert.de veröffentlicht.
klassik-begeistert.de, 11. April 2017