Foto: © Monika Rittershaus
Richard Wagner, Götterdämmerung
Hamburgische Staatsoper, 2. Dezember 2018
Ulrich Poser berichtet über die Aufführung der Götterdämmerung in der Hamburgischen Staatsoper vom 2.12.2018
Andreas Schager lieferte die gewohnte One-Man-Show als Altsiegfried und wurde am Ende wieder massiv vom sonst eher kühlen Hamburger Publikum bejubelt. Er sollte aber aufpassen: Diesmal verausgabte er sich in den ersten beiden Akten derart, dass er den 3. Akt nicht mehr vollständig „packte“. Die zugegebenermaßen höllisch anspruchsvollen, weil sehr hoch notierten, Waldvögeleinzitate musste er stellenweise um einiges nach unten transponieren, damit er kein stimmliches Desaster erleidet. Er hat diese kleine Mogelei professionell gehandhabt, und sie dürfte vielen, weniger wagnergeschulten Zuhörern auch gar nicht aufgefallen sein; das aufmerksame Rezensentenohr hingegen übermittelte die Warnzeichen deutlich. Weißt du, wie das wird? Schager täte gut daran, sich die Sangeskraft besser einzuteilen. 10 Prozent im 1. und 10 Prozent im 2. Akt Stimmeskraft weniger, sicherten ihm die notwendigen 100 Prozent im 3. Akt. Grandios übrigens, wie er in Gunthers Gestalt stimmlich baritonal den Gibichung gab.
Der Gunther von Vladimir Baykov begeisterte. Der Sänger hat eine sehr klare, kräftige Baritonstimme mit einer überragenden Textverständlichkeit. Wenn man ehrlich ist, war er am diesem Abend der „beste Mann auf dem Platz“, da er insbesondere bei den Höhen restlos überzeugte und zu keiner Zeit bis an seine Grenzen gehen musste.
Stephen Milling, der Publikumsliebling, sieht aus wie Hagen, sang wie Hagen und war Hagen. Sein schwarzer Bass meisterte die Hoiho!-Hoihohoho!-Rufe so gewaltig, wie sie sein müssen. Einzig bei den sehr hohen Stellen seiner Partie sang er ein bisschen zu leise. Trotzdem eine fantastische Leistung, die am Ende lautstark bejubelt wurde.
In großem Jubel durfte auch wieder Lise Lindstrom als Brünnhilde baden, die, die Stimmeskraft klug einteilend, maßvoll begann und damit genug Kraft für ein grandioses „Starke Scheite schichtet mir dort …“ hatte. Es ist unglaublich, wie eine Sängerin aus den USA diese mehr als anspruchsvolle Partie nicht nur nahezu akzentfrei bewältigen, sondern darüber hinaus mit eigener sängerischer Note wunderbar gestalten kann.
Die Note 1 mit Stern bekommen für ihre Leistung an diesem Abend Werner Van Mechelen als Alberich, Allison Oakes als Gutrune und die drei Rheintöchter Katharina Konradi, Ida Aldrian und Ann-Beth Solvang.
Das Philharmonische Staatsorchester Hamburg wurde an dieser Stelle bereits in der letzten Siegfried-Rezension in den Himmel gelobt; auf diesen Beitrag sei verwiesen.
Richard Wagner, Siegfried, Andreas Schager, Kent Nagano, Staatsoper Hamburg, 23. November 2018
Grandios, was Kent Nagano aus diesem Orchester gemacht und auch an diesem Abend wieder geleistet hat. Pure Wagnerfreude!
Die 3 Nornen hatten übrigens nicht ihren besten Abend. Das konnte die sehr große Freude über die gelungene Aufführung aber nicht trüben.
Ulrich Poser, 3. Dezember 2018,
für klassik-begeistert.de