Programm-Präsentation des Gstaad Menuhin Festival 2021

Programm-Präsentation des Gstaad Menuhin Festival 2021  klassik-begeistert.de

Foto: Juan Diego Flórez, der beim 65. Gstaad Menuhin Festival berühmte Arien singen wird  © Manfred Baumann

von Jürgen Pathy

Der Krise kann man auch was Positives abgewinnen. Davon ist Christoph Müller überzeugt. Der künstlerische Leiter des Gstaad Menuhin Festivals, dem er seit über 20 Jahren verbunden ist, sagt: „Jetzt erst wird den Menschen bewusst, wie selbstverständlich es gewesen ist, dass es Konzerte gibt!“ Denn zurzeit ist nichts, wie wir es gewohnt sind.

Letzte Saison musste das Gstaad Menuhin Festival abgesagt werden. Die Präsentation des diesjährigen Programms findet digital statt, per Videobotschaft. Die Ursache ist bekannt: Corona. „Umso mehr freuen wir uns, im Sommer 2021 wieder Live-Konzerte erleben zu können“, verkündet Müller voller Optimismus. Beim 65. Gstaad Menuhin Festival, das vom 16. Juli – 4. September stattfindet, locken wieder große Namen: Von Valery Gergiev über Juan Diego Flórez bis hin zu Jazz-Altmeister Chick Corea, der in den Schweizer Bergen seinen 80. Geburtstag feiert.

Sicherheit und Gesundheit haben oberste Priorität

Die Gesundheit hat Vorrang. Die Kirchen, in denen viele der insgesamt rund 45 Konzerte stattfinden, werden im Sommer 2021 maximal zu 50 Prozent belegt. Pausen: Fehlanzeige. Um die Publikumsbewegungen zu minimieren, begründet Christoph Müller die Restriktionen. Einzelne Konzerte, die in den Kirchen stattfinden, werden doppelt gespielt. Vermutlich, um einer größeren Anzahl von Besuchern Zutritt zu gewähren.

Foto: Die Kirche Saanen, die vom bezaubernden Ambiente der Schweizer Berge umgeben ist© Raphael Faux

Fünf Konzerte mit größeren Ensembles werden von Beginn an ins Festival-Zelt in Gstaad verlegt, wo die Kapazität auf 700 Personen beschränkt wird. Zumindest bei diesen Konzerten. Die Sinfonie-Konzerte, die ebenfalls im Festival-Zelt stattfinden, dürfen hingegen vor bis zu 1200 Personen gespielt werden (gegenüber 1800 in normalen Zeiten). Um die notwendigen Abstände zwischen den Besuchergruppen zu wahren, wird es blockierte Plätze geben. In Summe ein Sicherheitskonzept, das sich auch andernorts bewährt hat.

Ein Sommer als Hommage an London

Der Schwerpunkt des 65. Gstaad Menuhin Festival liegt auf London. Zu Ehren von Lord Yehudi Menuhin, der das Festival 1957 aus dem Boden gestampft hat. In London ließ sich Menuhin mit seiner zweiten Ehefrau nieder.

Die Bandbreite des Festivals 2021 reicht von Purcell bis zu den Beatles und zur Uraufführung einer Auftragskomposition. Dafür versammeln sich unter anderen Anne Sofie von Otter, Thomas Hampson, Hélène Grimaud, Julia Fischer und Valery Gergiev. Zudem gibt es, ganz im Geiste Menuhins, ein Academy-Angebot, Entdecker-Programme für Familien und das ganzjährige „Gstaad Digital Festival“.

Foto: Valery Gergiev und das Mariinsky Orchester spielen Prokofjew, Mendelssohn und Sibelius © Marco Borggreve

Fast schon zu den Stammgästen zählen Sol Gabetta, Patricia Kopatschinskaya und Jaap van Zweden, der das Gstaad Festival Orchestra leiten wird. Außerdem beehrt eine ganz Große wieder die Bühne. Maria João Pires, die portugiesische Pianistin, die ihre Konzertlaufbahn offiziell eigentlich schon beendet hatte, spielt Beethoven und Chopin. Weiters zu erwähnen: Khatia Buniatishvili, Alice Sara Ott, Bertrand Chamayou und Daniel Hope, der 3 Kammermusikkonzerte (u.a. Elgar, Britten) spielen wird.

Ergänzt wird das Programm durch eine Opernproduktion. Zwar nur halbszenisch, aber immerhin. Für Bellini’s „I puritani“ am 28. August konnten große Namen gewonnen werden: Lisette Oropesa, die Anfang der Saison ihr umjubeltes Debüt in der Wiener Staatsoper feierte. Javier Camarena, der die hohen C’s nur so mit einer Leichtigkeit hinausschleudert. Und Erwin Schrott, den man vermutlich niemandem mehr vorstellen muss.

Die Geheimtipps

Neben den vielen arrivierten Namen erwähnt Christoph Müller noch seine „Geheimtipps“. Darunter das Belcea Quartet, das vielen bereits bekannt sein dürfte, und englische A-cappella-Chöre. Seine heißeste Aktie, schwärmt Christoph Müller, sei jedoch die junge Pianistin Marie-Ange Nguci. Die gebürtige Albanerin, die am Pariser Konservatorium studiert hat, habe ihn sofort in ihren Bann gezogen. „Die Sanftheit ihres Anschlags hat mich derart überzeugt, dass ich davon ausgehe, sie wird mal eine ganz große Pianistin“, gibt sich Müller sicher.

Jürgen Pathy (klassikpunk.de), 5. Februar 2021, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

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