Helmut Lachenmann
„Ausklang“- Konzertante Musik für Klavier und Orchester
Pierre-Laurent Aimard Klavier
Dmitri Schostakowitsch: Symphonie Nr. 11 g-Moll op. 103 »Das Jahr 1905«
Rundfunk Sinfonieorchester Berlin
Vladimir Jurowski Dirigent
Philharmonie Berlin, 10. September 2025
von Peter Sommeregger
Die ungewöhnliche Paarung dieser zwei Kompositionen, eines Zeitgenossen, und des vor 50 Jahren verstorbenen Schostakowitsch, ist ungewöhnlich und veranlasst Jurowski, vor Beginn des Konzertes über beide Werke erklärend zu sprechen.
Danach wird das Publikum gut vorbereitet mit Lachenmanns Klangkollagen konfrontiert. Leicht macht es einem der Komponist nicht, Musik im konventionell-herkömmlichen Stil darf man nicht erwarten. Selbst die Funktion der einzelnen Instrumente wird teilweise verändert, statt gestrichen wird von den Streichern gezupft, der Pianist klopft auch schon einmal mit einem Hämmerchen auf den Rahmen des Instruments. Das erzeugt ungewohnte, reizvolle Klänge, erfordern von Seiten des Publikums aber höchste Konzentration.
Der Pianist Pierre-Laurent Aimard stellt sich couragiert den ungewöhnlichen Anforderungen an den Klavierpart und wirkt damit wie ein Bindeglied der unterschiedlichen Klangflächen. Der Komponist Helmut Lachenmann sitzt im Publikum, und wird am Ende von Mitwirkenden wie Publikum gleichermaßen gefeiert, in Kürze steht sein 90. Geburtstag an.

Lachenmann (c) Klaus Rudolph, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Nach der Pause erklingt die 11. Symphonie von Dmitri Schostakowitsch. Dieses mehr als einstündige, in epischer Breite ausgespielte Werk zeigt den Komponisten auf der Höhe seiner Instrumentierungskunst und dem Reichtum seiner musikalischen Einfälle. Es ist scheinbare Programm-Musik, die sich den Petersburger Ereignissen des Jahres 1905 widmet, aber Schostakowitsch meint in Wahrheit sehr viel mehr und entwickelt ein ganzes Kaleidoskop emotionaler Höhepunkte.
Die Symphonie trifft leider bereits auf ein etwas angestrengtes Publikum, zwei so intensive Werke, die zusammen zwei Stunden dauern, sind auch einem affinen Publikum an einem Werktag-Abend nur bedingt zumutbar.
Die Absicht war gut, aber zu viel des Guten ist eher kontraproduktiv.
Trotzdem verdienter, frenetischer Jubel für Jurowski und sein Spitzenorchester.
Peter Sommeregger, 21. September 2025, für
klassik-begeistert.de und Klassik-begeistert.at
Les Siècles, Ustina Dubitsky Philharmonie Berlin, 6. September 2025
DSO Berlin, Anja Bihlmaier Dirigentin Philharmonie Berlin, 4. September 2025