Schammis Klassikwelt 7: Leise rieselt die Weihnachtsmusik in unsere Ohren und Herzen

von Jean-Nico Schambourg

Wenn ich meinen Stollen und meine Weihnachtskekse backe, wenn ich meinen Weihnachtsbaum aufrichte, dann läuft über meine Hi-Fi-Anlage Weihnachtsmusik, andernfalls gelingen die Leckereien nicht so gut oder der Baum steht hinterher schief.

Ich gestehe, mein Musikgeschmack zieht mich dabei nicht zu den klassischen Werken von Bach und anderen Barockkomponisten. Natürlich höre ich mir schon mal ein Weihnachtsoratorium von Bach an, aber eher aus Interesse an den Sängern als am Werk selbst. Ich bevorzuge die populären Weihnachtslieder aus aller Welt, natürlich vorgetragen von den großen Künstlern unserer Zeit. Dabei stelle ich Bing Crosby, Elvis Presley, Tony Bennett, Frank Sinatra auf dieselbe Ebene wie meine verehrten Opernsänger.

Viele halten diese Weihnachtsmusik für Kitsch! Stimmt auch, aber das passt doch total zu unserem  heutigen Weihnachten! Großes Verkaufsgeschäft und übertriebene Gefühlsduselei! Neben meinem Weihnachtsbaum liegt während der ganzen Weihnachtszeit ein Haufen von LPs und CDs mit Weihnachtsmusik. Einige meiner “klassischen” Schätze will ich hier gerne präsentieren.

Viele dieser Schallplatten wurden in den USA aufgenommen und beinhalten internationale Weihnachtslieder in englischer Sprache gesungen. Aus “Stille Nacht” wird dann “Silent Night”, aus “O Tannenbaum” wird “O Christmas Tree”. So zum Beispiel bei den Weihnachtsausgaben der Heilsarmee (The Salvation Army). Hier begegnen wir international bekannten Künstlern (Renata Tebaldi, Sándor Kónya, Stuart Burrows, Ingwar Wixell), gemischt mit amerikanischen Stützen der New Yorker MET (Eugene Conley, Janis Martin, Mary Costa, Robert Weede). Sie alle tragen geistliche Lieder (wie zum Beispiel Ave Maria, Largo von Händel) vor, sowie internationale Weihnachtslieder.

Erwähnenswert sind die gesprochenen Beiträge von Schauspielern wie Raymond Burr, den Älteren, unter uns bekannt als der im Rollstuhl sitzende Kommissar aus “Der Chef”, oder Lorne Greene, bekannt als Ben Cartwright aus der Fernsehserie “Bonanza”.

Auch die aus sieben Schallplatten bestehende Firestone Weihnachtsserie greift, neben einigen bekannten amerikanischen Unterhaltungskünstlern wie Julie Andrews, Vikki Carr und Vic Damone, auf Sänger der New Yorker MET zurück. Neben Superstars wie Leontyne Price, Franco Corelli und Nicolai Gedda hört man Dorothy Kirsten, Risë Stevens, Brian Sullivan, James McCracken, Roberta Peters, alles wichtige Stützen der New Yorker Oper der damaligen Zeit. Auch die Wiener Sängerknaben sind mit von der Partie. Unter der musikalischen Leitung von Irwin Kostal mit dem Firestone Orchestra stehen die gängigen Weihnachtslieder auf dem Programm.

Ein weiterer Star der Metropolitan Opera war der großartige Bariton Robert Merrill. Von ihm gibt es eine Schallplatte mit hauptsächlich amerikanischen Weihnachtsschlager. Gepaart mit dem Wissen, wie man diese Musik vorträgt, zeigt Merrill, dass das virile Timbre seiner luxuriösen Baritonstimme auch bei dieser Musik begeistern kann.

 Dass Carlo Bergonzi einer meiner Lieblingstenöre ist, habe ich schon in einem vorigen Artikel erzählt. Auf seiner Weihnachtsplatte singt er zwar keinen Verdi, dessen größter Interpret er meiner Meinung nach in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts war, aber sein Vortrag büßt auch bei diesen “einfachen” Liedern nichts ein an Eleganz und Phrasierungskunst.

Einer meiner absoluten Lieblingssängerinnen ist die amerikanische Sopranistin Eileen Farrell. Warum sie keine größere Karriere gemacht hat, entzieht sich meinem Verständnis und meinen Kenntnissen. Sie hat herrliche Schallplatten mit Opernarien hinterlassen, im Herbst ihrer Karriere hat sie auch viele jazz-angehauchte Platten aufgenommen. Von ihr gibt es auch eine Weihnachtsplatte, deren Coverfoto sie inmitten ihrer Familie zeigt. Begleitet wird sie von Orchester und Chor unter der Leitung von Luther Henderson.

https://youtu.be/8jY5W1xuWTs
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Europäische Opernstars präsentiert ein Pharma-Unternehmen, das mit seiner privaten Schallplatte im Jahre 1989 seine Weihnachtsgrüße an Kunden und Freunde des Hauses übermittelte. Neben den Starsopränen Edita Gruberova, Mirella Freni, Katia Ricciarelli und Edda Moser, sowie den Tenorgrößen Plácido Domingo, José Carreras, Peter Dvorsky und Peter Hofmann, erfreut mich vor allem der Wiener Bassist Kurt Rydl mit zwei amerikanischen Weihnachtsliedern.

Der große Wagnertenor Lauritz Melchior hat sich des öfteren auch der leichteren Muse gewidmet. Auf dieser 45er Singleplatte trägt er u.a. das Ave Maria von Bach/Gounod, sowie Stille Nacht, natürlich auf englisch gesungen, vor.

Zum Schluss präsentiere ich noch eine 45er Single des französischen Tenors Tony Poncet, nicht wegen der außergewöhnlichen Gesangsleistung des Tenors, aber wegen der tollen Aufmachung der Platte. Neben einer herausnehmbaren Krippenszene, bietet die Platte auch noch Noten und Texte der, diesmal in französischer Sprache, vorgetragenen Weihnachtslieder an.

Solche kleinen “Schätze” erwärmen das Herz des Sammlers auch in der kalten Weihnachtszeit.