Jakub Hrůša © Marian Lenhard
Jakub Hrůša baut die finale Spannung gekonnt auf, die sich am Ende in Jubelrufen des Publikums löst. Man hat einen Abend erlebt, der sich zum Teil außerhalb der ausgetretenen Repertoire-Pfade bewegte, was ihn umso interessanter machte.
Leoš Janáček
Suite aus der Oper „Osud“
Ludwig van Beethoven
Konzert für Klavier und Orchester Nr.5
Béla Bartók
Konzert für Orchester
Seong-Jin Cho Klavier
Jakub Hrůša Dirigent
Berliner Philharmoniker
Philharmonie Berlin, 13. März 2025
von Peter Sommeregger
Der aus Brünn gebürtige Dirigent ist bereits seit einigen Jahren Stammgast bei den Berliner Philharmonikern, Orchester und Publikum schätzen seine Stilsicherheit und die Breite seines Repertoires.
Für sein aktuelles Konzert traf er eine ungewöhnliche Programm-Auswahl, platzierte Beethovens wuchtiges 5. Klavierkonzert zwischen zwei Werke aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Janáčeks Oper „Osud“, die erst posthum uraufgeführt wurde, hat sich bis heute nicht auf den Spielplänen etablieren können. Die etwa 20-minütige Orchestersuite gibt einen Eindruck vom musikalischen Gehalt des Werkes, das man gerne einmal komplett auf der Bühne sehen würde. Hrůša ist bei der Musik seines Landsmannes in seinem Element und lässt sie intensiv aufblühen.
Beethovens 5. Klavierkonzert stellt dazu einen größtmöglichen Kontrast her. Das letzte Werk des Komponisten für diese Gattung trägt durchaus martialische Züge, der wuchtige Orchesterpart findet seine Entsprechung in den pianistischen Passagen.
Mit dem koreanischen Pianisten Seong-Jin Cho, Artist in residence dieser Spielzeit sitzt ein versierter Solist am Flügel. Schon die ersten Takte lassen erkennen, dass Dirigent und Solist nachdrücklich den martialischen Charakter des Werkes herausarbeiten. Was der Koreaner an virtuoser Beherrschung seines Instruments demonstriert, ist phänomenal.

Die schnellen Passagen werden in atemberaubendem Tempo genommen, Triller und Läufe perlen in den Saal. Ein wenig enttäuschend fallen die langsamen, verinnerlichten Passagen aus, hier vermisst man bisweilen eine Tiefe des Gefühls und des Ausdrucks. Das Klischee von den technisch perfekten, aber emotional zurückhaltenden asiatischen Pianisten scheint sich wieder einmal zu bewahrheiten. Am Ende frenetischer Jubel, der eine stürmische Zugabe erzwingt.
Als letztes Werk erklingt das Konzert für Orchester von Béla Bartók in fünf Sätzen. Es ist des Komponisten letztes großes Werk, das er, isoliert und bereits todkrank im amerikanischen Exil, als Auftragswerk für das Boston Symphony Orchestra und seinen charismatischen Chef Sergei Kussewizki komponierte.
Am Ende seines Schaffens näherte sich der Komponist wieder einer traditionelleren Tonsprache an. Die fünf in ihrem Charakter sehr unterschiedlichen Abschnitte des Werkes geben dem ausführenden Orchester reichlich Gelegenheit, mit allen Instrumentengruppen zu glänzen.
Der Dirigent baut die finale Spannung gekonnt auf, die sich am Ende in Jubelrufen des Publikums löst. Man hat einen Abend erlebt, der sich zum Teil außerhalb der ausgetretenen Repertoire-Pfade bewegte, was ihn umso interessanter machte.
Peter Sommeregger, 16. März 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
CD-Besprechung: Maurice Ravel, Seong-Jin Cho, Klavier klassik-begeistert.de, 17. Februar 2025
Bamberger Symphoniker, Jakub Hrůša Kölner Philharmonie, 7. Februar 2025